Verdient man in der Pflegebranche genug? Experten sind sich uneinig. «Unterdurchschnittlich», sagt Michael Simon (48), Professor für Pflegewissenschaft an der Universität Basel, und verweist auf eine Studie der OECD aus dem letzten Jahr.
Diese zeigt, dass das Schweizer Pflegepersonal in den Spitälern nur auf 85 Prozent des schweizerischen Durchschnittslohns kommt – der drittletzte Platz in der Auswertung. In den meisten OECD-Mitgliedsstaaten liegt der Verdienst über dem nationalen Schnitt, zum Beispiel in Deutschland oder den Niederlanden.
Dem widerspricht Vergütungsspezialist Urs Klingler (62) vehement: «Schweizer Pflegepersonal verdient im internationalen Vergleich gut bis sehr gut.»
Die Branche stehe auch im Vergleich mit der Bezahlung in der Industrie gut da. «Sanitärinstallateure, Informatikerinnen, Maurer, Spezialisten im Detailhandel, Primarlehrer oder Kindergärtnerinnen verdienen eher weniger», sagt Klingler.
Der Salär-Experte hat nachgerechnet, kommt für Pflegekräfte im Spital auf einen Durchschnittslohn von rund 80'000 Franken im Jahr. Allerdings kann dieser Lohn je nach Ausbildung und Erfahrung stark variieren.
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Kaufkraftbereinigt, das heisst unter Berücksichtigung des Preisniveaus in einem Land, erhält eine Pflegefachkraft in der Schweiz gemäss der OECD-Statistik im Schnitt 63'700 US-Dollar jährlich (umgerechnet rund 59'000 Franken). Das ist allerdings doch mehr als in den meisten anderen Staaten. Nur: Die wenigsten Pflegefachkräfte arbeiten Vollzeit, kommen also gar nicht auf den OECD-Schnitt.
Deshalb hat Klingler einen Vorschlag: «Wer in der Intensivpflege arbeitet, der sollte nicht mehr als 30 bis 35 Stunden pro Woche arbeiten müssen, bei gleichem Lohn. Denn es braucht viel Zeit, um nach der Arbeit wegen der hohen Belastung wieder abschalten zu können.» Die Aussichten, dass mehr finanzielle Mittel in das Pflegepersonal investiert werden, sind allerdings derzeit nicht gerade rosig.
Dabei liesse sich durch noch qualifizierteres – und entsprechend bezahltes – Pflegepersonal viel Geld sparen. Gemäss Pflegewissenschaftler Simon zeigten Studien, dass sich langfristig so Milliarden von Franken einsparen liessen. Doch es ist nicht das einzige Problem der Pflegebranche. Weitere Faktoren tragen dazu bei, dass in der Schweiz das Pflegepersonal mangelt.
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