Der neue SBB-CEO Vincent Ducrot (57) prügelt auf den Bombardier-Pannenzug ein. «Beim Fernverkehrs-Dosto haben wir einen Fehler gemacht», sagt der Romands im Interview mit der Fachzeitschrift «Eisenbahn-Revue». «Wir haben zu viel Neues verlangt und damit das Risiko erhöht.»
Die neuen Doppelstöcker, so Ducrot, seien «extrem komplex». Die Züge hätten «überall Software». Das sorge für Probleme. «Unsere Züge sind eher Computer auf Rädern statt Züge.»
Ducrot ist ein Bähnler alter Schule. Er ist seit April im Amt, hat grosse Ambitionen mit der SBB – und grosse Vorbilder. Tesla-Chef Elon Musk (49) gehört dazu.
Idol Elon Musk
«Ich bin immer fasziniert, wie Elon Musk einfach baut und wie erfolgreich er damit ist», so Ducrot. «Er hat ein einfaches Elektroauto gebaut. Seine Basis hat eine einzige Software, die alles steuert. Es hat sehr wenig Technik in diesem Bereich und dadurch weniger Systeme, die untereinander agieren. Es ist sehr einfach.»
Musk, so Ducrot weiter, sei der einzige, der das schaffe. «Unsere Industrie macht genau das Gegenteil.»
Ducrot spricht Klartext. Auch wenn es um Themen wie Pünktlichkeit oder Effizienz geht. Die Unpünktlichkeit macht ihm Sorgen. «Ich bin auch nicht zufrieden mit dem Zustand der Flotte», so Ducrot weiter. «Ich habe kein Problem, das auszusprechen.»
Fehler sind erlaubt
Ducrot nimmt kein Blatt vor den Mund. Weder gegen aussen noch innen. «Wir müssen für unsere Bahn geradestehen», fordert der Chef von über 32'000 Bähnlern. Er will eine neue Fehlerkultur etablieren.
«Ich sage auch meinen Kindern immer: Einen Fehler darfst du machen. Aber lerne aus diesem Fehler und begeh ihn nicht ein zweites Mal.» Ducrot ist alleinerziehender Vater von sechs Kindern!
Bei den SBB-Mitarbeitern muss der neue Chef aber noch etwas Überzeugungsarbeit leisten. «Die Leute hatten anfänglich etwas Angst, mit den Problemen zu uns zu kommen. Ich aber sage ihnen: Nein! Lernt! Es soll nicht ein zweites Mal geschehen. Das ist viel wichtiger.»
Meeting mit der Basis
Hört die Basis die Worte? Ducrot hofft es. Und um sicherzugehen, organisiert er wöchentliche Meetings mit den Mitarbeitern von der Front. Telefon-Meetings und Video-Konferenzen.
Zuletzt traf er in diesem Setting eine Gruppe von Lokführern. 30 waren es an der Zahl. Sie sprachen mit ihm darüber, «wo der Schuh drückt». «Ich habe dabei keine Agenda, ich höre nur zu.»
«Ich bin überzeugt, dadurch wird die Motivation viel besser werden», sagt Ducrot. (ise)