Wer an die Fussball-WM nach Katar will, der muss seine Privatsphäre opfern. So lautet das Fazit von internationalen Experten, die sich mit den Massnahmen rund um den Grossanlass auseinandergesetzt haben. Grund sind die Apps Ehteraz und Hayya, die jeder Fussballfan vor der Ankunft am Flughafen in Doha auf sein Smartphone laden muss.
Der deutsche Bundesdatenschutz warnt eindringlich vor diesen Applikationen und rät, sie nur «im dringendsten Fall» und auf ein Zweithandy herunterzuladen. Nun wird auch die Schweiz aktiv, wie Blick auf Nachfrage beim Bund erfahren hat. Die Aussagen aus Deutschland würden sich mit den Einschätzungen des Bundesamts für Informatik decken, die die Installation der beiden Apps für dienstliche Smartphones des Bundespersonals gesperrt habe, sagt der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger (62).
«Vor diesem Hintergrund rate ich allen Schweizerinnen und Schweizern, die zur WM nach Katar reisen, ein privates Billig-Smartphone zu verwenden.» Solche Geräte seien im Handel für weniger als 100 Franken erhältlich. Lobsiger: «Eine weitere Möglichkeit wäre, ein nicht mehr benötigtes auf Werkeinstellung zurückgesetztes Smartphone mitzunehmen.»
Das passiert, wenn Katar-Apps auf Smartphone geladen werden
Bei Ehteraz handelt es sich offiziell um eine App, die der Verfolgung von Covid-19 dient. Sie verlangt Zugriff auf diverse Funktionen, kann sämtliche Inhalte auf einem Smartphone lesen, ändern und löschen. Ehteraz bietet dem katarischen Staat auch eine Übersicht über den genauen Standort des Handys und die Möglichkeit, Anrufe direkt über das Telefon zu tätigen. Sogar die Bildschirmsperre kann deaktiviert werden, wenn Ehteraz installiert wird.
Hayya – eine offizielle WM-App, mit der man kostenlos die Metro in Katar nutzen kann – vervollständigt die komplette Überwachung, warnen Experten. Wer die Applikation auf das Smartphone lädt, stimmt zu, dass das Handy jederzeit in den Ruhezustand versetzt werden kann und die Katarer Einblick in die Netzwerkverbindungen des Telefons erhalten.
Lobsiger: «Generell empfehle ich den Einwohnerinnen und Einwohnern der Schweiz für Reisen in Staaten, die wie Katar über keinen mit der Schweiz vergleichbaren Datenschutz verfügen, auf die Mitnahme von Datenträgern zu verzichten, auf denen sensible Personendaten gespeichert werden.»