Impftourismus zwischen Kantonen sorgt für Ärger
Zürcher lassen sich in Schwyz piksen

Der Impftourismus nimmt in der Schweiz zu. Im Kanton Schwyz liessen sich zuletzt vermehrt Zürcherinnen und Zürcher impfen. Sie nutzen eine IT-Lücke des Kantons aus.
Publiziert: 14.03.2021 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 09:49 Uhr
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Der Impftourismus nimmt in der Schweiz zu.
Foto: imago images/PanoramiC

Corona-Impfstoffe gehören derzeit zu den gesundheitlich wertvollsten Güter der Schweiz. Doch leider sind die Dosen von Pfizer/Biontech und Moderna hierzulande noch viel zu selten. Der Grund: Lieferengpässe im Februar. Die Schweiz hinkt Ländern wie Grossbritannien, Amerika oder Israel hinterher.

Um doch an den begehrten Stoff zu kommen, gehen immer mehr Schweizer neue Wege. Sie weichen auf andere Kantone aus, um den Piks frühzeitig zu erhalten. Gerade in Zürich wird diese Art von Impftourismus immer beliebter, schreibt die «SonntagsZeitung».

Im bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz warten selbst über 75-Jährige immer noch auf Impftermine. In ihrer Verzweiflung schauen sie sich in Nachbarkantonen für eine Alternative um – und nutzen eine IT-Lücke im Kanton Schwyz aus.

Wohnsitz-Angaben werden nicht überprüft

Dort werden die Impftermine über die Online-Plattform «DrNow» organisiert. Wenn man die Frage nach dem Wohnsitz im Kanton Schwyz mit Ja beantwortet, erhalten die Antragsteller tatsächlich einen Termin. Weil ihre Angaben nicht geprüft werden.

Paradebeispiel ist das Spital Einsiedeln, das schon öfter Impftouristen aus dem Kanton Zürich empfangen hat. Die Verantwortlichen teilten der Zeitung mit, dass das Spital keinen Einfluss auf die Personendaten habe, sondern der Kanton dafür zuständig sei.

Kanton Aargau ist strenger

Doch dort gibt man sich mit einem schriftlichen Hinweis zufrieden, dass sich nur Einheimische impfen lassen dürfen. «Der Kanton Schwyz hat den Hinweis auf der Homepage platziert, dass sich Personen mit ausserkantonalem Wohnsitz an die zuständige Stelle in ihrem Wohnkanton melden sollen», sagt Roland Wespi vom Gesundheitsam zur «SonntagsZeitung».

Die Online-Plattform «DrNow» wird von 16 weiteren Kantonen verwendet. Im Aargau hat man die IT-Lücke bereits erkannt und kontrolliert strenger. Impftouristen würden konsequent abgewiesen werden.

GDK kritisiert den Impftourismus

Bei der Konferenz der Kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) sieht man die Entwicklung gerade im Kanton Schwyz kritisch. «Die Kontingente für die Kantone richten sich nach der Bevölkerungszahl und der Zielgruppe der besonders gefährdeten Personen. Deshalb können nicht beliebig viele Personen aus anderen Kantonen geimpft werden», hält Tobias Bär von der GDK fest.

Immerhin: Das Problem des Impftourismus soll sich in der Zukunft von selbst lösen. Wenn später genügend Coronavirus-Impfstoff in der Schweiz vorhanden sei, wird laut GDK eine Impfung unabhängig vom Wohnort möglich sein. (nim)

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