«Einmal lächeln, bitte!» Dieser Spruch erinnert an mühsame Klassenfotos in der Schulzeit. Oder an aufmunternde Worte gegen die wöchentliche Montags-Depression.
Künftig könnte der Spruch auch mit Nestlé in Verbindung gebracht werden. Denn: Der Nahrungsmittel-Multi testet in der spanischen Metropole Barcelona in einem eigenen Laden eine Kasse, die mit Gesichtserkennung funktioniert.
Bei der Entwicklung helfen die spanische Caixa-Bank und das Start-up Payment Innovation Hub mit. Ein Blick in die Kamera soll genügen – und der Einkauf ist bezahlt. Die Kreditkarte muss man nicht mehr extra zücken. Und Bargeld schon gar nicht.
Selfie wird mit Profilbildern verglichen
Konkret läuft das Zahlen so ab: Der Nestlé-Kunde muss sich die App «Face to Pay Nestlé Market» herunterladen. Sowohl im App Store als auch im Google Play wird das Programm in Kürze zu finden sein. Dort registriert man sich mit persönlichen Bankdaten und einem Gesichtsfoto.
Am Ende des Einkaufs stellt der Kunde sich vor eine Kamera. Diese knipst dann ein Bild vom Shopper. Und vergleicht es dann mit allen Profilbildern, die die App ausspuckt. Bei einer gefundenen Übereinstimmung wird die Zahlung getätigt.
Laut einer Mitteilung von Nestlé sollen Läden so mit grossem Kundenandrang, etwa an Weihnachtstagen, besser fertig werden. «Die Technologie verbessert die Nutzerfreundlichkeit und erhöht die Sicherheit», schreibt der Multi weiter.
Wird aus Nestlé nun ein Detailhändler?
Nestlé trat bislang bis auf eigene Fabrikläden nicht als Detailhändler auf. Vielmehr vertreibt der Nahrungsmittelhersteller Produkte verschiedener Marken, etwa Nespresso oder Nestea über Supermärkte.
Wieso tüftelt der Konzern plötzlich an diesen Bezahl-Technologien? Eine Antwort der Pressestelle blieb bis Redaktionsschluss aus.
Alibaba in der Vorreiterrolle
Neben Nestlé haben in der Schweiz unlängst klassische Detailhändler Interesse an Gesichtserkennung bekundet. So etwa Valora, das Mutter-Unternehmen der Avec-Shops und K-Kioske. Auch Migrolino liebäugelte in Vergangenheit mit Selfie-Systemen. Speziell in 24-Stunden-Filialen könnten einmal eingesetzt werden, hiess es. Im Schweizer Detailhandel ist bislang allerdings noch niemand mit Gesichtserkennung-Systemen unterwegs.
Ganz anders in China. Der Online-Riese Alibaba hatte 2015 erstmals ein Bezahl-System lanciert, das auf Gesichtserkennung basiert. In China, wo sich die Menschen Kameras und Überwachung gewohnt sind, läuft das Projekt erfolgreich. 800 Millionen Chinesen grinsen heute beim Zahlen bereits in die Kamera. Ganz nach dem Motto: «Einmal lächeln, bitte!»