Das ist ein Schweizer Rekord, den niemand haben will!
In Oberlunkhofen AG steigt der Strompreis um satte 263 Prozent – so viel wie in keiner anderen Gemeinde in der Schweiz bis jetzt. Das heisst, wer bislang 1000 Franken für den Strom bezahlte, muss im nächsten Jahr 3630 Franken auf den Tisch blättern. Und das wohl auch noch 2024.
«Ja, wir haben einen Seich gemacht, und dazu stehen wir», sagt Hans Hagenbuch zur «Aargauer Zeitung» und erzählt eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Hagenbuch ist der Präsident der örtlichen Stromversorgungsgenossenschaft Elektra: «Niemand von uns hat es absichtlich gemacht, aber das nützt jetzt auch nichts mehr», fügt er zerknirscht hinzu.
E-Mail sei nicht angekommen
Das Problem: Die Elektra hat nur die Hälfte ihrer Strombezüge frühzeitig abgesichert, den Preis mit langfristigen Verträgen fixiert. Den Rest, kaufte sie jeweils auf dem freien Markt ein. Um zu sparen: «In den vergangenen rund zehn Jahren war der Stromtarif immer sehr tief. Wer frühzeitig Strom eingekauft und sich über den günstigen Preis gefreut hat, ärgerte sich später, weil der Preis noch stärker gefallen war», so Hagenbuch weiter.
Das ginge jahrelang gut – bis die Strompreise diesen Sommer durch die Decke gingen. Zum Pech der steigenden Strompreise kam auch noch Unvermögen dazu: «Als der Preis kurz vor 30 Rappen/kWh lag, beschlossen wir, zu kaufen, und schickten das entsprechende E-Mail raus», erklärt Hagenbuch. Dummerweise kam ausgerechnet dieses entscheidende E-Mail nicht an.
Kein Ruhmesblatt
Nun ist guter Rat teurer, schnell wird eine Vorstandssitzung einberufen. Als diese stattfindet, ist der Strompreis bereits auf 86 Rappen/kWh explodiert. Doch es kommt noch schlimmer: Als Elektra endlich die zweite Tranche des Stroms für die Jahre 2023 und 2024 einkaufen kann, muss die kleine Stromversorgungsgenossenschaft 96 Rappen/kWh bezahlen.
Jetzt bleibt den Verantwortlichen nichts mehr anderes übrig, als die Bewohner auf eine gesalzene Stromrechnung vorzubereiten und sich Asche auf das Haupt zu streuen: «Darauf sind wir wirklich nicht stolz», sagt Hagenbuch und ergänzt: «Alles, was wir jetzt noch machen können, ist hinzustehen und ehrlich Auskunft zu geben.» (koh)
Anm. d. Redaktion: Ein falsches Rechnungsbeispiel in diesem Artikel wurde nachträglich korrigiert.