Raffeisen-Chef Patrik Gisel (56) tritt zurück
«Habe mein Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt»

Raiffeisen-Chef Patrik Gisel verabschiedet sich von Raiffeisen. Auf Ende Jahr gibt er seinen Posten auf. Damit wolle er die Reputation der Bank schützen.
Publiziert: 18.07.2018 um 07:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:28 Uhr
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Patrik Gisel, Nachfolger von Pierin Vincenz an der Spitze von Raiffeisen, tritt per Ende Jahr von seinem Chefposten zurück. Er leitet die Bank seit Oktober 2015.
Foto: Keystone

Raiffeisen-CEO Patrik Gisel (56) tritt per Ende Jahr von seinem Posten zurück. Das hat Raiffeisen heute Morgen in einer Medienmitteilung bekanntgegeben. Demnach habe sich Gisel entschieden, seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung per Ende Jahr abzugeben. Er scheide damit auch aus der Bank aus. Gisel leitet die Bank seit Oktober 2015.

Der Rücktrittsentscheid sei ihm schwer gefallen, vermeldet Gisel in einem persönlichen Statement. «Ich habe meine Aufgabe immer mit viel Herzblut und Engagement wahrgenommen und mein Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt», erklärt er. Alleine die Tatsache, dass er viele Jahre die Stellvertretung von Pierin Vincenz wahrgenommen habe, hätte zu medialer Kritik an seiner Person geführt. «Diese möchte ich beenden und gleichzeitig die Reputation der Bank schützen», begründet er seine Entscheidung weiter.

Diese Erklärung stützt Raiffeisen. Gisel wolle mit dem Schritt die öffentliche Debatte um seine Person beenden und die Reputation der Bank schützen. Die Affäre um seinen Vorgänger Pierin Vincenz (62) hat auch Gisel belastet.

Ermittlung gegen Vorgänger läuft

Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Vincenz wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung. Der Banker soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Er sass deswegen während rund 15 Wochen in Untersuchungshaft.

Die Affäre ging an Gisel nicht spurlos vorbei. So etwa nahm ein Interner, der Informationen aus dem Finma-Bericht an die «SonntagsZeitung» weitergegeben hatte, den CEO ins Visier (BLICK berichtete).

Der schwerwiegendste Vorwurf: Laut Bericht hatte die Raiffeisen-Spitze bis 2015 über eine halbe Milliarde Franken in den Finanzdienstleister Leonteq gepumpt – ein Klumpenrisiko! Dies hätte die Geschäftsleitung dem Verwaltungsrat (VR) melden müssen, tat es aber nicht. Teil dieser Geschäftsleitung damals: nicht nur Vincenz als CEO, sondern auch Gisel als Nummer zwei.

Notenstein-Verkauf brachte Verschnaufpause

Etwas Entlastung für den Raiffeisen-CEO brachte im Mai der Verkauf von Notenstein an Vontobel. Zum einen war damit die Ära Vincenz definitiv Geschichte, zum anderen stärkte Gisel seine eigene Position an der Spitze der Genossenschaftsbank.

Geradezu prophetisch liest sich aber heute die damalige Einschätzung des emeritierten Bankenprofessors Hans Geiger (75) zum Deal. «Der Verkauf von Notenstein gibt ihm eine Verschnaufpause.» Der grösste Druck sei weg – «im Moment weg», betonte Geiger gegenüber BLICK. Bald darauf war dieser Moment aber wieder vorbei, und der Druck kehrte zurück. Jetzt wurde dieser offenbar zu gross.

Raiffeisen stellt kein Problem fest

Die Integrität von Patrik Gisel steht für die Raiffeisen heute ausser Zweifel. Weder das im Juni 2018 abgeschlossene Enforcement-Verfahren der Finanzmarktaufsicht Finma, noch die Zwischenresultate der laufenden unabhängigen Untersuchung zur «Ära Pierin Vincenz» würden ihn aufsichtsrechtlich belasten, hält das Institut fest.

Mit dem Rücktritt von Gisel muss sich Raiffeisen auf die Suche nach einem neuen Chef machen. Bereits hat der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz den Auswahlprozess für einen Nachfolger eingeleitet, so die Mitteilung weiter.

Die Bank ersetzt zudem grosse Teile des Verwaltungsrats. Neun von elf bisherigen Mitglieder haben angekündigt, ihr Amt wegen Amtszeitbeschränkung, Alter oder mangelnder Motivation abzugeben. (jfr/SDA)

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