Das Restaurant Triemel in Hochwang in den Bündner Bergen bietet einen traurigen Anblick: In einem normalen Winter wären die Pisten rundherum schneebedeckt und voller Skifahrerinnen und Skifahrer. An Skivergnügen ist auf den Hängen derzeit jedoch nicht zu denken. Überall auf den Skipisten blitzen Rasenbüschel, mancherorts ganze Wiesenflächen hervor. Und das, obwohl das Restaurant auf 1880 Meter über Meer liegt.
Der Anblick überrascht: Dass Skigebiete in tieferen Lagen immer mal wieder mit grünen Wiesen statt perfekt präparierten Pisten aufwarten, ist nicht neu. Doch Hochwang reicht bis auf eine Höhe von 2284 Meter hinauf. Solche Höhenlagen sollen eigentlich Schneesicherheit garantieren. Doch aktuell sind alle elf Pisten geschlossen.
Das wichtige Neujahrsgeschäft fällt weg
Damit fällt für die Bahnen das Geschäft in der wichtigen Neujahreswoche ins Wasser. Über Weihnachten und Neujahr verdienen viele Bergbahnen bis 15 Prozent ihres Jahresumsatzes. Und gerade Hochwang könnte das Geld gut gebrauchen: Den finanziell klammen Sportbahnen hat in der Vergangenheit das Geld für einen Ausbau der Beschneiungsanlagen gefehlt. Erst im Frühsommer mussten sie Gelder sammeln, damit sie den Betrieb der aktuellen Wintersaison sicherstellen konnten.
Doch auch Schneekanonen sind in höheren Lagen derzeit kein Garant für einen funktionierenden Skibetrieb. Am Montag musste das Bündner Gebiet Splügen-Tambo den Skibetrieb einstellen. Obwohl es bis auf 2215 Meter hinaufreicht. Und obwohl die dortigen Bahnen 60 Prozent der Pisten beschneien können und mit ihrer Schneesicherheit werben. «Wir haben zu viel Wasser auf den Pisten. Es gab relativ viel Regen, dann kam noch der Föhn», erklärt Bergbahnen-CEO Hans «Hacher» Bernet (54) zu Blick. Eine ungünstige Kombination, die der Schneedecke am Berg den Rest gegeben hat.
Schliessen bald weitere Skigebiete?
Müssen Skifahrerinnen und Skifahrer nun befürchten, dass in den nächsten Wochen reihenweise andere Gebiete zu gehen, die wie Hochwang und Splügen-Tambo zwischen knapp 1500 und über 2200 Metern liegen? «Nein, Kunstschneedecken sind viel dichter und kompakter. Wer im Dezember beschneien konnte, wird auch in den nächsten Wochen noch gute Bedingungen zum Skifahren bieten können», sagt Berno Stoffel (52), Direktor von Seilbahnen Schweiz. Falls ein Gebiet nicht von einer derart unglücklichen Wetterkombination wie in Splügen erfasst wird.
Langlaufen statt Skifahren
In der Hotellerie und im übrigen Tourismusgewerbe in Splügen hofft man derweil, dass die Schliessung des Skigebiets nicht auch noch das eigene Geschäft vermiest. Aktuell bleiben die Stornierungen in den Hotels glücklicherweise noch aus, wie eine kleine Blick-Umfrage zeigt. Doch es sei noch zu früh, damit die Auswirkungen wirklich abgeschätzt werden könnten.
Für die Skifahrer bietet sich als Alternative die Langlaufloipe an. «Die Bedingungen auf der Loipe sind gut. Bis halb 12 Uhr sind die Pisten hart, in etwa wie im Frühling», sagt Langlauflehrer Ernst Steiner (65). Andere Gäste gehen im Ort wandern.
Die Bahnen hoffen darauf, dass die Temperaturen rasch sinken, damit sie mit einer neuen Kunstschneedecke die Skisaison neu lancieren können.