Für viele Kinder ist es der Albtraum schlechthin: wenn Mama und Papa getrennte Wege gehen. HSG-Forschende kommen nun aber zum Schluss, dass eine Scheidung der Eltern auf die Kinder auch positive Auswirkungen haben kann. Zumindest, wenn die Kinder später einmal ein Unternehmen gründen.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die eine elterliche Scheidung erleben, im Durchschnitt eine gesteigerte Überzeugung, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können, entwickeln», wird die an der Studie beteiligte HSG-Professorin Isabella Hatak zitiert. «Die elterliche Scheidung scheint die Unabhängigkeit und Reife der Kinder zu fördern, wodurch ihnen ihre gesteigerte Selbstwirksamkeit später in ihrer unternehmerischen Karriere zugutekommt.»
Hausaufgabenhilfe und Nachhilfeunterricht
Aber Achtung, liebe Scheidungskinder: «Die häufig vertretene Ansicht, dass frühe Herausforderungen im Leben eine Quelle für unternehmerischen Erfolg sind, scheint nur dann zu gelten, wenn Kinder durch die Scheidung ihrer Eltern wenig zu verlieren haben», schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie. Bei Scheidungskindern aus privilegierten Familien überwiegen die negativen Auswirkungen.
Kinder aus reicheren Familien verlieren bei der Scheidung der Eltern einen Teil ihres Wohlstands. Den Kindern – respektive ihren Eltern – steht nach der Scheidung weniger Geld für «bildungsfördernde Aktivitäten» wie Nachhilfeunterricht oder Hobbys zur Verfügung. Wenn der sorgeberechtigte Elternteil infolge der Scheidung das Arbeitspensum erhöhen muss, kriegen die Kinder ausserdem weniger elterliche Unterstützung bei Hausaufgaben und Co.
«Eine elterliche Scheidung kann dazu führen, dass diese Kinder ihre Privilegien verlieren, und sie somit in die gleiche eingeschränkte Situation bringen, wie es weniger privilegierte Kinder oft auch ohne elterliche Scheidung erleben», sagt Mateja Andric vom Schweizerischen Institut für KMU und Unternehmertum an der HSG.
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Staatliche Programme, die darauf abzielen, Unternehmerinnen und Unternehmer zu fördern, sollten daher Personen aus benachteiligten Familienhintergründen unterstützen, unabhängig davon, ob die Nachteile durch eine elterliche Scheidung verursacht wurden oder bereits zuvor bestanden haben, so die Forschenden in der Mitteilung der HSG.
An betroffene Eltern gerichtet empfehlen die HSG-Forschenden, proaktiv in die Bildung des Kindes zu investieren – und dieses nicht zu stark zu behüten. «Dies ermöglicht es dem Kind, die herausfordernde Zeit nach der Scheidung als Chance zu nutzen, um grössere Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu entwickeln, was seine Chancen auf späteren Erfolg im Unternehmertum erhöht», wird Mateja Andric zitiert.
Für die Studie haben die HSG-Forscher die Karrieren von 1735 Selbständigen in den USA ausgewertet. Die Studie wurde im Fachblatt «Journal of Business Venturing» publiziert.