In aller Frühe der Hammer: Dem britischen Reiseveranstalter Thomas Cook ging die Kohle aus. Bankrott! 600'000 Reisende bangen um ihre Rückreise – gestrandet in den Ferien. BBC meldete am frühen Montag, dass eine staatliche Rückhol-Operation für Feriengäste eingeleitet worden sei. Der Codename: Matterhorn.
Wie viele Schweizer Reisende sind betroffen?
Die meisten der Betroffenen sind Briten und Deutsche. Doch auch Schweizer sind im Ausland gestrandet. Bei Tui sind mehrere Hundert Buchende betroffen, DER-Touristik-Sprecher Markus Flick spricht von einigen Dutzend Kunden. Diese machten vor allem in Destinationen im Mittelmeerraum, auf den Kanaren oder im Ägypten Ferien. Sie hätten über das Kuoni-Reisebüro ein Arrangement von Thomas Cook gebucht. Etwas mehr als die Hälfte dieser Kunden sei bereits auf der Reise.
Keine allzu gravierenden Folgen befürchtet Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands (SRV). «Ich rechne damit, dass nur wenige Schweizer vom Bankrott betroffen sind», sagt er. Pleiten wie Air Berlin oder Swissair hätten eine ganz andere Dimensionen gehabt.
Auf BLICK-Anfrage kann auch eine deutsche Thomas-Cook-Sprecherin keine genauen Zahlen zu Schweizer Reisenden machen.
Was müssen Reisende nun tun?
Eine nationale Aktion wie in Grossbritannien gibts in der Schweiz nicht. SRV-Geschäftsführer Kunz rät betroffenen Personen, sich als Erstes mit der Buchungsstelle in Verbindung zu setzen – in den meisten Fällen dem Reisebüro. DER-Touristik-Sprecher Flick versichert: «Wir lassen unsere Kunden nicht im Stich.» Heisst: Gestrandete Touristen und Personen, die ihre Reisen in den kommenden Tagen antreten sollten, werden kontaktiert und erhalten allenfalls Alternativen. Auch Tui will seinen Kunden helfen.
Wie kommen Thomas-Cook-Kunden zu ihrem Recht?
Das hängt davon ab, wo, wie und was sie gebucht haben. Wer auf eigene Faust einen Thomas-Cook-Flug oder eine sonstige Einzelleistung gebucht hat, ist nicht versichert. Allerdings sollten Buchende ihre Kreditkartenfirma kontaktieren. Je nach Firma sehen diese eine Rückerstattung infolge Insolvenz vor.
Pauschalreisende sind besser gestellt. Wenn ihre Reisebuchung aus einer Kombination – etwa Flug und Hotel – besteht, sind sie versichert. Die Kundengelder von Schweizer Reisebüros sind meist durch den Garantiefonds des Reise-Verbands versichert. Dort sind auch Tui und DER Touristik Mitglieder. Allerdings, warnt SRV-Geschäftsleiter Kunz, dürfte der Fonds im Fall von Thomas Cook kaum zuständig sein. Dann nämlich nicht, wenn ein Thomas-Cook-Paket bei einem Schweizer Reisebüro gebucht wurde: «Dieses ist nur Vermittler, für Ansprüche ist deshalb Thomas Cook zuständig.» Mit anderen Worten: deren Kundengeldabsicherung bei der Zurich Versicherung in Deutschland. Der Versicherungskonzern muss für die Rückholung der Touristen zahlen. Nur wenn das Reisebüro selbst ein Pauschalangebot zusammengestellt hat, ist der Schweizer Fonds zuständig.
Was heisst die Pleite für den Schweizer Tourismus?
Thomas Cook verkaufte auch Schweiz-Reisen, deshalb hat das Aus Folgen. Auch Schweiz Tourismus hat mit dem Unternehmen zusammengearbeitet. «Dieser hoch interessante Marketing-Kanal wird künftig fehlen», so ein Sprecher.
Immerhin: Alle anderen Destinationen sind gleich betroffen. Konkret beherbergen rund 40 Hotels Gäste via Thomas Cook. «Da im Moment aber nicht Hochsaison ist, dürften nur ganz wenige Gäste in der Schweiz gestrandet sein, und nur ganz wenige Hotels allenfalls einen Ausfall zu verkraften haben.»
Laut Angaben des Verbands Hotellerie Suisse sind zwischen 15 und 25 Hotels Vertragspartner des Reiseveranstalters. Einer der Partner rechnet für sein Hotel mit einem Schaden von etwa 5000 Franken. Das sind Buchungen von Thomas Cook, die wohl nicht bezahlt würden.
Schweiz Tourismus befürchtet zudem: «Das Ende von Thomas Cook wird zu einem Vertrauensverlust der Kunden in die grossen Reiseanbieter führen und die globale Reisebranche ziemlich durchschütteln.»
Wie steht es um die Schweizer Niederlassung von Thomas Cook?
Am Telefon des Schweizer Standorts ist niemand erreichbar. Eine automatische Ansage verweist darauf, dass keine Buchungen mehr möglich seien. Nach BLICK-Informationen beschäftigt das Unternehmen hierzulande maximal 34 Personen.