Auf einen Blick
- Trump weitet Handelskrieg aus. Strafzölle gegen China, EU und andere Länder
- Zölle gegen Kanada und Mexiko sind Anfang März in Kraft getreten
- Trump fordert 25 Prozent Zölle auf Importe aus der EU
Donald Trump (78) ist seit dem 20. Januar 2025 der neue Präsident der Vereinigten Staaten. Er will die USA umkrempeln und die Welt verändern. Um seine Interessen durchzusetzen, setzt der US-Präsident auf Strafzölle. Den Handelskrieg, den er in seiner ersten Amtszeit gegen China angezettelt hat und der von seinem Nachfolger Joe Biden (82) fortgeführt wurde, weitet er nun aus.
Zuletzt setzte Trump die Strafzölle auf Güter aus Mexiko und Kanada in Höhe von 25 Prozent um. Sie sind am 4. März in Kraft getreten. Kanadas Premier Justin Trudeau (53) hat ebenfalls am 4. März mit Gegenmassnahmen reagiert und Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt. Dies gelte zunächst nur für Waren mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar. Nach 21 Tagen werde diese Zahl auf insgesamt 155 Milliarden Dollar erhöht.
Am 3. März hat Trump per Dekret angeordnet, die im Februar beschlossenen Importzölle auf Waren aus China zu verdoppeln. Die Strafabgaben werden von 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht. Als Reaktion auf neue US-Zölle hat China Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Massnahmen gegen US-Firmen angekündigt. Wie das Pekinger Handelsministerium mitteilte, werde China ab dem 10. März zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus den USA erheben.
Blick liefert die grosse Übersicht, welche Länder von Trumps Drohungen betroffen sind – und wo Strafzölle bereits in Kraft sind.
China
Seit Januar 2018 führen die USA einen Handelskrieg gegen China. In seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump diverse Zölle auf chinesische Produkte erhoben, um auf «unfaire Handelspraktiken» und den «Diebstahl geistigen Eigentums» zu reagieren. Die Strafzölle betrafen über 1300 Produktkategorien – darunter Flugzeugteile, Batterien, Fernseher und medizinische Geräte. China reagierte mit Gegenzöllen auf US-Produkte wie Aluminium, Autos, Schweinefleisch und Sojabohnen. Joe Biden hat Trumps Politik in seinen vier Jahren aufrechterhalten.
Der Streit eskaliert nun weiter. Trump erhöhte am 1. Februar die Strafzölle auf chinesische Importe um 10 Prozent und verdoppelte sie am 3. März auf 20 Prozent. Als Reaktion auf Trumps Handelskrieg kündigte China wiederholt Gegenzölle an, darunter 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas sowie 10 Prozent auf Rohöl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA. Diese sind am 10. Februar in Kraft getreten. Ebenfalls am 10. Februar konterte Trump mit den global geltenden Stahl- und Aluminiumzöllen.
Als Reaktion auf die neuen US-Zölle am 3. März hat China zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle angekündigt. Sie sollen am 10. März in Kraft treten. Für andere landwirtschaftliche Produkte, darunter Sojabohnen, Schweinefleisch und Rindfleisch, werde ein Zusatzzoll von 10 Prozent gelten, hiess es weiter. Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste unzuverlässiger Entitäten zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen.
Eine langfristige Eskalation will Trump aber offenbar nicht. Gemäss einem Bericht der «New York Times» vom 19. Februar arbeitet der US-Präsident an einem Mega-Deal mit Peking. Es geht um die Abschaffung von Strafzöllen, aber auch um die nukleare Sicherheit, Technologie, Pandemievorsorge, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und Nordkorea. Trump will den Chinesen offenbar auch ein Bekenntnis für den US-Dollar abringen. Aktuell bemühen sich China und Russland um eine Alternative zur Weltwährung Dollar – was Trump verärgert hat.
EU
Strafzölle gegen die amerikanischen Freunde in Europa? Trump hat sie bereits in seiner zweiten Woche im Oval Office angekündigt! «Werde ich der Europäischen Union Zölle auferlegen?», fragte er in den Raum. «Wollen Sie eine ehrliche Antwort oder soll ich Ihnen eine politische Antwort geben? Auf jeden Fall. Die Europäische Union hat uns so furchtbar behandelt. Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.»
Die angekündigten Gegenzölle könnten darum die europäische Autoindustrie treffen. Laut einem US-Regierungsbeamten erhebt die EU nämlich auf US-Autos Importzölle von 10 Prozent. Und eine durchschnittliche Umsatzsteuer von 17 Prozent. In seinen Ausführungen betonte der Beamte, dass diese beiden Posten bei US-Gegenzöllen theoretisch addieren liessen, es stehen also Zölle von bis zu 27 Prozent im Raum.
Generell droht der EU Trumps Zollhammer. So forderte er die EU zuvor verschiedentlich dazu auf, mehr US-Energie zu kaufen, um Zölle zu vermeiden. Aus Brüssel ist zu vernehmen, dass man Gegenmassnahmen auf die US-Strafzölle vorbereiten würde. Wann es so weit ist? Unklar. Trump bekräftigte aber mehrfach, dass Zölle gegen die EU kommen werden. Zuletzt sagte er am 26. Februar, dass er Strafzölle in der Höhe von 25 Prozent gegen die EU beschlossen habe. Wann dieses in Kraft treten, ist indes völlig unklar.
Einen heftigen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben. 2018 hatte der Republikaner Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt, die EU reagierte mit Sonderzöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans. Jetzt läuft es auf eine Wiederholung der Geschichte heraus. Als Antwort auf die neuen Stahl- und Aluminiumzöllen droht die Europäische Union mit «entschlossenen und verhältnismässigen Gegenmassnahmen». Die Zölle würden «nicht unbeantwortet bleiben», warnte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66).
Schweiz
Mit den neuen Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumexporte tritt Trumps Zollhammer auch die Schweiz. Aber: Nur unserem Land hat der US-Präsident bislang noch nicht gedroht. Strafzölle direkt gegen die Schweiz oder gegen die Europäische Freihandelsassoziation (Efta) – von der die Schweiz Teil ist – zeichnen sich nicht ab.
Aber: Indirekt treffen die Zölle auch die Schweiz und ihre Unternehmen. «Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz», so Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57) im Interview mit Blick. Am 27. Februar bei der Swissmem-Jahresversammlung fand er zusammen mit Swissmem-Präsident Martin Hirzel (55) noch deutlichere Worte – und warnte die Schweiz vor Trumps Strafzöllen.
Hiesige Firmen haben Tochterunternehmen in EU-Ländern, Mexiko, Kanada und Co. Und Konzerne wie Novartis und Roche, Nestlé oder die grossen Uhrenhersteller sind stark vom US-Markt abhängig. Noch fehlt ein Freihandelsabkommen mit den USA. Nicht zu vergessen: Die Schweiz hat ein Handelsüberschuss von rund 34 Milliarden Franken gegenüber den Vereinigten Staaten. Das dürfte Trump nicht gefallen.
Kanada
Donald Trump wollte per 4. Februar Strafzölle in der Höhe von 25 Prozent auf kanadische Produkte erheben. Diese Ankündigung sorgte am ersten Februar-Wochenende für einen Sturm der Entrüstung – und schickte die Börsen Anfang Februar kurzzeitig auf Talfahrt. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (53) wandte sich am 2. Februar erzürnt an die Nation und kündigte seinerseits Zölle gegen die USA an.
Am 3. Februar, wenige Stunden vor Inkrafttreten der Strafzölle, kams zur Last-Minute-Einigung. Die neuen Strafzölle würden für 30 Tage aufgeschoben werden. Kanada erklärte sich zu Zugeständnissen bei der Grenzsicherung bereit. «Kanada setzt unseren 1,3 Milliarden Dollar (900 Millionen US-Dollar) teuren Grenzplan um – die Grenze wird mit neuen Helikoptern, Technologie und Personal verstärkt, die Koordination mit unseren amerikanischen Partnern verbessert und die Ressourcen werden aufgestockt, um den Fluss von Fentanyl zu stoppen», so Trudeau. Ausserdem würden bislang und auch weiterhin fast 10'000 Kräfte für die Sicherung der Grenze eingesetzt sowie weitere Massnahmen gegen grenzüberschreitende Kriminalität ergriffen.
Trump überzeugte dies bisher nicht. Am 4. März sind die Zölle gegen Kanada nun doch in Kraft getreten. Premier Justin Trudeau (53) hat ebenfalls am 4. März mit Gegenmassnahmen reagiert und Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt. Dies gelte zunächst nur für Waren mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar. Nach 21 Tagen werde diese Zahl auf insgesamt 155 Milliarden Dollar erhöht.
Mexiko
Trump wollte per 4. Februar auch Produkte aus Mexiko mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent überziehen. Auch hier kündigte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum (62) erst Gegenmassnahmen an. Und auch hier kam es 3. Februar – wenige Stunden vor der Deadline – zu einer vorläufigen Einigung. Die gegenseitigen Strafzölle würden um 30 Tage aufgeschoben werden, dafür schickt Mexiko 10'000 Soldaten an die US-Grenzübergänge.
Am 4. März sind nun die Strafzölle gegen Mexiko doch in Kraft getreten.
Kolumbien
Wegen der Zurückweisung von Abschiebeflügen aus den USA hatte Trump Ende Januar harte Sanktionen gegen Kolumbien angekündigt. Besonders im Fokus: Trump wollte Kolumbien mit einem Zollstreit erpressen. Konkret ging es um Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent. Nach einer Woche sollte der Zollsatz dann auf 50 Prozent steigen. Ob dies technisch möglich ist, war zunächst unklar – Kolumbien und die USA haben ein geltendes Freihandelsabkommen. Historisch ist Kolumbien einer der engsten Verbündeten der USA in Lateinamerika.
Der Druck auf die Regierung in Kolumbien zeigte Wirkung. Kolumbien hat nach Angaben des Weissen Hauses Abschiebeflügen seiner Staatsangehörigen in Militärflugzeugen zugestimmt – woraufhin die USA die zuvor gegen das Land angekündigten Sanktionen zurückgenommen haben. Die kolumbianische Regierung habe «alle Bedingungen» von Trump akzeptiert, einschliesslich der Annahme «aller illegalen Ausländer aus Kolumbien, die aus den USA zurückgebrachte werden – auch an Bord von US-Militärflugzeugen», hiess es in einer Erklärung des Weissen Hauses Ende Januar.
Dänemark
Trump will Dänemark Grönland abkaufen. Daraus macht der US-Präsident keinen Hehl mehr. Mitte Januar drohte er der dänischen Regierung mit Strafzöllen.
Panama
Der US-Präsident möchte den Panamakanal zurück. Aktuell steht dieser im Besitz von Panama. Trump hat Mitte Januar mit der Einführung von Strafzöllen gegen Panama gedroht.
Gesamte Welt
Trump erliess auch bereits sogenannte Gegenzölle. Diese sollen Länder treffen, die ihrerseits die Einfuhr von US-Gütern mit Zöllen belegen. Am 13. Februar unterzeichnete der US-Präsident eine entsprechende Anordnung. Die Details sind noch hängig, die zuständigen Behörden haben nun 180 Tage Zeit, um die betroffenen Staaten zu identifizieren.
Wenige Tage zuvor hatte Trump Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte erhoben – «ohne Ausnahmen oder Befreiungen», wie er am 10. Februar (Ortszeit) bei der Unterzeichnung sagte. Bei den Strafzöllen erwäge er eine Ausnahme für Australien. Auch hier ist noch unklar, ab wann die neuen Zölle gelten.