Die Pandemie hat dem bereits boomenden Onlinehandel noch einmal einen zünftigen Schub verpasst. Das zeigt jetzt auch auf dem Schweizer Immobilienmarkt Wirkung. So werden Logistikflächen für Immobilienanleger immer interessanter. Zu diesem Schluss kommt die Credit Suisse in der am Dienstag veröffentlichten Studie Schweizer Immobilienmarkt 2021.
Im selben Ausmass, wie Retailflächen an Bedeutung einbüssen, werden Logistikimmobilien wichtiger. «Logistikflächen lösen Verkaufsflächen als Renditelieferanten ab», sagt Fredy Hasenmaile (51), Immobilienexperte der Credit Suisse. Sie könnten laut dem Immobilienexperten sogar Wohneigentum als begehrte Anlage den Rang ablaufen.
Geeignete Grundstücke sind rar
Logistikdienstleistungen seien in einer Welt, in der alles sofort online bestellt werden kann, für Hersteller und Detailhändler zu einem Schlüsselfaktor geworden. Diese Entwicklung sei durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden. Der Logistikflächenbedarf wird daher immer grösser.
«In der Schweiz fehlt es jedoch an grossen, modernen Lagerflächen sowie Distributions- und Umschlagszentren», so Hasenmaile. Die Anforderungen an die Lage einer solchen Logistikimmobilie sind laut dem Immobilienexperten hoch. Geeignete Grundstücke rar. «Das knappe Angebot in diesem Segment der Stunde führt dazu, dass die Preise steigen werden», so Hasenmaile.
Zentrale Büros bleiben gefragt
Bei den Geschäftsflächen ist die Nachfrage im Bürobereich tief, da die Unternehmen zuwarten, inwiefern sie mittels Homeoffice langfristig Büroflächen einsparen könnten. Aktuell werde der Stellenwert zentraler Büroarbeitsplätze aber eher unterschätzt. Dennoch erwarten die Ökonomen für die nächsten Jahre wieder ein zunehmendes Überangebot und steigende Leerstände sowie sinkende Mieten.
Dem Trend dürften sich einzig erstklassige Lagen und die Innenstädte entziehen können. Das Gefälle zwischen den Zentren und den Rändern der Büromärkte dürfte sich somit in den nächsten Jahren weiter akzentuieren.
Jedes dritte Geschäft wird schliessen
Im Detailhandel schafft die Pandemie klare Sieger und Verlierer. Zu den Gewinnern gehörten nebst dem Lebensmittelhandel, der von geschlossenen Restaurants und Kantinen profitiere, vor allem die Onlineanbieter. Kleinere Fachdetailhändler litten dagegen stark unter den ausbleibenden Kundenfrequenzen. Im Onlinehandel stiegen die Umsätze letztes Jahr um 35 Prozent. «Ein Grossteil der in den Onlinekanal abgewanderten Umsätze dürfte für den stationären Handel für immer verloren sein», sagt Hasenmaile.
Damit dürfte im Verkaufsflächenmarkt der Prozess der sogenannten Gesundschrumpfung die nächsten Quartale noch stärker spürbar werden. Konkret heisst das, dass viele stationäre Händler ihre Türen für immer schliessen werden. Die CS schätzte einst, dass zwischen 2013 und 2028 jede dritte Verkaufsfläche verschwinden wird. Der grösste Teil dieser Bereinigung wird in den kommenden Jahren stattfinden. «Der ärgste Strukturwandel steht uns noch bevor», sagt Hasenmaile.
Wohneigentum bleibt knapp
Wohneigentum bleibt nicht zuletzt wegen der tiefen Zinsen und der Sorge vor einer Überwälzung von Negativzinsen stark gesucht. Zudem hat die Pandemie die Wohnung zum absoluten Lebensmittelpunkt gemacht. Doch das Angebot ist und bleibt knapp. Die Produktion von Wohneigentum nimmt seit Jahren ab, und eine Trendwende ist laut der Studie nicht in Sicht.
Dadurch stiegen die Preise in Jahresfrist von einem schon sehr hohem Niveau aus nochmals um mehr als 5 Prozent. Daher könnten sich immer weniger Haushalte ihren Traum vom Eigenheim erfüllen. Davon profitiere dafür die Mietwohnungsnachfrage. (SDA/dvo)