Als Novartis Mitte Woche Klaus Moosmayer (49) als neuen «Chief Ethics, Risk and Compliance Officer» präsentierte (dt. Chef für Ethik, Risiken und Einhaltung der Regeln), war viel von Zukunft die Rede: «Wir streben danach, die Medizin neu zu denken, und messen uns deshalb an den höchsten ethischen Standards», so Novartis-CEO Vas Narasimhan (42) gewohnt unbescheiden. Von der Gegenwart sprach niemand.
Hier liegt Moosmayers grosse Herausforderung: Der Basler Pharmagigant war jüngst gleich an mehreren Fronten in unappetitliche Affären verwickelt. In Griechenland wird ein Fall von möglicher Korruption aufgearbeitet. Der Verdacht: Novartis soll zwischen 2006 und 2015 Ärzte und Politiker bestochen haben.
Grössere Schlagzeilen machten Zahlungen an den Ex-Anwalt des US-Präsidenten, Michael Cohen (51). Mehr als 1,2 Millionen Dollar – von höchster Stelle abgesegnet – soll Novartis an den «Fixer» von Donald Trump (72) überwiesen haben. Aufgeflogen waren die Zahlungen, weil sie über das gleiche Konto abgewickelt worden waren, über welches Anwalt Cohen der Sexfilm-Darstellerin und Trump-Geliebten Stormy Daniels (39) Schweigegeld gezahlt hatte.
Schmiergeld-Erfahrung
Es spricht für sich, dass Novartis ausgerechnet Moosmayer von München (D) nach Basel gelotst hat: Seit 2000 arbeitete der Jurist für Siemens – ab 2006 war er hauptsächlich damit beschäftigt, den gigantischen Schmiergeld-Skandal des deutschen Elektroriesen aufzuarbeiten. Siemens hatte ein raffiniertes Bestechungssystem konstruiert, um international an Aufträge zu kommen. Folge: Siemens zahlte 2,9 Milliarden Euro Busse.
Auf die Frage, was es denn bei Novartis aufzuräumen gebe, antwortet der Pharmariese ausweichend: «Dr. Moosmayer ist als einer der weltweit führenden Experten für Ethik und Compliance anerkannt.» Er werde eine wichtige Rolle spielen, den Umgang mit diesen Themen weiter zu definieren.
Wie seine Vorgängerin Shannon Thyme Klinger (47) wird der Neue Mitglied der Geschäftsleitung und rapportiert direkt an CEO Narasimhan. Er fängt am 1. Dezember an und hat sein Büro in Basel.
Laut Novartis stehen ihm 500 Angestellte zur Verfügung. Der Auftrag ist klar: Skandale wie in Griechenland oder den USA sollen nie wieder vorkommen.