Schon jetzt prallen am Zürcher Flughafen Welten aufeinander. Am Donnerstagabend wollte ein Geschäftsmann mit Ita Airways nach Rom – und wunderte sich, dass es beim Boarding keine separate Schlange für die Business Class gab. «Stattdessen Chaos am Gate», so der Passagier zu Blick. «Viele Italiener hatten Übergepäck. Das Flugzeug startete mit Verspätung.»
EU-Kommission meldete Bedenken an
Mit Szenen wie dieser dürfte sich bald auch die nationale Fluglinie der Schweiz herumschlagen, denn die Lufthansa, Mutterkonzern der Swiss, will Ita Airways übernehmen, die einstige Alitalia. Nach Informationen von Blick rechnet die deutsche Luftfahrt-Gruppe intern mit einer Übernahme zum 7. Juli – und mit grünem Licht aus Brüssel. Allerdings hat die EU-Kommission Bedenken angemeldet: Sie befürchtet, nach der Übernahme könnten Flugtickets teurer und der Service schlechter werden. Offiziell möchte sich die Lufthansa zum Datum der Fusion nicht äussern.
Für die Lufthansa-Gruppe bedeutet die Übernahme eine grosse Chance: Schon jetzt ist der italienische Markt wichtig. Ausserdem bietet Ita Airways attraktive Verbindungen ins Land, wo die Zitronen blühen – sogar auf kleine Inseln wie Lampedusa oder Pantelleria.
Essen in der Holzklasse soll besser werden
Zugleich bedeutet die Übernahme auch viel Arbeit. Nördlich der Alpen ticken die Uhren anders als im Süden. Schon jetzt stören sich manche Passagiere daran, dass sie auf Swiss-Partnerflügen von Air Baltic, Edelweiss oder Helvetic Airways nicht den gewohnten Swiss-Service erhalten. Wie wird das erst mit Ita Airways?
In Sachen Service, betont Finanzchef Markus Binkert (52), ist die Swiss nicht zu Kompromissen bereit: «Ab 2025 kommen unsere Fluggäste mit Swiss Senses in den Genuss eines völlig neuen Reiseerlebnisses auf Langstreckenflügen. Schon jetzt arbeiten wir an Verbesserungen des kulinarischen Angebots in der Economy Class», verspricht Binkert. Ab der Wintersaison 2024/25 soll es auch auf Kurzstreckenflügen WLAN geben – für die Nutzung von Chatdiensten wie Whatsapp sogar kostenlos.
Selbst ohne Ita Airways hat die Swiss bei der Qualität Nachholbedarf. Der Net Promoter Score – eine interne Kennzahl, die Aufschluss über die Kundenzufriedenheit gibt – hat sich seit der Corona-Pandemie verschlechtert. Zwar schneidet die Swiss mit 40 bis 50 von 100 Punkten besser ab als die Lufthansa (27 von 100). Trotzdem ist Binkert unzufrieden: «Vor der Corona-Pandemie lagen wir bei 60 von 100. Dieses Ziel streben wir wieder an.»