In Argentinien explodiert die Teuerung
«Seit Javier Milei gewonnen hat, sind wir besorgt»

Der ultralibertäre Populist Javier Milei will Argentiniens Wirtschaft massiv umkrempeln. Dafür nimmt er eine noch höhere Inflation in Kauf. Geschäfte und Haushalte leiden unter der Preisexplosion im südamerikanischen Land.
Publiziert: 25.12.2023 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 11:09 Uhr
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Seit dem 10. Dezember ist Javier Milei argentinischer Präsident.
Foto: imago/Xinhua

Seit zwei Wochen regiert in Argentinien Javier Milei (53). Der libertäre Populist begeistert die Stimmbevölkerung, eckt international an und will als Präsident die argentinische Wirtschaft mit über 300 Massnahmen grundlegend umkrempeln. Staatsunternehmen sollen privatisiert, das Arbeitsrecht geschwächt und die Türen für ausländische Investoren weit aufgestossen werden. Die Landeswährung, der argentinische Peso, wertete Milei bereits zuvor um mehr als 50 Prozent ab.

Milei präsentierte das grosse Massnahmenpaket am vergangenen Mittwoch dem Volk. Tausende Argentinierinnen und Argentinier stürmten anschliessend auf die Strassen der Hauptstadt Buenos Aires, um dagegen zu protestieren. Um ihren Unmut kundzutun, schlugen die Protestierenden auf Töpfe und Pfannen. Als Reaktion drohte die argentinische Regierung den Demonstrierenden mit Bussen und einer Annullierung ihrer Sozialversicherung.

Alltagsgüter teilweise mehr als doppelt so teuer

Bereits vor Mileis Wahl am 19. November litt Argentinien unter der dritthöchsten Inflationsrate der Welt. Statt die Teuerung zu lösen, treibt sie der neue Präsident in ungeahnte Höhen. Das setzt den Geschäften und Haushalten gleichermassen zu. «Seit Milei die Wahl gewonnen hat, sind wir dauernd besorgt», sagt Fernando González Galli (36), Philosophielehrer in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, zur «New York Times».

Galli versucht, seine Pesos so rasch wie möglich auszugeben – bevor sie noch weniger wert sind. «Sobald ich meinen Lohn erhalte, kaufe ich so viel, wie ich kann», sagt er. Für den zweifachen Vater kosten Windeln bereits doppelt so viel wie noch im November.

Pampers und Co. sind jedoch keineswegs die einzigen Produkte, deren Preise seit Anfang Monat immer weiter ansteigen. Importierte Produkte wie etwa Kaffee oder Elektrogeräte verteuerten sich durch den schwachen Peso massiv. Der Benzinpreis ist um fast zwei Drittel gestiegen. «Unsere Löhne passen sich unmöglich so schnell daran an», sagt Nahuel Carbajo (37), Besitzer einer Weinbar in Buenos Aires. Für seine Steaks zahlt er im Einkauf mittlerweile 73 Prozent mehr. Zucchetti wurden sogar 2,5-mal so teuer.

Inflation gehört zu Mileis Plan

Für Milei gehört die beschleunigte Inflation zum Plan. Er warnte bereits beim Antritt, dass es zuerst schmerzen werde, den Staat zu verkleinern und die Wirtschaft umzubauen. «Ich ziehe es vor, euch die unangenehme Wahrheit statt eine angenehme Lüge zu erzählen», sagte er am 10. Dezember bei seiner Vereidigung.

Wie die Regierung mitteilt, sollen noch weitere Monate starker Teuerung folgen. Insgesamt zog sie gemäss offiziellen Zahlen im November um 13 Prozent an. Analysten gehen davon aus, dass die Preise in diesem Monat um weitere 30 Prozent ansteigen. Bis im Februar sollen Alltagsgüter laut einigen Experten gar 80 Prozent teurer sein als im Dezember. (sak)

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