«Hast du das Büchlein schon voll?» Die wohl zurzeit wichtigste Frage der Schulkinder kurz vor der Fussball-Europameisterschaft. Die Päckli zu Hause aufreissen, die Sticker einkleben, die fehlenden Nummern aufschreiben und ab in die Schule.
Auf dem Pausenplatz wird und wurde getauscht. Die silbrig-glänzenden Wappen waren meist mehrere Bildli wert. Um einige Sticker wird auch gespielt. Es sind Kindheitserinnerungen, die nur schwer vergessen gehen.
Seit der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko bildet die italienische Firma Panini die besten Fussballer an den Grossanlässen ab. Dieses Jahr der überraschende Wechsel. Topps heisst der neue, amerikanische Sticker-Produzent und liefert Xhaka, Müller und Bellingham in die Schweizer Stuben. Doch wie verläuft der Verkauf der so beliebten Fussball-Sticker nach der Ablösung? Blick hat nachgefragt.
Ausverkauf bei Lidl
Die Antwort: grundsätzlich gut. «Der Abverkauf der Topps-Sammelkarten und -Alben ist sehr gut angelaufen und entwickelt sich bislang über den Erwartungen», bestätigt die Migros. Die Filialen von Lidl wurden sogar überrannt. «Bereits nach kurzer Zeit waren die Bildli in vielen von unseren Geschäften ausverkauft», sagt Sprecher Sandro Kissayi.
Der Grund liegt nahe. Der Discounter bietet im Vergleich mit anderen Detailhändlern den mit Abstand günstigsten Preis. 69 Rappen kostet das Päckli, bei der Migros sind es 1 Franken, bei Coop sogar 1.30 Franken. Ein Preiskampf ist in den nächsten Wochen nicht zu erwarten.
Anstieg in den kommenden Wochen
Aber auch Aldi, Denner und K-Kiosk-Betreiberin Valora zeigen sich zufrieden. Letztere erhofft sich von den kommenden Wochen aber noch ein wenig mehr. «Erfahrungsgemäss wird das Interesse noch zunehmen. Das Sammelfieber bricht erst gegen Beginn eines Turniers so richtig aus», weiss Simon Helbling, Sprecher bei Valora.
Stand jetzt verzeichnen nur Coop und Digitec Galaxus ein überschaubares Interesse. Wie wichtig die Bildli-Verkäufe vor allem für Kioskbetreiber sind, zeigen die früheren Jahre. Der Panini-Effekt sorgte bei Valora in EM- und WM-Jahren oft für ein besseres Jahresergebnis.
Kantonsvergleich zeigt die wahren Fans
Eine Auswertung von Online-Händler Brack.ch zeigt zudem, in welchen Kantonen die Fussball-Bildli besonders beliebt sind. Der Index beruht auf einer Umrechnung des Topps-Sticker-Umsatzanteils, der im jeweiligen Kanton bisher erzielt wurde, unter Bereinigung der Bevölkerungszahl des Kantons der Marktdurchdringung.
Die treusten Sammler kommen aus dem Kanton Glarus. In Nidwalden und dem Wallis sind die Ballkünstler ebenfalls gut aufgehoben. Weniger stark sammeln die Kantone Appenzell Innerrhoden, Genf und Jura.
Im Vergleich zu den Vorjahren performen die Topps-Sticker gemäss den Detailhändlern etwa auf dem gleichen Level wie die vorherigen Panini-Bildli. Der Wechsel scheint die Kinder also nicht zu interessieren. Und für alle, die noch in Erinnerungen schwelgen: Panini besitzt aktuell die Bildli-Rechte für die WM 2026. Die nächste Möglichkeit also, um noch einmal Kind zu sein.