Der Ikea-Umsatz ist im letzten Geschäftsjahr um 5 Prozent zurückgegangen, auf 1,2 Milliarden Franken. Im Gespräch mit Blick erklärt Ikea-CEO Jessica Anderen (52), dass sie mit diesem Einbruch gerechnet hatte: «Wir haben während den Pandemiejahren deutlich mehr verkauft, weil viele Leute zu Hause bleiben mussten. Dieser Effekt hat sich abgeschwächt.» Dazu kamen Lieferprobleme.
Trotzdem ist Anderen optimistisch: «Die Engpässe bei den Lieferketten, vor allem aus Asien, lösen sich langsam auf. Die Liefersituation ist viel stabiler als im Vorjahr. 70 Prozent unserer Produkte werden ohnehin in Europa produziert. Aktuell sind damit 90 Prozent unserer Produkte verfügbar.» Das sind 9500 Produkte, wovon die meisten zur sofortigen Mitnahme bereitstehen.
Keine Angst vor der Konkurrenz
Eine verbindliche Umsatzprognose für das aktuelle Geschäftsjahr will Anderen nicht abgeben, da die globale Situation weiterhin «volatil» sei. Man rechne aber mit höherer Nachfrage: «Insgesamt werden in der Schweiz mehr Einrichtungsgegenstände verkauft als in den letzten Jahren.»
Durch dieses Marktwachstum habe Ikea trotz der massiven Marktexpansion vor allem des österreichischen Konkurrenten XXL Lutz auch keine Marktanteile verloren. «Wir wachsen organisch und fokussieren auf unsere Erfahrung und unsere starke Marke», gibt sich Anderen gelassen. Ikea verfolge eine andere Strategie und setze auf einen Mix aus Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit.
Preise werden «wo möglich» gesenkt
Erschwinglichkeit ist insofern wichtig, als in der Schweiz laut Anderen 20 Prozent der Bevölkerung Working Poor sind. Diesen bleibt nach Begleichung aller Rechnungen am Ende des Monats nichts mehr übrig. Um preiswert zu bleiben, wird Ikea «wo immer möglich» die Preise senken. Bei 100 Produkten, aus denen sich 1052 Kombinationen ergeben, ist dies bereits erfolgt. Die Rabatt-Grössenordnung liegt zwischen 25 Prozent für günstige Einzelwaren und meist noch bei über 5 Prozent bei grossen Möbeln wie Schränken oder Sofas.
Bislang ist dies ein kleiner Prozentsatz des gesamten Produktangebots. Dass es auch zu Preiserhöhungen kommen könnte, will Anderen nicht ausschliessen, doch grundsätzlich wolle Ikea Preise senken. «Wir haben weitgehend Kontrolle über unsere gesamte Wertschöpfungskette und können deshalb die Preise langfristig tief halten», erklärt Anderen.
Neue urbane Läden
Positiv auf den Umsatz soll sich die am 7. November erfolgte Eröffnung des «Plan and order point» im Herzen von Zürich auswirken. Hier können auf Termin oder spontan kostenlose Beratungen eingeholt werden. Vorangegangen waren Testläufe mit drei Pop-up-Stores.
Mit dem neuen Geschäftsfeld will Ikea näher in die Stadtzentren. «Wir erweitern unser Kundensegment um urbane Käufer, die vielleicht kein Auto haben und bislang nicht bei Ikea einkauften», sagt Anderen. Weitere solche Verkaufspunkte sind in der Pipeline. Wo, ist noch geheim. «Wir müssen hybride Kundenbedürfnisse mit einem breitgefächerten Angebot auffangen», kommentiert Anderen die Diversifizierung.
Noch keinen Einfluss auf den Umsatz im aktuellen Geschäftsjahr wird die Eröffnung des 10. Ikea-Stores in Riddes VS im Herbst 2023 haben. Dafür wird aber bereits Personal eingestellt. «Wir haben während der Pandemie netto an Personal zugelegt», sagt Anderen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr bietet Ikea heute rund 100 Stellen mehr.
Eine eigene Schweizer Kollektion
Im kommenden Jahr wird Ikea feiern: 80 Jahre Ikea, 50 Jahre Ikea in der Schweiz. Zu den ganzjährig durchgeführten Jubiläumsaktivitäten verrät Anderen noch nicht viel. Aber eine Besonderheit wird es geben: «Wir lancieren im April eine limitierte ‹Swiss Collection›. Mit Produkten, die von einer Schweizer Designerin stammen. Dazu werden unsere Geschichte und Werte vermittelt, die eng mit der Schweiz verbunden sind. Die Schweiz war der erste Ikea-Store ausserhalb von Skandinavien.»