Gleich viele Fälle, aber nur halb so viele Tote wie die Nachbarländer
Darum steht die Schweiz bei Corona besser da

Die Corona-Pandemie rollt erneut über Europa. In Deutschland und Österreich steigen mit den Fallzahlen auch die Hospitalisierungen und die Zahl der Toten – nicht so in der Schweiz.
Publiziert: 20.11.2021 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2021 um 09:42 Uhr
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Die Fallzahlen steigen, die Spitäler füllen sich mit Corona-Patienten – in Deutschland wie Österreich, etwas weniger in der Schweiz.
Foto: Getty Images
Christian Kolbe und Nicola Imfeld

Es ist eine Momentaufnahme. In den nächsten Wochen kann sich der Verlauf der aktuellen Welle noch verändern. Aber wer auf die Statistiken schaut, der staunt. Seit Anfang Oktober schiessen die Fallzahlen in Österreich nach oben. In der Schweiz zeigt der Trend zwar auch nach oben, aber mit einer viel geringeren Dynamik.

Die Schweiz meldet heute 6169 neue Corona-Fälle, Österreich 15'809 – zweieinhalbmal mehr. Ein Grund zur Entspannung in der Schweiz? Nicht unbedingt, sagt der Epidemiologe Marcel Salathé (46) zu Blick: «In Österreich war die Inzidenz der älteren Bevölkerungsgruppe im Oktober da, wo sie in der Schweiz heute ist. Ich gehe deshalb schon davon aus, dass die Entwicklung in der Schweiz hinterherhinkt.»

Bundesrat Alain Berset spricht waehrend einer Medienkonferenz ueber das weitere Vorgehen bei der Bekaempfung des Coronavirus, am Donnerstag, 18. November 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Deutlich weniger Tote in der Schweiz

Allerdings fällt noch etwas anderes auf: Die Zahl der coronabedingten Todesfälle stagniert in der Schweiz. In Deutschland sind die Fallzahlen umgerechnet auf die Bevölkerung etwa gleich hoch wie in der Schweiz, die Zahl der Toten ist allerdings mindestens doppelt so hoch.

«Seit Anfang September bis Mitte November gab es wenige Änderungen in der Zahl der Todesfälle», bestätigt das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage. Für die Zukunft sei das aber keine Garantie: «Ein erneuter Anstieg der Zahl der Todesfälle ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht auszuschliessen.»

Auch bei den Spitalkapazitäten steht die Schweiz besser da. Corona-Patienten machen derzeit nur gerade 3,3 Prozent aller Hospitalisierten aus, auf den Intensivstationen sind es 17,5 Prozent. Deshalb haben Gesundheitsminister Alain Berset (49) und der Chef der kantonalen Gesundheitsdirektoren, Lukas Engelberger (46), vorderhand auf Verschärfungen verzichtet.

Entscheidend für die gute Situation ist die Impfung. Die Fallzahlen sind heute viel höher als im Frühling und im Sommer, doch die Zahl der Hospitalisierungen und die Todeszahlen sind tiefer. «Dank der Impfung haben wir weniger Todesfälle, selbst wenn die Fallzahlen steigen», sagt die Epidemiologin Emma Hodcroft (35).

Die Risikopatienten sind jetzt besser geschützt. Die Impfquote bei den über 70-Jährigen liegt über 90 Prozent. Deutlich tiefer ist der Impfschutz der unter 30-Jährigen. In dieser Gruppe grassiert das Virus derzeit am stärksten, doch Junge haben nur ein geringes Risiko, im Spital zu landen.

Im Vergleich mit Deutschland und Österreich hat die Schweiz zwar keine höhere Impfquote, dennoch ist die Impfstrategie wirkungsvoller. Denn auch die Wahl des Impfstoffes spielt eine Rolle: In der Schweiz sind zwei Drittel mit Moderna geimpft, ein Drittel mit Biontech/Pfizer. Dabei handelt es sich um mRNA-Impfstoffe, die einen viel besseren Schutz bieten als Vektorimpfstoffe. «Anders als Deutschland und Österreich hat die Schweiz konsequent auf die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gesetzt», sagt der Arzt und Pharma-Analyst Michael Nawarath (58). «Dieser Weg zahlt sich nun aus.»

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Schweiz hat auf die richtigen Impfstoffe gesetzt

Die Schweiz ist zudem das Land, das zusammen mit Chile weltweit den höchsten Anteil an Moderna hat. Das Vakzin schneidet in manchen Studien noch besser ab als jenes von Biontech/Pfizer.

Ob nun der weitverbreitete Einsatz von Moderna zu einem besseren Schutz vor dem Virus verhilft, wollen die befragten Experten nicht bestätigen. Klar aber ist: Die Schweiz hat auf die richtigen Impfstoffe gesetzt. «Die Tatsache, dass die Schweiz ausschliesslich auf mRNA-Impfstoffe gesetzt hat, hat möglicherweise auch noch einen positiven Einfluss», sagt Salathé.

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