«Es gab zwei bemerkenswerte Resultate»
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Blick-Experte war an CS-GV:«Es gab zwei bemerkenswerte Resultate»

Hässige Aktionäre, flammende Reden und Tausende Schoggistängeli
So lief die allerletzte Generalversammlung der Credit Suisse ab

Zum ersten Mal seit vier Jahren – und gleichzeitig zum letzten Mal überhaupt – versammelten sich am Dienstag fast 2000 CS-Aktionäre zur Generalversammlung. CS-Präsident Axel Lehmann parierte ihre teils flammenden Reden gekonnt und erntete dafür Respekt.
Publiziert: 04.04.2023 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2023 um 21:21 Uhr
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CS-Präsident Axel Lehmann entschuldigte sich an der GV mehrfach für das CS-Debakel.
Foto: keystone-sda.ch
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Lindor-Kugeln, Cailler-Schoggistängeli und Tausende PET-Flaschen Wasser tragen die CS-Aktionärinnen und Aktionäre am Dienstag durch die fünfstündige Generalversammlung. Verteilt von fleissigen Helfern im Publikum.

CS-Präsident Axel Lehmann (64) auf der Bühne geht leer aus. Stattdessen gibts für ihn zu Beginn der GV Pfiffe und Buhrufe. Doch es gelingt ihm, die aufgebrachten Aktionäre zu besänftigen – indem er sich erstmals persönlich für den Untergang der Bank entschuldigt. «Ich kann die Verbitterung, die Wut, den Schock von allen ermessen, die von der Entwicklung enttäuscht sind, die sich überrumpelt fühlen, die betroffen sind», so Lehmann. «Wir wollten das Steuer mit aller Kraft zum Guten wenden. Dass die Zeit dafür nicht da war, das schmerzt mich und tut mir aufrichtig leid.»

Weniger als die Hälfte folgt der Einladung

Lehmann wiederholt seine Entschuldigung in den kommenden fünf Stunden mehrfach – was ihm von den Aktionärinnen und Aktionären Respekt einbringt. Ebenso, wie er den Dutzenden Kleinanlegern stundenlang Paroli bietet, als sie nacheinander ans Rednerpult treten und ihrem Frust freien Lauf lassen.

1784 Aktionärinnen und Aktionäre haben sich im Hallenstadion versammelt. Im Vergleich zu den 1300 an der letzten physischen Generalversammlung vor vier Jahren sind das viele. Doch sie vertreten nicht einmal 50 Prozent der Aktienstimmen. Ein Zeichen dafür, dass viele Aktieninhaber mit der CS bereits abgeschlossen haben.

Rote Krawatte für rote Karte

Rund 30 Aktionärinnen und Aktionären ist es aber ein Anliegen, sich noch einmal an die CS-Führung zu wenden – auch wenn ihre Voten nichts mehr am Untergang der Bank ändern können.

Aktionär Peter Röthlisberger tritt mit roter Krawatte ans Rednerpult – symbolisch für die rote Karte, die er der Bankführung und der Politik für das CS-Debakel erteilen wolle. «Ich fühle mich als Aktionär beschissen.»

Noch kreativer wird Aktionär Claudio Schacher. Während seiner Rede packt er eine Handvoll Baumnüsse aus: «Ein Sack kostet etwa eine Aktie.» Er habe die Nüsse geöffnet, das Innere gegessen und die Schalen wieder zusammengeklebt. Für die «grösste hohle Nuss» – den ehemaligen CS-Präsidenten Urs Rohner (63) – hat Aktionär Schacher gar eine Kokosnuss dabei. Die Aktion sorgt im Saal für schallendes Gelächter und Applaus.

Gipfeli statt Chateaubriand

Aktionär Daniel Engler wiederum wagt einen kulinarischen Vergleich: «Vor 25 Jahren konnte ich für den Gegenwert einer CS-Aktie noch ein Chateaubriand essen. Heute reicht es nicht mal mehr für ein Gipfeli.» Lehmann pariert die teils aggressiven, teils humoristischen Einlagen gelassen, bedankt sich gar für die hohlen Nüsse.

Andere Redner bleiben ernster. Die Vereinigung Actares etwa plädiert für Unterstützung für die betroffenen Angestellten der CS. Die Stiftung Ethos, welche die Pensionskassen unter den CS-Aktionären vertritt, kritisiert die Boni-Kultur bei der Bank. CS-Präsident Lehmann gesteht im Verlauf der GV denn auch ein, es habe eine «gewisse Schieflage» bei den Boni gegeben.

Lehmann reüssiert – Körner muss einstecken

Dass die Aktionäre mit ihren kritischen Voten nicht viel mehr wollen als Dampf ablassen, wird spätestens bei den Abstimmungen klar: Dort folgen sie den Empfehlungen von VR-Präsident Axel Lehmann aller Kritik zum Trotz nämlich mehrheitlich – wenn teils auch nur mit einer hauchdünnen Mehrheit.

So etwa bei der Wiederwahl des Verwaltungsrats: 5 der 12 VR-Mitglieder hatten am Morgen der GV ihren Rücktritt angekündigt. Die übrigen 7 werden allesamt wiedergewählt – allerdings alles andere als komfortabel. Axel Lehmann holt knapp 56 Prozent der Stimmen. Christian Gellerstadt (55) gelingt die Wiederwahl gar mit ultraknappen 50,05 Prozent. Auch der Vergütung des Verwaltungsrats stimmt die GV mit 50,42 Prozent nur haarscharf zu.

Weniger gut kommt CS-CEO Ulrich Körner (60) weg. Er tritt an der GV nur ganz am Anfang kurz in Erscheinung. In seiner Ansprache bedauert er das Ende der Bank, schiebt einen Teil der Verantwortung aber erneut auf «falsche Gerüchte und Spekulationen» ab, die zum Vertrauensverlust geführt hätten. Körner verlässt die Bühne unter Buhrufen. Später muss er gar mit ansehen, wie die GV ihm den Lohn streicht – die Vergütung für die Geschäftsleitung fällt mit 48 Prozent Ja- zu 48 Prozent Nein-Stimmen durch. Wie die Bank damit umgeht, ist noch offen.

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