Hoteliers eher skeptisch
Skigebiete rechnen mit Supersaison

Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH sagt einen rekordverdächtigen Winter voraus. Die Gästezahlen sollen gar höher als vor der Corona-Pandemie liegen. Warum die Hoteliers trotzdem nicht in Jubel ausbrechen.
Publiziert: 22.10.2022 um 13:37 Uhr
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Die Konjunkturforschungsstelle der ETH rechnet mit einem Traumwinter.
Foto: zVg
Martin Schmidt

In der Schweiz wird praktisch alles teurer. Immer mehr Leute müssen den Gürtel enger schnallen. Auf eines scheint jedoch so gut wie niemand verzichten zu wollen: Skiferien. Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich sagt ein rekordverdächtiges Wintergeschäft voraus.

Erfolgsgaranten sollen inländische Touristen sein. Für Skidestinationen muss sich die Prognose wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk anhören. Denn die KOF rechnet sogar damit, dass die Übernachtungszahlen höher ausfallen als vor der Corona-Pandemie!

«Die Kosten explodieren»

Geht es nach Ernst Wyrsch (61) wäre es dennoch verfrüht, in den Skidestinationen den Champagner kühl zu stellen. Der Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden hält zwar ein Umsatzwachstum von 5 bis 9 Prozent für realistisch.

Doch er relativiert: «Die Kosten für Mitarbeitergehälter und Strom explodieren. Das wird bei vielen Hotels die Mehreinnahmen wegfressen. Deshalb teile ich die Einschätzung nicht, dass eine sensationelle Saison vor der Tür steht.» Nur die wenigsten Betriebe können es sich erlauben, die steigenden Kosten in vollem Umfang an die Gäste weiterzugeben.

Besonders die Personalsituation bereitet Wyrsch Kopfzerbrechen: «Wir erleben einen regelrechten Kampf um Angestellte. Die Betriebe überbieten sich gegenseitig beim Lohn.» Er schätzt, dass die Lohnkosten im Schnitt um 5 bis 7 Prozent steigen.

Der Personalmangel hat zur Folge, dass Gastrobetriebe in den Skidestinationen die Öffnungszeiten reduzieren müssen – wie bereits im letzten Winter.

Gäste bleiben weniger lange

Auch die Hotellerie im Wallis und Berner Oberland rechnet auf Anfrage mit gut gefüllten Betten, kämpft jedoch mit ähnlichen Problemen wie die Bündner. «Wir erwarten eine sehr gute Auslastung, stellen gleichzeitig aber fest, dass die Gäste immer noch kurzfristiger buchen», sagt Annette Stoffel (50), Geschäftsführerin von Hotelleriesuisse Berner Oberland.

Eine weitere Tendenz: Die Gäste würden weniger lange bleiben. Eine Folge davon, dass Haushalte mehr aufs Budget schauen müssen.

Wie geht es mit Covid weiter?

Zahlreiche Hoteliers teilen die positive Prognose nicht. Zu vieles sei ungewiss: Wie geht es mit Covid weiter? Wie mit der Teuerung? Was, wenn der Franken gegenüber dem Euro erneut zulegt? «Ich zweifle daran, dass die KOF-Prognose wirklich so eintrifft», sagt etwa Markus Schmid (66), Ausschussmitglied des Walliser Hoteliervereins. Er führt das Hotel Salina Maris in Mörel-Filet VS. «Viele Betriebe dürften im Winter auch bei einer hohen Auslastung finanziell schlechter abschneiden als vor der Pandemie.»

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