Keine Frauen in der Chef-Etage – BLICK-Kolumnistin kritisiert Online-Händler
Zalando ist kein Einzelfall

In Deutschland haben 105 grosse Firmen keine einzige Frau in der Geschäftsleitung. Trotz staatlicher Frauenquote. In der Schweiz ist die Lage nicht viel besser.
Publiziert: 15.05.2019 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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Die männliche Geschäftsleitung von Zalando: Die drei Gründer Robert Gentz (36), David Schneider (37) und Rubin Ritter (37) mit dem Technik-Direktor Jim Freeman (47) und Finanz-Chef David Schröder (37), von rechts.
Foto: PD
Patrik Berger und Noé Waldmann

SRF-Börsenmoderatorin Patrizia Laeri (40) bestellt nicht mehr bei Zalando. Der Grund, den sie in ihrer BLICK-Kolumne nennt: Die Chefs der Kleiderfirma wollen keine Frauen in der Geschäftsleitung. Das ist in Deutschland keine Seltenheit. Dort gibt es 105 börsenkotierte Firmen, deren Geschäftsleitung nur aus Männern besteht. 53 von ihnen haben es sich sogar explizit zum Ziel gesetzt, dass das bis 2022 so bleiben soll. Darunter Firmen wie Fielmann, Sixt, Rheinmetall und eben Zalando. Das zeigt der Bericht der Allbright-Stiftung.

Beim Online-Modegiganten besteht die Geschäftsleitung aus den Gründern Robert Gentz (36), David Schneider (37) und Rubin Ritter (37). Komplettiert wird sie von einem Finanzchef und einem technischen Direktor. Frauen? Fehlanzeige. Das soll bis 2022 so bleiben. Der Verwaltungsrat begründet: Zalando sei eine gründergeführte Firma, die «sehr schlanke Vorstandsstruktur» habe sich bewährt.

Im Verwaltungsrat von Zalando beträgt der Frauenanteil 22 Prozent. Nur elf Prozent des oberen Kaders sind weiblich. Diesen Anteil will der Onlinehändler bis 2022 auf 25 Prozent ausbauen. Auf der Stufe unteres Kader sollen es gar 30 Prozent werden (heute 16 Prozent).

«Reine Effekthascherei»

2015 hatte Deutschland die Geschlechterquote im Verwaltungsrat eingeführt. 30 Prozent sollen Frauen sein. Davon erhoffte man sich, dass auch mehr Frauen in der Geschäftsleitung Einsitz nehmen. Der Erfolg der Massnahme ist bisher aber bescheiden: Der Frauenanteil in den Chefetagen der insgesamt 160 börsenkotierten Firmen Deutschlands liegt bei 8,8 Prozent.

Von einer solchen Frauenförderung hält Guido Schilling (60) nichts. «Staatliche Quoten sind reine Effekthascherei», sagt der Zürcher Headhunter. «Ich sehe es jeden Tag, dass es im mittleren Kader längst genügend fähige Frauen gibt, die bald im Topmanagement Einsitz nehmen werden.»

Nachholbedarf auch in der Schweiz

Es brauche vielmehr einen kulturellen Wandel. «Firmen müssen den Mehrwert erkennen, den sie dank gemischten Teams erhalten.» Immer mehr qualifizierte Frauen sind bereit, den Mehraufwand zu leisten, den eine Kaderposition mit sich bringt. Der Staat müsse dafür sorgen, dass gut ausgebildete Mütter dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben.

Auch in der Schweiz besteht Nachholbedarf, wie der aktuelle Schilling-Report zeigt. Jede zweite der 100 grössten Firmen hat keine einzige Frau in der Geschäftsleitung. Darunter: Coop, der Liftbauer Schindler und Logistiker Kühne + Nagel. Der Frauenanteil dieser Firmen beträgt im Schnitt 9 Prozent.

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