Kann Oliver Skreinig nicht mal mehr das Futter für die Tiere bezahlen?
Hier will der Circus-Royal-Direktor seine Watussi-Rinder loswerden

Wie schlimm steht es um den Circus Royal wirklich? Nun werden sogar die Watussi-Rinder im Internet zum Kauf angeboten – diese Rinder mit den langen Hörnern, die seit Jahren zum Inventar des Zirkus' gehörten.
Publiziert: 16.01.2020 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2020 um 15:51 Uhr
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Watussi-Rinder des Circus Royal grasen auf einer Wiese in Affoltern a. Albis ZH. Dort hatte der Zirkus im Sommer 2018 gastiert.
Christian Kolbe und Flavia Schlittler

Oliver Skreinig (40) steht das Wasser bis zum Hals. Die Staatsanwaltschaft Thurgau hat Anklage gegen den Direktor des Circus Royal erhoben – wegen Verstössen gegen das Ausländerrecht sowie Betreibungs- und Konkursdelikte (BLICK berichtete).

Auch wenn Skreinig zu BLICK sagt, das habe alles nichts mit ihm zu tun, sondern gehe auf die Zeiten von Peter Gasser (†61) zurück, scheint die Lage ziemlich ernst. Jetzt fehlt ihm offenbar gar das Geld für das Futter seiner Zirkustiere!

Ausführliche Beschreibung im Internet

Skreinig ist nun dabei, seine Tiere zu verscherbeln – im Internet. Das lässt ein Inserat auf der Internetplattform Tier-Inserate vermuten. Dort werden «3 gesunde Watussi Rinder» zum Verkauf angeboten. BLICK weiss: Diese Rinder stammen vom Circus Royal!

«Wir verkaufen unsere 3 freundlichen Watussi Rinder. Rubin, Smarakt und Sultan sind drei umgängliche Tiere» heisst es im Inserat. Die Namen lassen darauf schliessen, dass es sich bei den drei Rindern um Watussi-Bullen handelt. Die Tiere seien acht und zehn Jahre alt und gesund, heisst es weiter. Und sie seien sich das Verladen gewöhnt.

Watussi-Rinder sind mehrere 1000 Franken wert

Klingt stark nach Zirkustieren, die ja auch regelmässig verladen werden, wenn sie zum nächsten Spielort transportiert werden. Das bestätigt indirekt auch Skreinig gegenüber BLICK, als er aufzählt, was sich in seinem Kleinzoo alles so tummelt: «Mir gehören sieben Kamele, drei Watussi-Rinder, zwei Pferde und ein Pony. Die sind bei einer Tierpflegerin in Roggwil.» Der Standort der Tiere gemäss Inserat: Roggwil BE.

Ein Preis wird im Inserat nicht genannt. BLICK hat mit Wolfgang Ferstl (61) gesprochen. Der Tierpfleger ist einer der wenigen Züchter von Watussi-Rindern in Deutschland. Er schätzt den Wert der drei Tiere auf rund 5000 Euro, also etwa 5400 Franken. Das deckt sich mit zugespielten Informationen, die den Verkaufspreis von rund 6000 Franken beziffern.

«Monatlich kosten mich die Tiere inklusive Pflegerinnenlohn, Platz, Heu, Stroh, Kraftfutter und Mistentsorgung zwischen 5500 und 6000 Franken», sagt Skreinig. Kann er die Watussi verkaufen, hat er wenigstens die Tierhaltungskosten für einen Monat knapp gedeckt. «Ich möchte keine eigenen Tiere mehr besitzen und versuche, mich von allem Ballast zu befreien», begründet Skreinig die Verkaufsaktion. Zum Zustand der Finanzen sagt er nichts.

Immer wieder Ärger mit dem Veterinäramt

Die Verkaufsaktion könnte auch einen anderen (oder zusätzlichen) Hintergrund haben. Denn neben der Thurgauer Staatsanwaltschaft ist Skreinig auch das Berner Veterinäramt auf die Pelle gerückt und hat in Roggwil am Montag eine Kontrolle durchgeführt. Die Tiere drohen umplatziert zu werden – auf Kosten des Zirkus', wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt.

Mit der Tierhaltung gab es beim Circus Royal immer wieder Ärger, zuletzt vor einem Jahr, als der Schaffhauser Kantonstierarzt den Zirkusdirektor zu einer Busse verknurrte.

Auch für den Ärger mit den Tierschutzbehörden hat Skreinig eine Erklärung: «Da die Tierhaltebewilligung bei Peter Gasser lag, ich bis anhin zwar spezielle Haltebewilligungen hatte, momentan aber keine für die Schweiz habe, ist es klar, dass das Veterinäramt einschreitet.» Das solle man nicht überdramatisieren, das sei ein normaler Vorgang, glaubt Skreinig.

Peter Gasser war der ehemalige Direktor des Circus Royal und Lebenspartner von Skreinig. Gasser hatte sich im Sommer 2018 im Alter von 61 Jahren das Leben genommen.

Ob die Kamele überhaupt noch in Roggwil bei der Tierpflegerin sind, ist unklar. Möglicherweise hat sie das Veterinäramt bereits umplatziert. Verkauft sind sie auf alle Fälle noch nicht: «Kamele zu verkaufen ist momentan sehr schwierig, da der Markt mit ihnen überflutet wird», so Skreinig zu BLICK.

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