Der britische Mutterkonzern Liberty Global bringt Sunrise an die Schweizer Börse. Für die Kundinnen und Kunden soll sich dabei nichts ändern, wie Liberty Global erklärt.
Sunrise hatte erst im Sommer 2023 die Preise um vier Prozent erhöht. Ralf Beyeler (45), Telekom-Experte beim Vergleichsportal Moneyland, geht deshalb nicht von neuerlichen Anpassungen aus. Insbesondere nicht nach unten. Für Preissenkungen auf breiter Front bestehe für die Firmen auch kaum Anlass. «Die grossen Telekom-Firmen in der Schweiz profitieren davon, dass die Kunden hierzulande extrem träge sind», sagt er.
Für viele käme ein Wechsel des Anbieters nicht infrage. «Viele Kunden sind folglich selber schuld, dass sie viel zu viel für ihr Handy-Abo zahlen. Oft genug sind das 100 Franken pro Monat für ein Abo, das sie bei günstigeren Anbietern für 20 Franken kriegen würden», führt Beyeler aus. Das käme gerade Platzhirschen wie Swisscom, Salt oder Sunrise zugute. «Die Swisscom hat viele ältere Kunden, die sich einen Wechsel überhaupt nicht vorstellen können», so der Experte. Dabei würde sich ein Angebotsvergleich lohnen. Beyeler schätzt das Einsparpotenzial in vielen Fällen auf 50 bis 80 Prozent.
Grösstes Wachstum bei Billig-Angeboten
Das macht es im Umkehrschluss auch den Anbietern schwierig, der Konkurrenz Marktanteile abzuluchsen. Sunrise setzt derzeit auf Abo-Aktionen. So kostet ein Paket mit Handy-Abo, Internet und Festnetz derzeit 85.85 Franken pro Monat statt 151.80 Franken. Mindestlaufzeit: zwei Jahre. Danach wird wieder der ursprüngliche Preis fällig. Kann ein Kunde mit hoher Zahlungsbereitschaft doch zu einem Wechsel animiert werden, hofft man darauf, dass er danach wieder lange Zeit die Füsse stillhält. Dabei sei nicht mal das Aktionsangebot besonders günstig, sagt der Telekom-Experte. Bei den günstigsten Anbietern sei ein vergleichbares Paket ab etwa 70 Franken im Monat erhältlich.
Das grösste Wachstum hat der Telekom-Riese im vergangenen Jahr aber mit seinen Zweitmarken wie Billiganbieter Yallo erzielt. Die Anbieter machen sich mit solchen günstigen Marken gegenseitig die preissensitiven Kunden streitig. Wie oft Kunden tatsächlich wechseln, ist nicht bekannt. «Man geht davon aus, dass es je nach Anbieter zwischen 7 und 20 Prozent sind», sagt Beyeler.
Preiserhöhungen steigern Gewinn
Anstelle von Abo-Aktionen würden die Firmen im Tiefpreissegment vermehrt auch auf dauerhaft günstige Angebote setzen, so Beyeler. So hat es beispielsweise Galaxus gemacht.
Dass die Mehrheit der Kunden aber eben nicht wechselwillig ist – auch wenn die Preise erhöht werden – macht sich für die Firmen bezahlt: Sunrise konnte Umsatz und Gewinnmarge nach den Preiserhöhungen in der zweiten Jahreshälfte deutlich steigern. 2023 fuhr die Telekom-Firma bei einem Umsatz von knapp über 3 Milliarden Franken einen Ebitda – also der Gewinn vor Abzug von Steuern, Zinsen und Abschreibungen – von gut 1 Milliarde ein. Das ergibt eine Ebitda-Marge von rund 33 Prozent, die gemäss Sunrise-Prognose weiter ansteigen soll. Die Aktionäre wird es freuen.