Wer kennt es nicht: Es ist schon spät, der Bus fährt erst in 20 Minuten. Über die App bestellt man schnell ein Uber, denn das ist in der Regel günstiger als ein Taxi. Aber was verdient der Fahrer eigentlich daran?
32 Dollar die Stunde erhalten Uber-Fahrer im US-Bundesstaat Massachusetts neu als Lohn, wie «The Verge» berichtet. Das bestimmt eine neue Vereinbarung zwischen dem Staat und Uber sowie dem Konkurrenten Lyft. Der Mindestlohn liegt vor Ort gerade mal bei 15 Dollar.
Obwohl die Fahrer nach wie vor als unabhängige Auftragnehmer gelten, bekommen sie eine inflationsbedingte Gehaltserhöhung sowie einen vergüteten Krankenurlaub. Zudem erhalten sie Zuschüsse für eine Krankenversicherung. Arbeitsunfälle werden ebenfalls von Uber abgedeckt. Dabei müssen Uber und Konkurrent Lyft regelmässig Prüfungen durchführen und dem Staat Bericht ablegen. Aber wie steht es um die Arbeitsbedingungen für Uber-Fahrer in der Schweiz?
Lohn tiefer als versprochen
Auf seiner Website verspricht Uber Freiheit, Flexibilität und eine wöchentliche Auszahlung. Fahrten werden aufgrund eines Basistarifs berechnet. Je länger die Fahrt dauert, desto mehr verdient der Fahrer. Wie hoch dieser Basistarif ist, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich.
«Es ist extrem schwierig, zu sagen, was ein Uber-Fahrer verdient. Denn sie haben keinen Fixlohn und verdienen je nach Aufträge mal mehr oder weniger», sagt Unia-Sprecher Philipp Zimmermann im Gespräch mit Blick. «Für die Fahrer ist die Situation prekär.»
Uber verkündete 2019, dass der Stundenlohn nach Abzügen aller Kosten bei 21 Franken liege. 2020 hat sich darauf ein Taxi-Fahrer für einen Monat bei Uber anstellen lassen – um zu schauen, wie viel er wirklich verdient. Er machte bei Uber einen Umsatz von 6299.30 Franken, zeigt ein Artikel in der Work-Zeitung der Unia. Nach Abzug der Provision an Uber und den Kosten fürs Auto verdiente der Fahrer gerade mal 11.80 Franken auf die Stunde. Man kann nur hoffen, dass die Löhne in der Zwischenzeit etwas gestiegen sind.
Behörden schauen zu
Eigentlich müsste sich Uber hierzulande an das Gesetz halten: Das US-Unternehmen muss die Fahrerinnen und Fahrer als eigene Angestellte betrachten und muss somit auch Zahlungen an die Sozialversicherungen leisten. Das hat das Bundesgericht im Mai 2022 entschieden.
Das Problem gemäss Unia: Uber weigert sich nach wie vor, seine Fahrer als Angestellte anzuerkennen. Die Fahrerinnen und Fahrer arbeiten also ohne jeglichen Versicherungsschutz. Sie haben keine Unfall- oder Krankentaggeldversicherung, auch Auslagen für das Fahrzeug werden nicht übernommen. Macht ein Uber-Fahrer keine Fahrten, verdient er auch nichts.
«Wir fordern deshalb, dass die Behörden aktiv werden und diese Schwarzarbeit unterbinden», sagt Zimmermann weiter. «Es kann nicht sein, dass so ein Konzern allen auf der Nase herumtanzt und Dumping-Löhne bezahlt.» Es sei sowohl im Interesse der Fahrerinnen und Fahrer als auch der Kunden, dass die Gesetze zur Anwendung kommen.
Politisch gibt es aktuell sogar Bestrebungen in die andere Richtung: Im Parlament ist ein Vorstoss von GLP-Präsident Jürg Grossen (54) hängig, der das Geschäftsmodell von Uber hierzulande erlauben will. Das hätte auch Auswirkungen auf andere Branchen. «Eine Aufweichung des Arbeitnehmerstatus würde Rechtsunsicherheit schaffen und die Bekämpfung von Schwarzarbeit generell erschweren», kritisiert Zimmermann.