Kaufen bleibt die günstigere Alternative
Die Preise fürs Eigenheim gehen durch die Decke

Wer sich in der Schweiz ein Eigenheim kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Wohneigentum ist knapp und entsprechend teuer. Dafür stehen immer mehr Mietwohnungen leer.
Publiziert: 05.11.2019 um 13:02 Uhr
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Der niedrigen Zinsen wegen wird in Schweiz nach wie vor unablässig gebaut.
Foto: STEFAN BOHRER
Patrik Berger

Der Schweizer Immobilienmarkt befindet sich noch immer im Würgegriff der tiefen Zinsen. Landauf, landab wird auf Teufel komm raus gebaut – oft auch in Regionen, wo es wenig Sinn macht. Etwa, weil es dort bereits viele leerstehende Wohnungen gibt.

Diese Grosswetterlage auf dem Immobilienmarkt freut Eigenheimbesitzer. Die niedrigen Zinsen halten die Wohnkosten tief. Heisst auch: Kaufen bleibt gegenüber Mieten die günstigere Alternative. Die steigende Nachfrage nach Einfamilienhäusern oder Stockwerkeigentum belegt den Trend.

Das hat direkte Auswirkungen auf deren Preise. Sie haben im dritten Quartal erneut Allzeithochs erreicht. «Innerhalb eines Jahres haben sich Häuser um 6 Prozent verteuert, Eigentumswohnungen um über 2 Prozent», heisst es in der Studie «Immobilien Schweiz» von der Raiffeisen Bank.

Leerstand bei Wohnungen steigt und steigt

Während Eigentumswohnungen und Häuser gesucht und entsprechend teuer sind, stehen viele Mietwohnungen leer. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik sind eindrücklich: Innert fünf Jahren hat die Zahl der leer stehenden Mietwohnungen um 56 Prozent auf 62'500 Objekte zugenommen. Zum Vergleich: Nur 14 Prozent der Objekte (12'500 Wohnungen und Häuser), die man kaufen kann, stehen leer.

Laut der Raiffeisen-Studie liegt die Leerwohnungsquote auf dem heimischen Mietwohnungsmarkt bei über 2,6 Prozent. Im Vergleich: Nur 0,6 Prozent der Objekte im Eigenheimsegment stehen leer.

Leerstände schrecken Investoren nicht ab

Die kantonalen Unterschiede sind beachtlich: Im Kanton Solothurn stehen 6,7 Prozent der Mietwohnungen leer, im Wallis 5,4 Prozent und im Thurgau 4,8 Prozent. Am wenigsten leerstehende Wohnungen gibt es in den Kantonen Zug (0,59 Prozent), Genf (0,61 Prozent) und Zürich (1,15 Prozent).

Mieter sind im Vorteil

Wohnungssuchende profitieren aktuell von rückläufigen Angebotsmieten. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Swiss Real Estate Offer Index. Die Angebotsmieten sind im Oktober im schweizweiten Durchschnitt um 0,2 Prozent gesunken und damit stabil.

Positiv für Mieter zeigt sich auch der längerfristige Trend: In den vergangenen zwölf Monaten sind die in Inseraten publizierten Mieten landesweit um 0,8 Prozent gesunken.

Damit nicht genug: Stagnierende oder sinkende Mieten sind auch in den kommenden Monaten zu erwarten. ImmoScout24 Director Martin Waeber hat eine Erklärung dafür: «Ein Grund ist die nach wie vor erhöhte Bautätigkeit: Im vergangenen Jahr hat der Wohnbestand um fast 60‘000 Einheiten zugenommen, ein Grossteil davon Mietwohnungen.»

In vielen Regionen bringe dies den Mietern Vorteile: Sie hätten die Qual der Wahl und eine wachsende Verhandlungsmacht gegenüber den Vermietern, so Waeber. (pbe)

Wohnungssuchende profitieren aktuell von rückläufigen Angebotsmieten. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Swiss Real Estate Offer Index. Die Angebotsmieten sind im Oktober im schweizweiten Durchschnitt um 0,2 Prozent gesunken und damit stabil.

Positiv für Mieter zeigt sich auch der längerfristige Trend: In den vergangenen zwölf Monaten sind die in Inseraten publizierten Mieten landesweit um 0,8 Prozent gesunken.

Damit nicht genug: Stagnierende oder sinkende Mieten sind auch in den kommenden Monaten zu erwarten. ImmoScout24 Director Martin Waeber hat eine Erklärung dafür: «Ein Grund ist die nach wie vor erhöhte Bautätigkeit: Im vergangenen Jahr hat der Wohnbestand um fast 60‘000 Einheiten zugenommen, ein Grossteil davon Mietwohnungen.»

In vielen Regionen bringe dies den Mietern Vorteile: Sie hätten die Qual der Wahl und eine wachsende Verhandlungsmacht gegenüber den Vermietern, so Waeber. (pbe)

Die hohen Leerstände schrecken die Investoren aber nicht ab. Im Gegenteil: Obwohl immer mehr Wohnungen nicht vermietet werden können, werden laut der Raiffeisen-Studie viele neue Renditeliegenschaften gebaut. «Das im Negativzinsumfeld renditesuchende Kapital fliesst weiter stärker in den Mietwohnungsmarkt als in den Eigenheimmarkt», sagt Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff (58).

Eigenheimpreise werden weiter steigen

Und wie sieht die Immo-Zukunft aus? Steigen die Preise für Einfamilienhäuser weiter an? Oder kommt es plötzlich zum grossen Preiszerfall? Für die Experten von Raiffeisen ist klar: «Die anhaltend tiefen Zinsen sichern die Eigenheimpreise gegen unten ab.»

Da Kaufen die günstigere Alternative bleibt, rechnet man bei der Bank mit weiter steigenden Preisen. «Die Dynamik verlangsamt sich aber», heisst es.

Die Angebotsmieten in Regionen mit einem hohem Überangebot an Wohnungen werden künftig sinken. «Die Korrektur ist aber noch nicht stark genug, dass auch die Bestandsmieten sinken werden», heisst es in der Studie.

Langfristige Hypotheken werden wieder teurer

Die Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die gebannte Gefahr eines No-Deal-Brexit hinterlassen auch Spuren bei den Hypo-Zinsen. Häuslebauer müssen sich insbesondere bei langen Laufzeiten wieder auf steigende Zinssätze einstellen.

Die überraschende Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die gebannte Gefahr eines No-Deal-Brexit und der von der EU gewährte Aufschub bis Ende Januar 2020 hätten zu einer Verminderung der Abwärtsrisiken und damit zu einer gewissen Beruhigung der makroökonomischen Lage geführt, schreibt der Hypothekenvermittler Moneypark in einer Mitteilung.

Auf diese Entwicklung haben die Zinsen für Hypotheken mit längeren Laufzeiten, die in den letzten Monaten vermehrt eine unabhängige Entwicklung gegenüber den Kapitalmarktsätzen gezeigt hatten, im Oktober reagiert. Das deute auf ein Ende oder zumindest auf eine Pause der Entkoppelung hin, schreibt Moneypark weiter.

So verteuerte sich die günstigste Zehnjahres-Hypothek im Oktober um 8 Basispunkte auf 0,71 Prozent. Hypothekarnehmer, welche auf lange Laufzeiten setzen, müssen somit etwas tiefer in die Tasche greifen als noch beim Allzeittief von Ende August 2019, als der Top-Satz der zehnjährigen Hypothek bei 0,60 Prozent lag.

Der Top-Satz der fünfjährigen Festhypothek stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 3 Basispunkte, verglichen mit 11 Basispunkten bei der zehnjährigen.

Moneypark geht davon aus, dass aufgrund der wirtschaftlichen Beruhigung und der gestiegenen Swap-Sätze weitere Anbieter ihre Zinsen leicht nach oben anpassen werden.

Signifikante Ausschläge bei den Hypothekarzinsen erwartet Moneypark allerdings nicht, da die Wirtschaftslage weiter fragil und die Kapitalmarktzinsen volatil bleiben würden. Die leichten Anstiege der Hypothekarzinsen seien nicht als langfristiger Trend zu werten, aber es würden Anzeichen bestehen, dass es im aktuellen Monat eher leicht auf- als abwärts gehe, heisst es weiter. (SDA)

Die Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die gebannte Gefahr eines No-Deal-Brexit hinterlassen auch Spuren bei den Hypo-Zinsen. Häuslebauer müssen sich insbesondere bei langen Laufzeiten wieder auf steigende Zinssätze einstellen.

Die überraschende Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die gebannte Gefahr eines No-Deal-Brexit und der von der EU gewährte Aufschub bis Ende Januar 2020 hätten zu einer Verminderung der Abwärtsrisiken und damit zu einer gewissen Beruhigung der makroökonomischen Lage geführt, schreibt der Hypothekenvermittler Moneypark in einer Mitteilung.

Auf diese Entwicklung haben die Zinsen für Hypotheken mit längeren Laufzeiten, die in den letzten Monaten vermehrt eine unabhängige Entwicklung gegenüber den Kapitalmarktsätzen gezeigt hatten, im Oktober reagiert. Das deute auf ein Ende oder zumindest auf eine Pause der Entkoppelung hin, schreibt Moneypark weiter.

So verteuerte sich die günstigste Zehnjahres-Hypothek im Oktober um 8 Basispunkte auf 0,71 Prozent. Hypothekarnehmer, welche auf lange Laufzeiten setzen, müssen somit etwas tiefer in die Tasche greifen als noch beim Allzeittief von Ende August 2019, als der Top-Satz der zehnjährigen Hypothek bei 0,60 Prozent lag.

Der Top-Satz der fünfjährigen Festhypothek stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 3 Basispunkte, verglichen mit 11 Basispunkten bei der zehnjährigen.

Moneypark geht davon aus, dass aufgrund der wirtschaftlichen Beruhigung und der gestiegenen Swap-Sätze weitere Anbieter ihre Zinsen leicht nach oben anpassen werden.

Signifikante Ausschläge bei den Hypothekarzinsen erwartet Moneypark allerdings nicht, da die Wirtschaftslage weiter fragil und die Kapitalmarktzinsen volatil bleiben würden. Die leichten Anstiege der Hypothekarzinsen seien nicht als langfristiger Trend zu werten, aber es würden Anzeichen bestehen, dass es im aktuellen Monat eher leicht auf- als abwärts gehe, heisst es weiter. (SDA)

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