Hiobsbotschaft für Schweizer Festivalfans. Das Greenfield in Interlaken BE im Frühsommer ist abgesagt, wie die Verantwortlichen am Mittwoch mitgeteilt haben. Doch das soll nur der Anfang sein. BLICK weiss: Den Schweizer Festivals droht wegen Corona in den nächsten Tagen das Aus.
Jetzt geht das Open Air Gampel in die Offensive. Roman Pfammatter, operativer Leiter des Walliser Festivals, sagt zu BLICK: «Für die erste Hälfte des Sommers müssen wir dringend Antworten haben, damit in den nächsten Tagen die ersten Festivals nicht kollabieren.» Pfammatter spricht dabei nicht nur für das Open Air Gampel, sondern bezieht sich auch auf den Branchenverband der Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter (SMPA).
«Die Behörden nehmen unsere Anliegen nicht ernst»
Bereits Ende Januar habe man sich über den Verband in einem dringenden Appell an den Bundesrat gewandt. Darin geht es um Abklärungen zur Durchführung von Festivals im Frühling und Sommer. «Leider haben sich die Behörden bis heute nicht zu den Fragen geäussert», sagt Pfammatter.
Der Open-Air-Gampel-Chef ist wütend. Weder die Dienststelle für Kultur, das Bundesamt für Gesundheit (BAG), noch der Bundesrat hätten den Ernst der Lage erkannt. «Die Behörden nehmen unsere Anliegen nicht ernst», sagt er. Zwar hätten in der Zwischenzeit mehrere Gespräche zwischen dem Verband und dem BAG stattgefunden. «Aber leider wurde auf unsere Fragen bis jetzt nicht eingegangen.»
«Keine Versprechen machen»
Das Bundesamt für Gesundheit teilt auf BLICK-Anfrage mit, dass der Bundesrat für Öffnungsschritte zuständig sei. «Das BAG kann diesen Entscheiden nicht vorgreifen und den Festival-Veranstaltern deshalb auch keine Versprechen machen.»
Das Bundesamt für Kultur (BAK) sagt: «Zu Aspekten betreffend schweizweit einheitlicher Richtlinien und grösstmöglicher Planungssicherheit kann sich das Bundesamt für Kultur nicht äussern, hierbei geht um epidemiologische Fragen.»
Mit dem Instrument der Ausfallentschädigungen bestehe bereits seit März 2020 ein Dispositiv, das die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie für Kulturunternehmen abfedern kann. «Dieses Dispositiv hat im letzten Jahr funktioniert, auch in Bezug auf Grossveranstaltungen. Derzeit werden im Parlament Vorschläge diskutiert, für Grossveranstaltungen zusätzliche Dispositive einzurichten», heisst es vom BAK.
Für Festivals geht es um Perspektiven
Immerhin: Der am Montag vom Parlament beschlossene Schutzschirm hilft den Festivals finanziell. Doch: «Wir wollen in erster Linie unsere Veranstaltungen durchführen. Unsere Besucher, Lieferanten und Partner zählen auf uns und sind auf unsere Arbeit angewiesen», so Pfammatter.
Es gehe um Perspektiven für die Branche, sagt der Walliser. «Nicht nur um Festivals, sondern um alle Konzerte, sei es im Freien, in den Hallen, es geht um den Sport, Stadtfeste und auch die Clubs und Kleinkultur.»
Wenn es also nicht schnell zu einer Lösung kommt, droht den Schweizer Festivals mit seinen hunderttausenden Fans ein weiterer Albtraum-Sommer. Bereits im vergangenen Jahr mussten sämtliche Veranstaltungen wegen der Pandemie abgesagt werden.