Illegal, aber für «Eigengebrauch»
Winterthurer Student importiert Viagra für 27 Jahre

Der Zoll kommt laut einem Bericht im «Beobachter» einem Winterthurer Studenten auf die Spur, der illegal Viagra importierte. Die Menge würde für eine tägliche Erektion während 27 Jahren reichen. Trotzdem: Die Strafe fällt erstaunlich tief aus.
Publiziert: 21.11.2020 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 13:23 Uhr
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Ein Chemiestudent, der auch in Bodybuilder-Kreisen verkehrt, wollte zwei Kilo Sildenafil importieren – aus dem Mittel werden die berühmten Viagra-Tabletten gemacht. Viele Männer nutzen das Medikament, um ihren Erektionsproblemen auf die Sprünge zu helfen.
Foto: BSIP
Thomas Angeli («Beobachter»)

Gleich zweimal beschlagnahmten Beamte des Hauptzollamts Frankfurt 2017 Pakete für einen Chemiestudenten aus Winterthur ZH. Der Inhalt: je ein Kilo Sildenafil in Pulverform, besser bekannt als Viagra.

Bei der zweiten Lieferung avisierten die deutschen Zöllner laut einem Bericht in dem «Beobachter» die Eidgenössische Zollverwaltung und diese letztlich die Heilmittelbehörde Swissmedic. Als deren Fahnder darauf die Wohnung des heute 27-Jährigen durchsuchten, stiessen sie auf ein Kilo Sildenafil, weitere, zum Teil illegale Medikamente und Dopingmittel, dazu leere Medikamentenkapseln und eine elektronische Waage.

Ein Kilo Sildenafil reicht für eine tägliche 27 Jahre dauernde Erektion

Nun hat Swissmedic einen Strafbefehl ausgestellt, der dem «Beobachter» vorliegt. Darin liest man Erstaunliches: «Da der Beschuldigte den Import nur für den Eigenbedarf vorgenommen hat, ist die Schwere der Widerhandlung gering», heisst es. Dazu muss man wissen: Viagra wird in Dosen von maximal 100 Milligramm eingenommen. Ein Kilo der Substanz reicht also locker für eine tägliche Erektion während mehr als 27 Jahren.

Erst recht interessant sind die Gewinne, die man mit der Substanz erzielen kann. Der Kilopreis für Sildenafil liegt auf dem Schwarzmarkt bei lediglich ein paar Hundert Franken, eine Dosis geht jedoch für sechs bis zehn Franken weg. Ein Kilo des Pulvers kann also Gewinne von mehreren Zehntausend Franken bringen.

Mann kommt mit Busse davon

Man habe «bezüglich Herstellung und Verkauf intensiv ermittelt», sagt Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi dazu. Der Beschuldigte habe jedoch glaubhaft darlegen können, «dass er den Wirkstoff anstelle von Tabletten aus finanziellen Gründen für den Eigengebrauch bestellt hatte».

Offenbar war der Mann, der auch in Bodybuilder-Kreisen verkehrt, derart glaubwürdig, dass man selbst auf eine Durchsuchung der Wohnung seiner Eltern und seines Arbeitsplatzes an der Hochschule verzichtete. Er kommt dementsprechend billig weg: mit einer Busse von 2000 Franken und Verfahrenskosten von rund 1900 Franken.

Einzig den Vorrat an Viagra muss der Student, der nicht auf Anfragen des Beobachters reagierte, neu aufstocken. Swissmedic hat das Kilo Erektionsförderer beschlagnahmt und vernichtet.

Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Beobachter

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

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