Normalerweise gilt für Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter ein strenger Dresscode. Die Uniform ist Pflicht, dazu gibt es klare Regeln zu Frisur, Schmuck oder Make-up.
Allerdings haben sich diese Regeln in den vergangenen Jahren bei vielen Airlines etwas aufgeweicht. Oder genauer: Sie wurden an moderne Gegebenheiten angepasst.
Aber nicht überall. So hat etwa die chinesische Hainan Airlines ihre Regeln jüngst gar verschärft, wie «Aerotelegraph» meldet.
Die Waage entscheidet über die Arbeitsfähigkeit
Seit Anfang Juni gilt die neue Richtlinie. Demnach droht Flugbegleiterinnen ein Flugverbot, wenn deren Gewicht nicht einem präzise formulierten Standard entspricht. Der Standard lautet: Körpergrösse in Zentimeter minus 110 gleich Standardgewicht in Kilogramm. Eine 170 Zentimeter grosse Frau darf demnach nicht mehr als 60 Kilo auf die Waage bringen. Flugbegleiterinnen, die innerhalb von 5 Prozent über dieser Norm liegen, werden monatlich überprüft. Wer 10 Prozent darüber liegt, wird suspendiert und auf Diät gesetzt.
Hainan Airlines – die zwischen 2018 und 2020 auch nach Zürich flog – argumentiert mit der «Erhaltung von Gesundheit» sowie dem guten beruflichen Image. Allerdings erinnert ihr Vorgehen an Zeiten, als Flugbegleiterinnen vor allem etwas fürs Auge sein sollten.
Männer in Frauen-Uniform
Heute gibt es immer mehr Toleranz am Himmel. Zum Beispiel dürfen Flugbegleitende bei der amerikanischen United Airlines seit 2021 sichtbare Tattoos vorweisen und, unabhängig des Geschlechts, ihr Haar lose tragen. Bei der britischen Virgin Atlantic wie auch bei der amerikanischen JetBlue dürfen Frauen seit 2022 auch die Männer-Uniform tragen – und umgekehrt. Vor wenigen Tagen hat die australische Qantas ebenfalls die Regeln gelockert. Deren Flugbegleiterinnen dürfen jetzt auf High Heels verzichten, während Flugbegleiter Make-up tragen dürfen.
Die Flugbesatzungen freuen sich über das höhere Mass an Freiheit. Allerdings gibt es auch Kritik daran, dass teils männliche Flugbegleiter in der Frauen-Uniform bedienen dürfen. Die Lockerung der Uniform-Regeln gerät zunehmend in den Fokus der «Kulturkriege», den Konservative und Liberale im Bereich der Geschlechteridentität austragen. So muss etwa Virgin Atlantic auf Flügen nach Katar die Besatzung zum Uniform-Tragen entlang klassischen Geschlechtsnormen anhalten.