Karin Stüber – Queen of Stars
Von der Sprachwissenschaftlerin zur Automobil-Chefin

Sie lehrt Sprachwissenschaft und verkauft Sternenkreuzer von Mercedes: Wie Karin Stüber ihre Merbag in Europa ausbreitet.
Publiziert: 28.10.2023 um 17:11 Uhr
|
Aktualisiert: 15.01.2024 um 08:30 Uhr
1/5
Frau am Sternen-Steuer: Merbag-Chefin Karin Stüber hält mühelos die Balance zwischen Autohandel und Sprachwissenschaft.
Foto: Markus Bertschi für BILANZ
dirk-ruschmann.jpg
Dirk Ruschmann
Bilanz

Karin Stüber sieht sich um, blickt vom Besprechungstisch nach hinten, zu ihrem Pult, durch den karg möblierten Raum. «In diesem Büro hat bereits mein Grossvater gearbeitet», sagt sie, der Fussboden war mit gelbem Teppich bespannt, die Wände dunkel vertäfert, Tabakduft lag in der Luft. Wie sie hier Opa Herbert besucht hat, «er hat hier seinerzeit noch Pfeife geraucht», gehört zu ihren frühesten Erinnerungen an die Firma.

Das wohl untrüglichste Erkennungszeichen eines echten Familienunternehmens: Nicht nur die Anteile gehen an die nächste Generation, auch das Chefbüro. Vom fünften Stock eines schmucklosen Zweckbaus in Schlieren, mit Blick auf Opel- und Toyota-Showrooms des Konkurrenten Emil Frey, führt Karin Stüber 3000 Mitarbeiter, die sich inzwischen auf fünf Länder verteilen. Im Wandregal liegt die «Auto Motor und Sport».

Als Unternehmerin in der Autobranche ist Karin Stüber eine Ausnahmeerscheinung, auch international. Maria-Elisabeth Schaeffler, deren gleichnamiger Familienkonzern den börsenkotierten Zulieferer Continental übernahm, und BMW-Erbin Susanne Klatten sitzen an grösseren Rädern, aber sie drehen nicht selbst daran. Karin Stüber jedoch führt die Merbag als Unternehmerin und Präsidentin des Verwaltungsrats.

Karin Stüber und ihr CEO Thomas Kast begutachten die Neuwagen mit Stern.
Foto: Markus Bertschi für BILANZ

Im Juli 2019 hat sie, damals 48 Jahre alt, das Zepter übernommen – von ihrem Vater Peter Stüber, den man getrost als Legende der Schweizer Autobranche bezeichnen kann; bei der Übergabe stand er kurz vor seinem 80. Geburtstag. Tochter Karin konnte damals nicht wissen, welche Hürden auf sie warten würden.

Schon nach wenigen Monaten begann sich das Coronavirus auszubreiten und löste eine Zäsur für die Branche aus, «bis dahin war ja unvorstellbar, dass Betriebe würden schliessen müssen», erinnert sie sich. Zu dieser Zeit hatte die Merbag einen grossen Expansionsschritt eingeleitet: Sechs Mercedes-Autohäuser im Raum Wien, bis dahin Eigentum der Wiesenthal-Gruppe, die in Österreich und Osteuropa breit vertreten ist, stiessen zur Firma, «aber niemand konnte hin». Und in allen Märkten brachen zudem die Verkaufszahlen erdrutschartig ein.

Inmitten der Corona-Wirren stand zudem ein Revirement im Management an: Die bisherige Doppelspitze aus Thomas Jurt und Marcel Meier verabschiedete sich in den Ruhestand. Das neue Team, angeführt von CEO Thomas Kast, musste sich «erst einmal wieder miteinander arrangieren», sagt Stüber, die diese Findungsphase als «wohl bisher grösste Herausforderung» ihrer Amtszeit beurteilt.

Inklusive Kast bilden heute vier Herren die Spitze des Managements, das, wie bei den grossen Schweizer Autohändlern üblich, kaum je aus dem Schatten der Besitzer tritt, die ja selbst möglichst alle Öffentlichkeit meiden: Von aussen kam Immobilienchef Rafael Venetz, während Auslandschef Roger Ruchti, Finanzchef Pascal Monn und auch Kast selbst als echte Merbag-Veteranen durchgehen. Das Team ist jung, Kast, der Älteste, «wird dieses Jahr 50», weiss Stüber. Kast hat kurz vor Silvester Geburtstag – den Stüber entweder aus Gründen empathischer Mitarbeiterführung kennt oder weil sie selbst nur einen Tag später fällig ist.

Auffällige Parallelen

Zuletzt addierte sich auch noch das Abarbeiten eines Grossbrands zur To-do-Liste. Im Juli war am deutschen Standort Wittlich ein Feuer ausgebrochen, am helllichten Tag, das den Showroom schwer beschädigte und das Lager mit Ersatzteilen und Reifen zerstörte, «zum Glück gab es keine Verletzten», sagt Stüber, die sich selbst vor Ort ein Bild machte. Den Schaden schätzte die Polizei schon bei den ersten Begutachtungen auf rund zwölf Millionen Euro, Stüber muss nun mit der Versicherung schauen, ob der Showroom baulich noch zu retten ist. Und ob sich das lohnt.

Die Merbag in Zahlen

55 Jahre

ist Peter Stüber inzwischen für die Merbag tätig. Die Ämter hat er abgegeben, kommt aber nach wie vor ins Büro und hilft im Geschäft mit.

27 Garagen

betreibt die Merbag in der Schweiz. Addiert man die Filialen im Ausland hinzu, sind es fast 50.

3000 Mitarbeiter

beschäftigt die Merbag, davon 1300 in der Schweiz. Die Mehrheit ist also inzwischen im Ausland tätig.

1,8 Milliarden

Franken Umsatz macht die Merbag heute. Das Wachstum hat sich beschleunigt.

55 Jahre

ist Peter Stüber inzwischen für die Merbag tätig. Die Ämter hat er abgegeben, kommt aber nach wie vor ins Büro und hilft im Geschäft mit.

27 Garagen

betreibt die Merbag in der Schweiz. Addiert man die Filialen im Ausland hinzu, sind es fast 50.

3000 Mitarbeiter

beschäftigt die Merbag, davon 1300 in der Schweiz. Die Mehrheit ist also inzwischen im Ausland tätig.

1,8 Milliarden

Franken Umsatz macht die Merbag heute. Das Wachstum hat sich beschleunigt.

Auf der erfreulichen Seite kann Karin Stüber dafür das seltene Ereignis einer Neueröffnung verbuchen: Das Autohaus in Adliswil, dessen erste Pläne auf das Jahr 2012 zurückgehen, öffnete Anfang November die Türen. Gedacht war es zwar als direkter Ersatz für die Garage Zürich-City, die an der Badenerstrasse direkt an der Einmündung zur Langstrasse lag; sie schloss aber bereits vor über drei Jahren – die Kulturlandinitiative und Rekurse hatten den Bau in Adliswil gebremst. Immerhin schrauben auf dem gigantischen Gelände im Quartier Höfe nun Mechaniker und ziehen Mieter in die 331 Wohnungen, die fast alle fertig gebaut sind und «sehr schnell weggehen», sagt Stüber.

Karin Stüber, eine durch und durch klassische Erscheinung, wirkt im Gespräch oft abwartend und verzieht keine Miene, egal wohin die Frage zielt. Stets freundlich und höflich, spult sie keine gelernten Formeln ab, sondern liefert passgenaue Antworten, gestattet sich hier und da ein wenig Humor. Parallelen zu ihrem Vater sind unübersehbar: Peter Stüber ist ein Gentleman alter Schule, der gern britische Anzüge trägt, vornehmlich Dreiteiler, auch er hört Fragen geduldig zu, wägt sorgfältig seine Antworten – und beide sind dann erstaunlich offenherzig und reflektiert.

Die Ähnlichkeiten bestätigt auch CEO Kast; für ihn habe sich mit dem Präsidentenwechsel vom Vater zur Tochter nichts geändert, «die Werte der Familie werden genauso weitergelebt». Gemeint seien damit die «Betonung auf den Kundenservice»; im Leitbild für Mitarbeiter heisst es, die Merbag stehe «für Qualität, Kompetenz und absolute Ehrlichkeit». Gemeint ist auch «Bescheidenheit» im Auftritt. Tatsächlich leisten sich die Stübers keine Milliardärsspielzeuge zu Wasser oder in der Luft, und selbst an Land hält man sich zurück. Vater Peter bevorzugt aus der Palette der Sternträger den kleinen Geländewagen GLA, Tochter Karin hat sich immerhin ein schnittiges SL-Cabrio gegönnt. Aber da wäre deutlich mehr gegangen.

Family Business

Die Merbag führt sie in der dritten Generation. Grossvater Herbert C. Stüber war 1935 in die Firma eingetreten, die vor dem Ersten Weltkrieg als Schweizer Ableger der Daimler Motorengesellschaft gegründet worden war. 1946 dann, Deutschland war das Bauen von Autos nach dem Zweiten Weltkrieg noch verboten, übernahm Stüber, den Zeitzeugen als charismatischen Machertyp beschreiben, mit drei weiteren leitenden Mitarbeitern das Unternehmen, das längst als Mercedes Benz Automobil AG firmierte.

Für den Job bei der Merbag gab Stüber ihre Professur auf und absolvierte noch den Executive MBA an der Uni Zürich.
Foto: Markus Bertschi für BILANZ

1954 gründeten sie die Merbag Holding, brachten dort ihre Anteile ein. Das Importgeschäft nahm der Stuttgarter Autobauer 1980 selbst in die Hand, die Merbag wurde zu einer reinen Retailorganisation. Peter Stüber, die zweite Generation, war bereits 1968 eingetreten.

Nach und nach baute die Familie Stüber ihre Beteiligung an der Merbag aus, avancierte 1993 zur Mehrheitseignerin, seit 1999 ist die Merbag vollständig in ihrem Besitz. Nun begann eine Zeit des Wachstums, durch Übernahmen weiterer Schweizer Mercedes-Händler. 2005 traten Karin Stüber und ihre Schwester Ursula Kormann-Stüber in den Verwaltungsrat ein, lernten die Firma von innen kennen.

Ursula, zwei Jahre jünger als Karin und Volkswirtin, hat erstens Kinder, um die sie sich kümmern möchte, und zweitens kein Interesse am Chefposten. Sie übernahm die Aufsicht über alle Liegenschaften, die nicht zum Betrieb des Autogeschäfts der Merbag gehören, wie etwa die neuen Wohnungen in Adliswil.

Peter Stüber dachte indes, nach fünf Jahrzehnten im Dienst der Merbag, allmählich an Rückzug. Doch Karin hatte erst 2014 einen Lehrstuhl an der Universität im deutschen Würzburg angetreten, ihr Fachgebiet ist «Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft». Als Schülerin mit Bestnoten ausgezeichnet, hatte sie in Zürich studiert, in Irland promoviert, anschliessend wieder an der Uni Zürich gearbeitet, für ein Jahr auch als Gastprofessorin in Wien. In Würzburg lehrte und forschte sie über Grammatik und Entwicklung von keltischen Sprachen, vor allem dem Irischen, gab aber auch Persisch, Altindisch, Griechisch, Latein.

Um die Firma in der Familie zu halten, kehrte sie nach Zürich zurück, gab ihren Lehrstuhl auf; das höchste Amt einer akademischen Karriere. Heimweh nach der Professur, sagt sie, spüre sie keins, aber das wäre womöglich anders, «wenn ich gar nicht mehr unterrichten könnte». Jedes zweite Semester bietet sie nun wieder Veranstaltungen an der Uni Zürich an, leitet zudem ein Forschungsprojekt, vom Nationalfonds gefördert, namens «Adjunkte Subordination im Alt- und Mittelirischen». Ein Menü für linguistische Feinschmecker.

Bereut hat sie den Wechsel vom Lehrstuhl in den Präsidentenstuhl nicht. Die Wirtschaft, sagt sie, «empfinde ich als viel freier, man kann hier viel mehr gestalten». Und Gestaltungsdrang legt die Merbag inzwischen reichlich an den Tag. Das operative Geschäft überlässt Karin Stüber ihrer Konzernleitung, ist auch in den üblichen Autogremien, etwa im Händlerverband VFAS, nicht selbst präsent, so dass in der Schweizer Autobranche nur wenige Exponenten persönliche Bekanntschaft mit ihr gemacht haben.

Doch strategisch lässt sie Taten sprechen: Die Auslandsexpansion hat Fahrt aufgenommen. Nach fünf Mercedes-Autohäusern in Mailand und Monza, fünf in Luxemburg, sechs im Raum Wien und fünf im Raum Trier, nahe Luxemburg, zu denen auch das havarierte Haus Wittlich zählt, ist der Wachstumshunger längst nicht gestillt. Stüber verschweigt zwar Konkretes, aber im Markt kursieren Vermutungen, die Merbag suche vor allem in Deutschland weitere Kaufkandidaten.

Treue zum Sternenkreuzer

Grundsätzlich «wollen wir uns vergrössern, aber wir suchen nicht wahllos Übernahmeobjekte, sondern wollen die Firmen dann komplett integrieren und zu einem echten Merbag-Betrieb machen», sagt Stüber. So etwas kostet Managementkapazitäten und Zeit. Zugleich soll die Merbag definitiv ein Monobrand-Händler bleiben. Das Modell Emil Frey, der mit fast allen Marken im Geschäft ist, oder der schwedischen Hedin-Gruppe, fast so breit aufgestellt wie Frey und in der Schweiz einer der führenden BMW-Händler, will Stüber nicht verfolgen.

Was sie hingegen erklärtermassen will: Europas grösster Mercedes-Händler werden – neue, selbstbewusste Töne von der früher zurückhaltenden Merbag. «Wir sind da ziemlich gut unterwegs», sagt Stüber, «aktuell liegen wir auf Rang zwei.» Der Abstand zur Nummer eins, ausgerechnet Hedin, dürfte allerdings noch beträchtlich sein. Doch Mittel zur Aufholjagd sind vorhanden: Bei inzwischen 1,8 Milliarden Franken Umsatz gilt die Merbag im Branchenvergleich als margenstark und zudem gut kapitalisiert. Und das wachsende Immobiliengeschäft wird zunehmend stabile Einnahmen beisteuern.

Die höchst legendäre «Pagode» ist heute ein begehrter Oldtimer (r). Der aktuelle SL hat einen Teil der alten Eleganz in die Zukunft gerettet.
Foto: PD/zVg

Den Auftritt für die internationalisierte Gruppe hat Stüber schon vereinheitlicht: Ein modernes Logo hat die, je nach Land, unterschiedlichen Schriftzüge abgelöst. Jedes Jahr besucht sie ihre Mitarbeiter in den Auslandsmärkten, und für externe Sitzungen werde Wien «aus privaten Gründen leicht bevorzugt», lacht sie. Karin und Schwester Ursula waren dort an der Uni, und die Eltern lieben die Stadt und deren reiches Kulturangebot.

Vater Peter Stüber ist bei Sitzungen in der Regel weiterhin dabei, kommt auch gern ins Büro. Doch die Rollen sind klar. Tochter Karin habe sich «sehr gut eingearbeitet, scheint alles fest im Griff zu haben», sagt Peter Stüber mit ein wenig Stolz in der Stimme, «und das Wichtigste: Sie braucht offensichtlich ihren Vater nicht mehr.» Im Zweifel hätte sie den Stichentscheid, aber das habe in der Praxis noch nie eine Rolle gespielt. Neu hat Karin Stüber einen Verwaltungsratsausschuss ins Leben gerufen, den sie selbst und die Konzernleitung bilden. Er kann kleinere Themen, auch Investitionen, final beschliessen, ohne den Verwaltungsrat noch zu konsultieren.

Zwänge, denen die Merbag nicht entkommt, sind die Vorgaben aus der Sternenbasis in Stuttgart-Untertürkheim. Höchst unpopulär bei Händlern ist vor allem die Umstellung auf das sogenannte Agenturmodell: Neuwagen verkaufen sie nicht mehr auf eigene Rechnung, sondern als Agent des Herstellers, zu fixen Preisen, ohne Handlungsspielraum, bei oft geringeren Margen.

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

In vielen Ländern ist das bereits Realität, auch an Auslandsstandorten der Merbag, in der Schweiz steht die Umstellung noch bevor. «Natürlich ist das eine Beschränkung für unsere unternehmerischen Freiheiten», sagt Peter Stüber, gibt sich aber gelassen: «Hier geht es ehrlich gesagt mehr um die Ehre als um ein Prozent Bruttogewinn.» Viel relevanter sei, «wie wir bei Service, Ersatzteilen und im Gebrauchtwagengeschäft wirtschaften».

Das zweite Thema ist die Luxusstrategie von Mercedes-CEO Ola Källenius: Kleine Baureihen werden ausgedünnt oder ganz gestrichen, der Fokus auf grosse, margenträchtige Modelle gerichtet. Auch hier wiegelt Karin Stüber ab: Anders als in Frankreich, wo geschätzt ein Drittel der Verkäufe auf die kleine A-Klasse entfällt, «werden wir das in der Schweiz weniger stark spüren».

Gegenseitige Abhängigkeiten

Das Verhältnis zwischen Merbag und der Schweizer Importtochter des Herstellers sei «offen, konstruktiv und partnerschaftlich», lobt Merbag-CEO Kast, und Mercedes-Schweiz-Chef Roland Schell gibt die guten Worte gern zurück: «Allfällige Veränderungen des Status quo erfolgen in enger Abstimmung mit unseren Händlern – sie sind und bleiben das Rückgrat unseres Vertriebs», sagt Schell. Und gerade mit der Merbag verbinde den Stern «gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung».

Natürlich wird hinter den Kulissen hart diskutiert, doch was solls? Dass sich Kunden online einen Mercedes zusammenklicken und bestellen, ganz ohne Probefahrt, wie es Tesla-Fans tun, sehen die Stübers noch lange nicht kommen. Man braucht sich gegenseitig, jetzt und in der Zukunft.

In näherer Zukunft steht für Karin Stüber die «Götterdämmerung» im Opernhaus an, «die besuche ich mit meinem Vater». Auch hier: augenfällige Parallelen. Er wollte in frühen Jahren Sänger werden, studierte und promovierte dann aber in Nationalökonomie, trat in die Firma ein. Tochter Karin studierte Sprachwissenschaften, absolvierte dann aber einen MBA an der Uni Zürich und folgte ihrem Vater in der Firmenleitung.

Er war Präsident der Handelskammer Deutschland–Schweiz, sie ist es heute. Beide lieben klassische Musik, «eher Beethoven als Mozart», sie spielt zudem Klavier, beide engagieren sich philanthropisch. Peter Stüber half, das Tonhalle-Orchester an Europas Spitze zu führen, Karin Stüber unterstützt die Zürcher Sing-Akademie. Sie hat ihr Haus direkt neben den Eltern gebaut, die sonntags oft zum Essen vorbeikommen. Nach wie vor sind alle vier, die Eltern und beide Töchter, Aktionäre der Merbag.

Im Haus lebt sie mit ihrem Mann Thomas Gisler, zum Glück habe es ihm gefallen, sagt sie lachend. Er ist Physiologe mit Schwerpunkt Bewegungsapparat, behandelt in Rotkreuz Patienten und gibt an der Uni Luzern Weiterbildungskurse. Zu Hause schwitzen beide nun regelmässig beim Krafttraining; bisher hielt sich Stüber vor allem mit Trampolinspringen fit.

Die beiden haben im April 2019 geheiratet, im Herbst 2017 kennengelernt – auf einer Internetplattform, auch das erzählt Karin Stüber ganz offen. «Ich hatte überlegt: Wo treffe ich heutzutage einen Mann, wie ich ihn suche?», denn «mich alleine in eine Bar setzen, das wollte ich nicht». Zürcher Singles können von der sozialen Kälte im Ausgang Opern singen.

Derweil zieht ein neues Grossprojekt herauf. Als die Merbag ihre Auslandsexpansion startete und Mercedes um Rückendeckung bat, erwartete der Konzern im Gegenzug den Verkauf von sechs Filialen im Raum Luzern, um dort mehr Wettbewerb zu entfachen; die Merbag schien zu dominant. Stübers verkauften, behielten jedoch die Immobilien. Interessant ist der Standort neben dem Kantonsspital; der Betreiber, die LUEG-Gruppe, will ausziehen. Vielleicht ab 2027, hofft Karin Stüber, könnten dort Wohnungen entstehen. Strategische Planung und die Grammatik des Mittelirischen – sie scheint die Balance zu geniessen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.