In einer Woche ist Weihnachten. Ich würde dem Namen dieser Kolumne nicht gerecht, würde ich nun über die wahre Weihnacht schreiben. Also schreibe ich über die Ware Weihnacht: übers liebe Geld.
Beat Kappeler erklärt in seinem Buch «Vermögen für alle», wie das Vermögen besser verteilt werden könnte. Dabei plädiert der ehemalige Gewerkschafter nicht etwa für eine Erbschaftssteuer, wie man das aufgrund des beruflichen Hintergrunds meinen könnte. Im Gegenteil. Gemäss dem Ökonomen und Buchautor Kappeler ist beim Einkommen anzusetzen, indem auch Personen mit geringen Einkommen Kapitaleinkommen wie Zinsen, Dividenden und Gewinne generieren. Die Eigentümerschaft müsse gefördert werden. Das habe ich vergangenen Sonntag hier beschrieben.
Als Beat Kappeler im Herbst sein Werk an einer Buchvernissage vorstellte, sass auch Melanie Häner auf dem Podium. Sie ist Bereichsleiterin Sozialpolitik am Forschungsinstitut für Schweizer Wirtschaftspolitik der Universität Luzern (IWP). Sie ging in ihrer Doktorarbeit der Frage nach, wie sich das Jawort auf die Einkommens- und Vermögensverteilung auswirkt.
Von wegen Gegensätze ziehen sich an. Das Gegenteil sei der Fall. «Gleich und Gleich gesellt sich gern», sagt Melanie Häner. «Wer auf dem Arbeitsmarkt viel verdient, nutzt auch auf dem Heiratsmarkt seine besseren Chancen auf eine gute Partie», schreibt die Wissenschafterin in ihrer Dissertation. Das Jawort vor dem Zivilstandsbeamten verändert also nicht nur das Leben und die finanzielle Situation des Paars: Es führt auch zu einer verstärkten Einkommensungleichheit und somit zu einer Umverteilung in der Gesellschaft.
Kenner der europäischen Geschichte werden sich bei diesem Befund an die Habsburger erinnern: «Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate.» Dabei soll nicht irgendwer geheiratet werden. Nur Personen mit blauem Blut und möglichst grossen Gebietsansprüchen kommen infrage.
Und doch hat sich seit den Habsburgern einiges geändert. Melanie Häner nennt als Grund die soziale Mobilität. Darunter versteht man Bewegungen unter den verschiedenen Gesellschaftsschichten. Also der Umstand, dass Menschen einer Gesellschaftsschicht nicht über Generationen der gleichen Gesellschaftsschicht angehören – wie eben damals bei den Habsburgern.
Diese soziale Mobilität hat Häner anhand des Vermögens der Eltern künftiger Ehepartner eruiert. Hier hat sie herausgefunden, dass die elterlichen Vermögen, also das potenzielle Erbe, häufig stark voneinander abweichen. Also dass bei einem verheirateten Paar die Eltern des Mannes wohlhabender sind als die Eltern der Frau – oder umgekehrt. Melanie Häner schliesst daraus: «Der soziale Status des Ehepartners ist heute viel wichtiger als sein familiärer Hintergrund.»
Ihnen eine weiterhin schöne Adventszeit – und natürlich eine gute Partie!