Illegale Abholz-Aktion in Weesen SG
Gemeinde Weesen hätte Baustopp anordnen müssen!

Im Kurfürstenpark in Weesen wurden fast 30 denkmalgeschützte Bäume illegal gefällt. Nach den BLICK-Enthüllungen reagiert nun auch die St. Galler Regierung: Sie rügt die Gemeinde dafür, nicht eingegriffen zu haben. Es wurde zudem ein Strafverfahren eingeleitet.
Publiziert: 06.01.2021 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2021 um 16:48 Uhr
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«Der Park wurde regelrecht zerstört», sagt Walter Baumann.
Foto: STEFAN BOHRER
Dorothea Vollenweider

Fast zwei Jahre nachdem im Kurfürstenpark in Weesen SG 26 Bäume illegal abgeholzt wurden, rügt die Regierung die Gemeinde dafür, nicht früher eingegriffen zu haben. Die Politik beschäftigt sich mit dem Fall, seit BLICK die Rodung der denkmalgeschützten Bäume im November 2020 publik gemacht hatte.

«Im vorliegenden Fall hätte die Gemeinde im April 2019, als sie Kenntnis von den ersten Baumfällungen erhalten hat, umgehend einen vorsorglichen Baustopp oder zumindest eine vorsorgliche Einstellung der Baumfällungen anordnen müssen», steht in dem Schreiben der Regierung, das BLICK vorliegt. Es ist die Antwort auf eine Anfrage der SP-Politikerin Bettina Surber (39) aus dem Kantonsrat.

Strafverfahren wurde eingeleitet

«Wenn das Schaffen von Tatsachen in Umgehung des Denkmalschutzes praktisch keine Konsequenzen hat, so muss befürchtet werden, dass es immer wieder zu Verstössen kommt», sagt Surber zu BLICK. Die Regierung erklärt nun, es sei die Aufgabe der Gemeinde, bei Hinweisen auf Unrechtmässigkeiten aktiv zu werden.

Für Verstösse wie in Weesen SG seien neben Verwaltungsmassnahmen auch Bussen bis zu 30'000 Franken möglich. «Im vorliegenden Fall hat die zuständige Staatsanwaltschaft bereits Vorermittlungen eingeleitet und Kontakt mit der kantonalen Denkmalpflege aufgenommen», heisst es im Schreiben weiter. Beatrice Giger, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigt das Strafverfahren gegenüber BLICK.

Warum griff die Gemeinde nicht früher ein?

Gemeindepräsident Marcel Benz (59) sagt zu BLICK: «Wir haben nach Kenntnisnahme dieser Baumfällung mit dem Bauherrn sofort Kontakt aufgenommen und ihm verboten, weitere Bäume zu fällen.» Abgeholzt wurden die Bäume für die Luxus-Überbauung Lake Shore im Kurfürstenpark.

Investor und Bauherr Josef Büeler behauptete stets, er habe den Denkmalschutz vor der Fällung der geschützten Bäume schriftlich über das Vorgehen informiert. Der Denkmalschutz widerspricht dieser Aussage. Laut dem Schreiben der Regierung fand die Fällung der Bäume nach und nach statt. Und die Gemeinde versäumte es, diese illegale Abholzung zu verhindern.

Investor muss Bäume neu pflanzen

Erst, als alle Bäume bereits gefällt waren und die Denkmalpflege sich einschaltete, reagierte die Gemeinde Weesen. Sie verpflichtete Büeler dazu, eine Ersatzpflanzung vorzunehmen. Die Gemeinde droht dem Investor zudem mit einer Strafe, sollte die Ersatzpflanzung nicht fristgerecht geschehen.

Walter Baumann (60), der bis zu seinem fünften Lebensjahr in der Villa im Kurfürstenpark lebte, ist glücklich über die neuesten Entwicklungen im Fall. Doch den Park aus seiner Kindheit, umgeben von gross gewachsenen Blutbuchen, wird Baumann so wohl nie wieder sehen. «Wir gaben den Bäumen sogar Namen», sagte Baumann Anfang November zu BLICK. «Der Park wurde regelrecht zerstört.»

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Der Kurfürstenpark hat eine bewegte Vergangenheit. Über das Leben des einstigen Erbauers Hans Oskar Kurfürst, bevor er in die Schweiz kam, ist kaum etwas bekannt.
Foto: zVg


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