Linkedin ist das Facebook für Karrieristen. Wer beruflich aufsteigen will, tut gut daran, auf der Networking-Plattform jeden noch so kleinen Erfolg zu posten. Oder zumindest zu applaudieren, wenn der Chef seine Heldentaten vermeldet.
Die Hoffnung auf den nächsten Karrieresprung ist für Linkedin Gold wert: Im Gegensatz zu anderen Social-Media-Plattformen sind viele Nutzer bereit, für die Premium-Version jährlich mehrere Hundert Franken zu bezahlen.
Das grosse Geld macht die Microsoft-Tochter aber nicht mit Privat-, sondern mit Firmenkunden. Einer davon: die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma).
Die Aufsichtsbehörde hat vor einigen Monaten gleich zwei Grossaufträge publiziert, die an Linkedin gingen: 323'582 Euro gab die Finma für eine «Online-Lernplattform mit Videokursen zum Lernen on demand» aus. Weitere 300’000 Euro überwies die Behörde für «Online-Stelleninserate» und «Werbemassnahmen für Stelleninserate».
Finma versucht zu relativieren
Es sind stolze Beträge – insbesondere in einer Zeit, in der das Geld beim Bund knapp ist. Auf Anfrage von Blick weisen die Verantwortlichen deshalb darauf hin, dass sich die Finma nicht über den Bundeshaushalt finanziere, sondern über Abgaben und Gebühren der Beaufsichtigten.
Auch sonst versucht die Behörde, die Ausgaben zu relativieren. Ein Sprecher schreibt, dass die 323'582 Euro für das «Learning on demand» für den Zeitraum 2020 bis 2027 seien. «Die Finma gibt also pro Jahr und Mitarbeiter für dieses Angebot im Durchschnitt weniger als 200 Euro aus.»
Bezüglich Stelleninseraten klingt die Argumentation ähnlich: Die publizierten 300’000 Euro beträfen die Jahre 2016 bis 2027. Pro Jahr gebe die Behörde, die vergangenes Jahr 638 Beamte zählte, demnach «weniger als 30'000 Euro» für die Nutzung von Linkedin im Recruiting aus. Bei rund siebzig Stellenbesetzungen pro Jahr seien das weniger als 450 Euro pro Personalwechsel.
Schweizer Firmen konnten sich nicht bewerben
Doch nicht nur die Höhe der Beschaffung wirft Fragen auf. Bemerkenswert ist auch, dass die Grossaufträge im «freihändigen Verfahren» vergeben wurden – und das erst noch ins Ausland.
Wieso erhielten Schweizer Unternehmen, die ebenfalls Jobportale betreiben, keine Möglichkeit, sich zu bewerben? Die Antwort der Behörde: «Die Finma hat mehrere in diesem Bereich tätigen Anbieter geprüft, aber für ihre Bedürfnisse keine vergleichbare Alternative gefunden. Dasselbe gilt für die On-Demand-Lernbibliothek.» Der Sprecher betont jedoch, dass man für die Personalsuche auch Schweizer Jobportale nutze. Darunter zum Beispiel JobCloud (zu 50 Prozent in Besitz der Ringier AG, die auch Blick herausgibt, Anm. d. Red.) oder jenes der NZZ.
Im Gegensatz zu den Linkedin-Aufträgen sei bei diesen Beschaffungen gemäss Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen allerdings keine Publikation auf der Plattform Simap erforderlich. Wieso das so ist, will die Finma allerdings nicht verraten.