Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte im Dezember die Zinsen ein weiteres Mal anheben, um die Inflation zu bekämpfen. Doch auch in der Schweiz hat sich der kurzfristige wirtschaftliche Ausblick eingetrübt. Wie im Ausland ist die Unsicherheit hoch.
Im internationalen Vergleich ist die Inflation in der Schweiz zwar tief. Thomas Jordan (59), Direktor der Schweizerischen Nationalbank, hält eine straffere Geldpolitik dennoch für nötig. Das hat er dem Bundesrat in einer Sitzung mitgeteilt.
Kampf gegen Inflation nicht gewonnen
Die Teuerung sei nach wie vor zu hoch, sagt nun auch SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler (53) in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung «L'Agefi». Der Kampf gegen die Inflation sei trotz des Rückgangs auf 3,0 Prozent im Oktober noch nicht gewonnen, betont sie. «Wir werden den Sieg ausrufen, wenn sich die Inflation dauerhaft unter 2 Prozent einpendelt.»
Die Vize-Direktorin fügt an: «Es ist nicht auszuschliessen, dass auf der Grundlage neuer Zahlen und Entwicklungen weitere Zinserhöhungen erforderlich sind, um mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten.»
Nicht nur Ukraine und Pandemie
Denn: Es gibt laut der SNB-Vize-Direktorin immer mehr Indizien dafür, dass die Preissteigerungen nicht auf Waren und Dienstleistungen beschränkt sind, die vom Krieg in der Ukraine oder den Folgen der Pandemie betroffen sind. «Darüber hinaus wissen wir, dass die Strompreise in den nächsten Monaten ziemlich stark steigen werden», erklärt Maechler.
Die SNB hat die Zinsen in diesem Jahr bereits zweimal angehoben. Aktuell steht der SNB-Leitzins bei 0,5 Prozent. (pbe/SDA)