In Grenznähe wirds richtig teuer
Achtung vor unerwünschten Roaming-Kosten!

Jeder kennt die unbeliebte Masche der Mobilfunkanbieter: die Roaming-Falle. Insbesondere für Kundinnen und Kunden in Grenznähe ist das ein grosses Problem. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 05.08.2023 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2023 um 16:32 Uhr
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Surfen und Telefonieren im Ausland ist nicht immer so einfach.
Foto: Getty Images
Robin Wegmüller

Der Albtraum jedes Anwohners an der Landesgrenze. Während man sich genüsslich in Kreuzlingen (TG) die Fischknusperli schmecken lässt, verbindet sich das Handy mit dem deutschen Netz. Die Handy-Rechnung Ende Monat wird teurer als das Essen, welches man sich im Restaurant gegönnt hat. Wie dieses Beispiel zeigt, lauern einige Fallen im Roaming-Wirrwarr.

Neben den typischen Roaming-Problemen im Ausland können auch in der Schweiz in Grenznähe dieselben Schwierigkeiten auftreten. Genau dann, wenn sich das Smartphone unerwünschterweise mit einem ausländischen Netz verbindet. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen, damit dir das nicht passiert.

Warum bereitet Roaming so viel Sorgen?

Einerseits ist Roaming immer noch kompliziert zu bedienen. Es gibt viele verschiedene Wege, das Roaming ein- und auszustellen und danach zu bedienen. Andererseits stellen die Mobilfunk-Anbieter fiese Kostenfallen. «Viele Anbieter sehen Roaming als Möglichkeit, um damit schnell viel Geld zu verdienen. Dies tun sie, indem sie der nicht informierten Kundschaft überhöhte Preise verrechnen», sagt Ralf Beyeler (44), Telekom-Experte bei Moneyland.

Hinzu kommt, dass ein grosser Teil der Kundschaft eine falsche Erwartungshaltung gegenüber dem Roaming hat. Sie erwarten, dass sie ihr Telefon wie zu Hause einschalten und benutzen können. Dies trifft aber nur in den seltensten Fällen zu.

Können Roaminggebühren nur im Ausland anfallen?

Leider nein. Meistens treten zwar Probleme bei einer Reise ins Ausland an. Oft vergessen Kunden, sich zu informieren und treten aus Versehen in die Kostenfalle des Anbieters. Allerdings gibt es noch ein zweites Roaming-Risiko. Befindet sich eine Nutzerin in der Schweiz in Grenznähe, besteht die Gefahr, dass sich das Smartphone automatisch mit dem Netz des Nachbarlandes verbindet.

Wieso verbindet sich mein Smartphone mit einem ausländischen Netz, obwohl ich mich in der Schweiz befinde?

«Funkwellen laufen über die Landesgrenzen hinaus», erklärt Beyeler. Zudem haben viele angrenzende Länder höhere Strahlengrenzwerte als die Schweiz. Das bedeutet, dass das Signal des ausländischen Netzes stärker sein kann als das inländische Netz. Und zwar, obwohl man auf Schweizer Boden steht. So wählen sich Smartphones häufig in diese ausländischen, stärkeren Netze ein. Das Problem besteht besonders in Grenznähe. Übrigens: Laut Ralf Beyeler gibt es das Risiko auch umgekehrt. In gewissen Regionen verbinden sich auch deutsche Handys ungewollt mit dem Schweizer Netz.

Ralf Beyeler (44), Telekom-Experte beim Vergleichsdienst Moneyland.

Gibt es eine Lösung, um das Problem aus der Welt zu schaffen?

Aus technischer Sicht ist es kaum möglich, das unerwünschte Roaming an der Grenze ganz zu verhindern. «Wir können eine mehrere hundert Meter hohe Mauer aus Blei bauen. Damit gelangen die ausländischen Mobilfunksignale nicht mehr in die Schweiz», sagt Beyeler. Ernst meint er es nicht. Aber auch die Politik kann das Problem kaum vermindern.

Wird die Politik mein Roaming-Problem bald lösen?

Der Ständerat hat sich diesem Thema bereits einmal angenommen. Im Dezember 2016 wurde aber eine Erhöhung der Strahlengrenzwerte für Mobilfunk-Antennen bachab geschickt. Damit würde das Schweizer Signal stärker werden und weniger Handys würden sich mit dem ausländischen Netz verbinden. Nun sind dem Parlament aber die Hände gebunden.

Wenn die Politik möchte, kann sie aber das Thema Roaming generell anpacken. Eine Möglichkeit wäre, mit der EU ein Abkommen abzuschliessen. Im Moment hat die Schweiz aber kein Interesse an einem Roaming-Vertrag, so Beyeler.

Was kann ich tun, um nicht in die Roaming-Falle zu tappen?

Grundsätzlich kann jeder Kunde bei seinem Anbieter das Datenroaming deaktivieren. Dies macht umso mehr Sinn, wenn man sich für längere Zeit nicht im Ausland befindet. Aber der beste Tipp für die Kundschaft ist überall der gleiche: Das Handy kann von automatischer auf manuelle Netzwahl eingestellt werden. So kann jeder seinen eigenen Mobilfunk-Anbieter auswählen. «Allerdings ist es so etwas umständlicher, wenn man ins Ausland fährt», erklärt Beyeler. «Man muss das Roaming beim Anbieter wieder aktivieren und manuell ein ausländisches Netz auswählen.»

Was muss ich in Liechtenstein beachten?

Speziell ist die Situation mit dem Nachbarland Liechtenstein. Als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums EWR unterliegt das Fürstentum der EU/EWR-Regulierung. Darum gibt es in Liechtenstein ein eigenes Mobilfunknetz. Für Kundinnen und Kunden bei Swisscom und Salt ist es aber trotzdem möglich, in Liechtenstein den normalen Inlandstarif zu nutzen – ohne zusätzliche Kosten. Kunden von Sunrise bezahlen jedoch ihren jeweiligen Roaming-Tarif. Dies, weil Sunrise sich noch nicht mit einem Liechtensteiner Anbieter einigen konnte. Somit kostet die Netznutzung im Ländle bei Sunrise weiterhin mehr.

Was muss ich vor meiner nächsten Reise tun?

Für Ralf Beyeler gibt es jedoch nur eines, um der Kostenfalle aus dem Weg zu gehen: «Viele Kundinnen wollen heute einfach lostelefonieren und surfen, ohne sich vorher zu informieren. Das ist die schlechteste Lösung.» So gibt es nur eines, um sich langfristig vor zusätzlichen Kosten zu schützen: informieren, informieren, informieren.

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