Jörg Weber (64) übergibt an Söhne
Chicorée-Patron tritt nach 38 Jahren ab

Der Erfolg der Modekette Chicorée lässt sich auch von Corona nicht bremsen. Patron Jörg Weber will künftig kürzertreten, die Söhne langsam an den Chefsessel heranführen.
Publiziert: 02.12.2020 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2021 um 09:39 Uhr
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Chicorée-CEO Jörg Weber (64) mit den Söhnen Mathias (29, l.) und Pascal (32) sowie Ehefrau Marianne (62).
Foto: Nathalie Taiana
Christian Kolbe

Sesselwechsel bei Chicorée. 38 Jahre sind genug, sagt sich Jörg Weber (64). Der Gründer der Modekette erreicht im kommenden Januar das Pensionsalter. Dann übergibt er die Geschäftsführung an die nächste Generation: an den langjährigen Mitstreiter Thomas Ullmann (55) – und vor allem an seine beiden Söhne Pascal (32) und Mathias (29).

Allerdings werden Weber und seine Frau Marianne (62) das Imperium mit inzwischen 168 Geschäften für Frauenmode nicht ganz verlassen, wie er im Gespräch mit BLICK durchblicken lässt. «Wir beide bleiben im Verwaltungsrat, einen gewissen Einfluss werden wir schon noch haben.»

Chicorée bekommt Onlineshop

Das dürfte auch den Söhnen passen, die sich so Schritt für Schritt an die neue Verantwortung gewöhnen können. «Die geniessen noch ihren unternehmerischen Freiraum, wissen aber, dass die erfahrene Geschäftsleitung ihnen Rückendeckung gibt», erklärt Jörg Weber den stufenweisen Stabwechsel. Der jüngere Mathias kümmert sich um den Einkauf der Kleiderkollektionen, die Aufgabe von Pascal ist die Digitalisierung.

Der ältere Sohn wird schon bald ein Tabu brechen: Chicorée wird total digital, bekommt im nächsten Jahr sogar einen eigenen Onlineshop. Der Textilunternehmer verzichtete bislang bewusst auf einen Laden im Internet, setzte voll auf den stationären Handel. Damit war er auch sehr erfolgreich. Was er aber auch erfahren hat: Während des Lockdowns waren die Läden zu, die Einnahmen weg. Ein Onlineshop wäre da nützlich gewesen. Glücklicherweise kamen die Kundinnen nach den landesweiten Schliessungen schnell wieder zurück in die Läden.

In seinen letzten Tagen als Chef wird auch Vater Weber noch zum Digitalturbo. Man müsse mit der Zeit gehen, sagt er – und fügt ein grosses Aber an: «Der Onlinehandel kann die Emotionen des stationären Handels, des analogen Einkaufens, nie ersetzen.» Kommt dazu, dass Shoppen gerade in diesen Wochen eine der letzten sozialen Aktivitäten sei, die noch im grossen Stil möglich seien, ergänzt Weber.

Kulante Vermieter

Auch analog war die Modekette bislang sehr gut unterwegs. Selbst in diesem Jahr konnte Chicorée sechs neue Filialen eröffnen, der Umsatzeinbruch von 10 Prozent ist verkraftbar. Wie andere auch profitierte man vom Rückgang des Einkaufstourismus.

Zumal sich viele Vermieter kulant gezeigt haben. «Im Schnitt haben wir für die Zeit des Lockdowns eine Mietzinsreduktion von 58 Prozent erhalten», bekennt der Herr über 168 Filialen – mit entsprechender Verhandlungsmacht!

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