Grösster Telekom-Deal der Schweiz gescheitert
Riesen-Debakel für Sunrise-Präsident Peter Kurer

Bitter für Sunrise-CEO Olaf Swantee: Weil er nicht die Mehrheit der Aktionäre für die UPC-Übernahme hinter sich hat, muss er die ausserordentliche Generalversammlung von morgen absagen. Der Deal ist damit gestorben. Ziehen er und Peter Kurer jetzt die Konsequenzen?
Publiziert: 22.10.2019 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2019 um 13:45 Uhr
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Einen Tag vor der ausserordentlichen Generalversammlung zum UPC-Deal gibt Sunrise aufgrund des Widerstands der Hauptaktionäre auf.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger

Knall bei Sunrise: In letzter Minute hat die Nummer 2 im Schweizer Telekommarkt die für Mittwoch anberaumte ausserordentliche Generalversammlung abgeblasen. Morgen sollten die Aktionäre eine für die Übernahme von UPC notwendige Milliarden-Kapitalerhöhung absegnen.

Zuletzt setzte sich sogar UPC-Mutter Liberty für den Deal ein – und sicherte eine halbe Milliarde als Beteiligung und Unterstützung im Übernahme-Kampf zu. Begleitet von einer massiven Sunrise-Kampagne in Print- und Online-Medien. Alles für die Katz'.

Der Widerstand grosser Aktionäre – allen voran Freenet – gegen den Kauf von UPC durch Sunrise war zu gross. Und die Aussicht auf Erfolg für Sunrise zu gering. Die ausserordentliche GV wird nicht durchgeführt.

Zu wenig Unterstützung von Aktionären

Grund sei, dass eine deutliche Mehrheit der Aktionäre, die sich für die GV registriert hätten, die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des 6,3 Milliarden-Kaufs nicht unterstütze, meldet Sunrise vor Börsenöffnung in einer Mitteilung am Dienstag.

Sunrise-Grossaktionär Freenet stemmte sich in den letzten Tagen und Wochen vehement gegen die geplante UPC-Übernahme. Der Grund: Sie sei zu teuer, und die Risiken seien zu gross (siehe Box).

Dieser Mann brachte den Deal zu Fall

Freenet-Chef Christoph Vilanek (51) hat sein Ziel erreicht. Der Hauptaktionär von Sunrise blockierte die Übernahme von UPC. Mehr noch, er brachte den Telekomanbieter dazu, die ausserordentliche Generalversammlung abzusagen. Vilanek jubelt über seinen Erfolg. «Der Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken ist zu hoch, die strategische Logik überzeugt nicht und die Struktur des Deals ist nachteilig für die Sunrise-Aktionäre», bekräftigt er nach dem Scheitern des Milliarden-Deals. Fordert er ein Köpferollen? «Dazu ist jetzt nicht der Zeitpunkt. Jetzt muss Sunrise wieder Fahrt aufnehmen.» Nun brauche es die besten operativen Leute. Über allfällige personelle Änderungen könne man sich unterhalten, wenn es in Richtung ordentliche Generalversammlung im nächsten Jahr gehe. Seine Forderung: «Das UPC-Kabelgeschäft dort zu attackieren, wo das Sunrise-Produkt überlegen ist.» (uro/SDA)

Freenet-Chef Christoph Vilanek (51) hat sein Ziel erreicht. Der Hauptaktionär von Sunrise blockierte die Übernahme von UPC. Mehr noch, er brachte den Telekomanbieter dazu, die ausserordentliche Generalversammlung abzusagen. Vilanek jubelt über seinen Erfolg. «Der Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken ist zu hoch, die strategische Logik überzeugt nicht und die Struktur des Deals ist nachteilig für die Sunrise-Aktionäre», bekräftigt er nach dem Scheitern des Milliarden-Deals. Fordert er ein Köpferollen? «Dazu ist jetzt nicht der Zeitpunkt. Jetzt muss Sunrise wieder Fahrt aufnehmen.» Nun brauche es die besten operativen Leute. Über allfällige personelle Änderungen könne man sich unterhalten, wenn es in Richtung ordentliche Generalversammlung im nächsten Jahr gehe. Seine Forderung: «Das UPC-Kabelgeschäft dort zu attackieren, wo das Sunrise-Produkt überlegen ist.» (uro/SDA)

Die Übermacht von Freenet-Chef Christoph Vilanek (51) ist bitter für Sunrise-CEO Olaf Swantee (53).

Die Übernahme-Transaktion ist gestorben: «Die Zustimmung zur Kapitalerhöhung war die letzte Bedingung, um die Übernahme von UPC Schweiz vollziehen zu können», schreibt Sunrise zerknirscht. Der Aktienkaufvertrag habe ein sogenanntes Long-Stop-Datum per 27.2.2020. «Er bleibt in Kraft, bis eine Partei ihn kündigt.» 

Dies dürfte Taktik sein: Denn wenn Sunrise den Vertrag kündigen würde, müsste der Telekomkonzern eine Strafe von 50 Millionen Franken bezahlen. CEO Swantee wird keine Eile mit der Kündigung haben und warten, bis Liberty kündigt.

Übernahme ist gescheitert

Sunrise-Präsident und Dealmaker Peter Kurer (70) lässt sich im Mediencommuniqué folgendermassen zitieren: «Wir sind weiterhin von den strategischen und finanziellen Gründen der Übernahme überzeugt.»

Doch alle Überzeugung hilft nichts, wenn die Mehrheit der Unternehmenseigner nicht überzeugt ist.

Präsident Kurer vor Abgang?

Zieht Kurer Konsequenzen aus seinem Versagen? Tritt er und die Führungscrew von Sunrise ab, wie es Swantee und Kurer bei einem möglichen Scheitern im Vorfeld anspielten? Zumindest für den Präsidenten, der die Gegenwehr von Freenet-Chef Vilanek ganz offensichtlich unterschätzte und die strategischen Risiken beiseite wischte, wird es eng.

Ein Abgang von Manager Swantee wäre für Sunrise dagegen ein Verlust, denn er machte bislang einen guten Job. Dies attestieren Experten aus der Telekombranche.

Diese Fragen beschäftigen auch SRF-Börsenexperte Reto Lipp, wie er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kundtut.

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Wie es nun weitergeht, lässt Sunrise offen. Auch ob personelle Konsequenzen folgen, ist bislang noch unklar. Der Druck dazu ist da. Gerade weil Swantee den Konsumenten immer wieder versprochen hat, der Deal mit UPC führe zu besseren Preisen. Anfang Jahr im März zuerst im BLICK-Video-Interview.

Diese Frau darf aufatmen

Seit September 2018 ist Severina Pascu (47) CEO von UPC Schweiz, einer Tochter der britischen Liberty Global. Ein halbes Jahr später erfuhr die Rumänin dann von der geplanten Übernahme von UPC durch Sunrise. «Sind Sie auf Jobsuche?», fragte der SonntagsBlick Pascu im Mai. Ihre Antwort: «Ich habe bereits einen sehr interessanten Job, der mich stark ausfüllt.» Was die UPC-Schweiz-Chefin dann in einem Jahr mache? «Etwas, das mindestens so interessant ist wie mein aktueller Job, hoffe ich», antwortete Pascu. Das wichtigste sei, dass diese Transaktion gut über die Bühne gehe. Seit Dienstag, 22. Oktober ist die Übernahme abgeblasen. Pascu dürfte wieder fester auf ihrem UPC-Sattel sitzen. (uro)

Valeriano Di Domenico

Seit September 2018 ist Severina Pascu (47) CEO von UPC Schweiz, einer Tochter der britischen Liberty Global. Ein halbes Jahr später erfuhr die Rumänin dann von der geplanten Übernahme von UPC durch Sunrise. «Sind Sie auf Jobsuche?», fragte der SonntagsBlick Pascu im Mai. Ihre Antwort: «Ich habe bereits einen sehr interessanten Job, der mich stark ausfüllt.» Was die UPC-Schweiz-Chefin dann in einem Jahr mache? «Etwas, das mindestens so interessant ist wie mein aktueller Job, hoffe ich», antwortete Pascu. Das wichtigste sei, dass diese Transaktion gut über die Bühne gehe. Seit Dienstag, 22. Oktober ist die Übernahme abgeblasen. Pascu dürfte wieder fester auf ihrem UPC-Sattel sitzen. (uro)

Fakt ist: Die grösste Übernahme der Schweizer Telekomgeschichte ist gescheitert. «Wir sehen nicht, dass die UPC-Transaktion noch zustande kommt», bestätigt ein Sunrise-Sprecher auf Anfrage von BLICK. «Es finden keine weiteren Gespräche oder Verhandlungen seitens Sunrise zur Transaktion statt.»

Man akzeptiere den Entscheid, führe einen geordneten Rückzug des Projekts durch und werde sich einzig darauf fokussieren, im Telekommarkt die Konkurrenten herauszufordern.

Inwiefern Sunrise dazu in der Lage ist, ist fraglich. Denn warum sonst wollte man sich UPC ins Haus holen?

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