Gelb, pink oder doch lieber blau? Der allwöchentliche Gang zum Kieferorthopäden ist für viele Jugendliche ein Ereignis. Nicht etwa, weil der Draht der Zahnspange kontrolliert werden muss, sondern weil neue Farben an die Zahnspange kommen. Wo man hinschaut, sieht man Kinderlächeln mit Zahnspange. Obwohl es keine belastungsfähigen Zahlen gibt, wie häufig Zahnspangen eingesetzt werden, bestätigen Verbände und Kieferorthopädinnen, dass das Interesse an der Zahnspange gross wie nie zuvor sei.
«Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) beobachtet, dass die Nachfrage nach Behandlungen aus ästhetischen Gründen steigt, insbesondere bei jungen Erwachsenen», teilt eine Sprecherin der SSO mit.
Soziale Netzwerke fördern Selbstoptimierung
Viele Jugendliche in der Schweiz träumen heutzutage von den perfekten Zähnen. Von einem strahlend schönen Lachen wie jenes der Lieblings-Influencerin. Der Selbstoptimierungsdruck ist durch die sozialen Netzwerke gestiegen. «Wir haben den Eindruck, dass Korrekturen von Zahnfehlstellungen, allen voran auf Social Media, vermehrt thematisiert und aktiv beworben werden», sagt Alexander Johner, Präsident der Schweizerisches Gesellschaft für Kieferorthopädie (SGK) zu Blick.
Die Kriterien, um eine Zahnspange zu tragen, sind vielfältig. «Kieferorthopädische Behandlungen werden bei bestehenden Schmerzen, bei Geburtsgebrechen, bei fehlenden Zähnen, zur Prophylaxe von Pathologien und Unfällen, zur Verbesserung von Kauen und Sprechen oder Ästhetik gemacht», erklärt Jan Danz (43), Kieferorthopäde aus Solothurn.
Durchsichtige Zahnspangen im Aufschwung
Bei jungen Menschen, die sich rein aus ästhetischen Gründen behandeln möchten, kommuniziert Danz seinen Patienten und deren Eltern, dass die Therapie nicht zwingend notwendig ist. «Wenn der Behandlungserfolg unwahrscheinlich ist, wesentliche Risiken bestehen, die Wünsche des Patienten nicht realistisch sind oder kein stabilisierbares Resultat erreicht werden kann, empfehle ich keine Behandlung», so der Kieferorthopäde zu Blick.
Einen regelrechten Boom haben die sogenannten Aligner erlebt, Zahnspangen, die kaum mehr sichtbar sind. Die transparenten Zahnschienen werden mit 3D-Drucker erstellt und aufs Gebiss gelegt. Einer dieser Anbieter ist Bestsmile, welcher der Migros gehört. Seit diesem Jahr bietet Bestsmile auch Aligner für Jugendliche an, hat diese bereits an mehrere Hundert verkauft und kündigt auf Anfrage von Blick einen Ausbau des Angebots an.
Das Beispiel Bestsmile zeigt, dass die durchsichtigen Schienen ein gutes Business darstellen. Kieferorthopäde Danz sieht die Aligner für Jugendliche allerdings kritisch. «Diese sind Jugendlichen nicht zu empfehlen, da sie nur eine Genauigkeit von 50 Prozent für Zahnbewegungen besitzen und oft das Beschleifen von Zähnen erfordern.»
«Eine Zusatzversicherung für Zähne lohnt sich. Je früher die Eltern sie abschliessen, desto besser», sagt Krankenkassenexperte Felix Schneuwly (62) von Comparis. Wenn man bereits vor dem Abschluss einer Versicherung von Zahnfehlstellungen oder Schäden aufgrund mangelhafter Zahnpflege weiss, werden die Versicherungen nur dann für die Behandlungskosten aufkommen, wenn bei Vertragsabschluss keine solchen Informationen angefordert wurden. Es gibt jedoch immer eine Wartezeit, normalerweise etwa sechs Monate ab Vertragsbeginn, bevor die Versicherung in solchen Fällen greift. «Auch weil die Prämien höher sind, wenn man nicht schon seit der Kindheit versichert ist, sollte man sich überlegen, die Kosten selbst zu übernehmen», sagt der Experte. Obligatorisch versichert sind Folgekosten von Unfällen oder Krankheiten.
«Eine Zusatzversicherung für Zähne lohnt sich. Je früher die Eltern sie abschliessen, desto besser», sagt Krankenkassenexperte Felix Schneuwly (62) von Comparis. Wenn man bereits vor dem Abschluss einer Versicherung von Zahnfehlstellungen oder Schäden aufgrund mangelhafter Zahnpflege weiss, werden die Versicherungen nur dann für die Behandlungskosten aufkommen, wenn bei Vertragsabschluss keine solchen Informationen angefordert wurden. Es gibt jedoch immer eine Wartezeit, normalerweise etwa sechs Monate ab Vertragsbeginn, bevor die Versicherung in solchen Fällen greift. «Auch weil die Prämien höher sind, wenn man nicht schon seit der Kindheit versichert ist, sollte man sich überlegen, die Kosten selbst zu übernehmen», sagt der Experte. Obligatorisch versichert sind Folgekosten von Unfällen oder Krankheiten.
Was die Krankenkasse übernimmt
Weiterer Grund für den Zahnspangen-Boom: Viele Eltern haben für ihre Kinder von klein auf oder gar vor der Geburt bereits eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen. Wenn die Krankenkasse finanziell unterstützt, fällt auch der Griff ins Portemonnaie für die Zahnspange des Kindes leichter.
Wer sich entgegen der Empfehlung der Kieferorthopäden für eine Zahnspange oder einen Aligner entscheidet, dessen Therapie wird nicht zwingend von der Krankenkasse übernommen. Aligner bezahlt die Versicherung nur, wenn dies medizinisch notwendig ist. «Wenn eine Zahnspange nur aus ästhetischen Gründen in Betracht gezogen wird, beteiligt sich Zahnzusatzversicherung an den Kosten nur, wenn das in den allgemeinen Versicherungsbedingungen explizit erwähnt wird», sagt Krankenkassenexperte Felix Schneuwly (62) von Comparis. Auch er stellt zunehmendes Interesse an den Zahnzusatzversicherungen fest.
Ob die Zahnspangen-Farben nun gelb, pink oder blau sind, die Eltern oder Krankenkassen müssen den Optimierungswunsch schlussendlich bezahlen.