Über den Sommer hinweg ist der Preis fürs Erdöl kontinuierlich angestiegen. Ein Fass (159 Liter) der europäischen Sorte Brent kostet aktuell 27 Franken mehr als noch im Juni. Die massive Zunahme wirkt sich auch auf den Benzinpreis aus. Vor allem der Diesel kostet oft wieder mehr als zwei Franken pro Liter. Eine weitere Auswirkung, die die Teuerung in der Schweiz anfeuert.
Doch weshalb dieser Preisanstieg? Laut UBS-Rohstoffanalyst Giovanni Staunovo gibt es primär zwei Gründe: «Einerseits haben wir eine sehr starke Nachfrage, andererseits hat sich das Angebot verknappt», führte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP aus.
Das knappe Angebot ist das Resultat von Produktionskürzungen. So hat die Organisation der erdölexportierenden Länder OPEC+ vor kurzem beschlossen, die Produktion zu drosseln, um die Preise nach oben zu treiben. An den Kürzungen möchte die Organisation derzeit nicht rütteln, betonte der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman unlängst.
An der Zapfsäule wirds teurer
Inzwischen spürt man den Preisanstieg nicht nur beim Rohöl, sondern auch an den Tankstellen. Die Kunden müssen an vielerorts wieder mehr als zwei Franken pro Liter Benzin auf die Theke legen, wie ein Blick auf die Website des TCS zeigt. Und das, obwohl der Rohölpreis nur einer von vielen Faktoren ist, die den Benzinpreis für die Endkunden beeinflussen.
Dass nicht nur der Rohöl-, sondern auch der Benzinpreis gestiegen ist, dafür gibt es laut UBS-Experte Staunovo mehrere Gründe. Einer davon sind Probleme bei der Verarbeitung des Rohöls in den Raffinerien. So sei es bei wichtigen Raffinerien zu Ausfällen gekommen, sagte er. Auch seien gewisse Arten von qualitativ hochstehendem Rohöl derzeit weniger verfügbar als auch schon.
Die hohe Nachfrage - sowohl beim verarbeiteten Benzin wie auch beim Rohöl - beruht wiederum darauf, dass es bisher trotz Leitzinserhöhungen durch die grossen Notenbanken nicht zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen gekommen ist. «Die Wirtschaft ist nach wie vor am Wachsen, braucht Öl, und das treibt den Preis nach oben», sagte Ramon Werner, Geschäftsführer des Schweizer Öl-Händlers Oel-Pool, zu «SRF».
Ölpreis ein Faktor für die Inflation
Mit Blick nach vorne dürften weder der Rohölpreis noch der Benzinpreis bald sinken. Er rechne damit, dass ein Fass der Sorte Brent auch Ende Jahr noch um die 95 Dollar kosten wird , sagte etwa Staunovo zu AWP. Das ist zwar kein weiterer Anstieg, aber eine Seitwärts-Bewegung auf hohem Niveau.
Für die Konsumenten sind das keine guten Nachrichten. «Der hohe Ölpreis ist natürlich ein Faktor, der sich tendenziell positiv auf die Teuerung auswirkt», führte Staunovo aus. Diese ist mit derzeit 1,6 Prozent in der Schweiz zwar nicht mehr sonderlich hoch. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legt nun - wie am gestrigen Donnerstag bekannt gegeben – gar eine Zinspause ein.
Es sei aber aus heutiger Sicht nicht auszuschliessen, dass eine weitere geldpolitische Straffung nötig sei, um die Preisstabilität auch in der mittleren Frist zu gewährleisten, warnten die Währungshüter. Die SNB werde daher die Entwicklung der Inflation in den kommenden Monaten genau beobachten. Und der hohe Ölpreis könnte hier eine wichtige, preistreibende Rolle spielen, so Staunovo. (SDA/wgr)