Der Sparhammer saust nieder. Diesen schwingt André Helfenstein (53), seit Februar Chef des Schweizer Geschäftes der Credit Suisse. Als Nachfolger von Thomas Gottstein (56) baut er die Schweizer Abteilung der Grossbank radikal um. Schweizweit wird das Bankennetz von 146 auf 109 Filialen zusammengestrichen. Jede vierte Filiale der Grossbank also verschwindet.
Bis zu 500 Stellen könnten bei der Sparübung verloren gehen. Auf der Seite hofft die Grossbank so die Kosten um rund 100 Millionen Franken zu senken. Der oberste CS-Boss Gottstein hat im Juli den Plan bekannt gegeben, ab 2022 global jährlich Kosteneinsparungen von insgesamt rund 400 Millionen zu erzielen. Ein Viertel der Sparbemühungen fällt auf die Schweiz.
Kündigungsstopp gefordert
Bevor es sich rechnet, kostet das Sparprogramm zunächst einmal: 75 Millionen Franken hat die CS dafür in der Schweiz budgetiert. Ein Teil des Geldes wird auch dafür eingesetzt, für Mitarbeiter deren Job nun überflüssig ist, im Idealfall innerhalb der Bank eine neue Stelle zu finden.
«Es entstehen auch neue Stellen», sagte Helfenstein an einer Telefonkonferenz. «Über die Zeit sind Stellen aber nicht gleich Leute. Wir versuchen für alle Betroffenen zuerst eine Lösung in der CS zu finden.»
Der Bankenpersonalverband fordert von der Grossbank einen Kündigungsstopp bis Ende 2020. Darauf wollte Helfenstein nicht eingehen, wies aber darauf hin, dass die CS betroffene Mitarbeiter aufgrund des Sozialplanes bis Mai 2021 unterstützen werde.
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Doppelstrukturen im Aargau müssen weg
Das Geschäft der Neuen Aargauer Bank AG (NAB) wird mit jenem der Credit Suisse zusammengeführt. Die 30 NAB-Geschäftsstellen und 530 Mitarbeiter haben bereits gewisse Synergien mit der CS genutzt, so die Grossbank.
Allerdings bestünden viele Doppelstrukturen, etwa bei den Filialen. Die Marke NAB soll verschwinden. Nach dem Zusammenschluss soll im Kanton Aargau insgesamt 12 Filialen erhalten bleiben. Für die Kunden der NAB ändere sich bis auf Weiteres nichts. Die Angestellten der NAB müssen nun um ihren Job zittern.
Credit-Suisse-Schweiz-Chef André Helfenstein (53) sagt: «Wir sind aber überzeugt, dass es im sich rasch verändernden Umfeld der richtige Schritt ist, unseren Kunden im Aargau künftig ein einheitliches Angebot zu bieten beteuert.»
CS forciert den Kleinkunden
Zwei Treiber stecken hinter Sparübung: Die Digitalisierung und die Wiederentdeckung der Kleinkunden. Im Geschäft mit kleinen und mittleren Privat- und Firmenkunden will die Bank nun wachsen: «Wir sind in diesem Markt untervertreten, nur die Nummer 3. Jetzt wollen wir Marktanteile zurück gewinnen», erklärt Helfenstein.
Dabei handelt es sich um über eine Millionen Kunden, die bis anhin bei der CS im Schatten von Grossfirmen, institutionellen Anlegern und Superreichen gestanden haben. Zudem will die Grossbank auch bei jungen Kunden zulegen. «Hier wollen wir einen Schritt nach vorne machen», so Helfenstein.
Möglich ist dies dank der Digitalisierung. Die CS hat eine digitale Plattform von komplett neu entwickelt. Zusammen mit dem neuen Filialkonzept lässt sich auch mit Kunden, die nur wenig Geld auf dem Konto haben oder selten Bankdienstleistungen beanspruchen durchaus ein Gewinn erzielen. (gnc/koh)