Eine britische TV-Doku erhebt schwere Vorwürfe gegen Nespresso. Auf mindestens sechs Kaffeefarmen im zentralamerikanischen Guatemala sollen Kinder arbeiten. Sie wurden beim Pflücken von Kaffeebohnen und beim Schleppen von Säcken gefilmt. Die Betriebe, heisst es, sollen Nespresso beliefern. Noch schlimmer: Sie sind offenbar von der Nichtregierungsorganisation Rainforest Alliance zertifiziert, die derartige Zustände eigentlich nicht duldet.
Die Erstaustrahlung der Doku steht noch aus. Sie wird Anfang März über den britischen Sender Channel 4 laufen. Die Filmemacher haben vorab aber bereits Nespresso und deren Botschafter George Clooney (58) informiert. Beide haben auf die Vorwürfe reagiert.
Clooney sagte, er sei «überrascht und traurig» über die Entdeckung von Kinderarbeit auf den Farmen des Kaffeeriesen. Der Schauspieler und Regisseur arbeitete früher während der Schulferien selbst auf der familieneigenen Tabakfarm. Er ist seit 14 Jahren das Gesicht des Kaffeegiganten.
Nespresso kündigt Untersuchung an
Clooney sagt, Nespresso werde sich dem Thema annehmen. «Die Firma hat Arbeit vor sich», so Clooney. «Und diese Arbeit wird getan werden.»
Nespresso wiederum hat eine «gründliche Untersuchung» seiner Farmen in Guatemala eingeleitet. Alle Käufe von den Problemplantagen sind ausgesetzt. Das sagte der neue Nespresso-Chef Guillaume Le Cunff (48) in einer Videoerklärung und einer weiteren Medienmitteilung.
Le Cunff macht klar: «Nespresso duldet keinerlei Kinderarbeit.» Und: «Wir werden alles tun, was wir können, um Kinderarbeit auszumerzen. Sie hat keinen Platz in unserer Lieferkette.»
Zehn Fälle in vier Jahren
Nespresso überprüft seine Zulieferer regelmässig auf Verstösse gegen die vereinbarten Standards. Das Unternehmen rühmt sich, eine ethisch einwandfreie Anbaupolitik zu haben. Trotzdem lassen sich Verfehlungen nicht vermeiden.
Bei Besuchen auf Kaffeefarmen in Costa Rica, Äthiopien, Uganda und anderen Lieferländern wurden laut Nespresso im Jahr 2019 zwei Fälle von Kinderarbeit entdeckt.
In den vergangenen vier Jahren wurden zehn Fälle gemeldet. Keiner davon in Guatemala. Jeder Fall sei «effektiv gelöst» worden, so das Unternehmen.