«Man merkt langsam, dass uns das Geld ausgeht»
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Glarner zu Sparhammer:«Man merkt langsam, dass uns das Geld ausgeht»

Gemeinde Glarus spart gnadenlos
«Wir mussten schon immer unten durch – wir sind halt auf dem Land»

Vier Millionen Franken im Jahr muss die Gemeinde Glarus sparen. Der Gemeinderat hat einen ganzen Strauss an Massnahmen präsentiert. Der Sparhammer schlägt gnadenlos zu.
Publiziert: 20.03.2025 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2025 um 15:05 Uhr
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Gemeindepräsident Peter Aebli (63, FDP) verteidigt gegenüber Blick den Spar-Hammer.

Darum gehts

  • Gemeinde Glarus muss sparen: Badi geschlossen, Skilift abgestellt, Restaurants verkauft
  • Schrebergärten werden geschlossen oder an Private übergeben
  • Sparmassnahmen sollen 4 Millionen Franken pro Jahr einsparen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Gemeinde Glarus mit ihren 13'000 Einwohnern ist knapp bei Kasse. Und muss deshalb sparen: 4 Millionen Franken pro Jahr. Der Gemeinderat hat aufgezeigt, wie er das machen will, wie die «Glarner Nachrichten» schreiben. Schon auf den ersten Blick wird klar: Der Sparhammer trifft alle. Und es tut so richtig weh. Denn ein ganzer Strauss an Massnahmen soll es richten.

So bleibt die Badi Glarus diesen Sommer geschlossen. Der erfrischende Schwumm an einem warmen Sommertag? Gestrichen! 150'000 Franken will der Gemeinderat so sparen. Auch im kommenden Winter müssen Glarnerinnen und Glarner umdenken: Mit den Kindern am Wochenende mal schnell auf die Piste beim Skilift Dreieck? Nicht mehr möglich! Der Gemeinderat stellt den Skilift ab. Er will ihn abbrechen. Oder verkaufen. Doch wer kauft sich einen Skilift auf 682 Metern über Meer? Ersparnis: 20'000 Franken.

Sechs Beizen werden verkauft

Auch bei den Beizen zieht die Gemeinde die Sparschraube an. Sechs Restaurants will sie loswerden. Darunter das «Schützenhaus» im Kantonshauptort. Oder die «Schwammhöhe» mit ihrer beeindruckenden Terrasse, hoch über dem Klöntalersee. Mit dem Verkauf der Lokale spart Glarus jährlich 500'000 Franken. Und kommt um Investitionskosten von bis zu 20 Millionen herum, die in den nächsten Jahren anfallen.

Selbst Schrebergärtner kommen an die Kasse. Die Kleingärten werden geschlossen. Oder an Private übergeben. Die Verwaltung der Gärten kostet die Gemeinde 40'000 Franken pro Jahr. Und die sollen eingespart werden. Das letzte Wort zum Verkauf der Restaurants und zur Zukunft der Badi haben die Glarnerinnen und Glarner an der Gemeindeversammlung im Herbst. Da werden die Emotionen hochgehen.

«Ich verstehe die Emotionen»

Gemeindepräsident Peter Aebli (63, FDP) versteht den Ärger – sieht den Sparhammer aber als alternativlos. «Ich verstehe die Emotionen, die so ein Entscheid auslöst. Aber einen Skilift zu betreiben, ist nicht die Aufgabe einer Gemeinde. Ich hab selbst dort Skifahren gelernt», sagt er gegenüber Blick. Man habe versucht, nur dort zu sparen, wo es den Menschen nicht allzu wehtut: «Wir hätten auch beim Lehrschwimmbecken sparen können. Haben uns aber ganz bewusst dagegen entschieden.»

Eine weitere bittere Pille für die Bevölkerung: Nicht nur müssen die Ausgaben runter – auch die Steuern müssen rauf! Gemeindepräsident Aebli «Es stehen grosse Investitionen in Schulhäuser an oder in unsere Strassen. Wir müssen Alpen sanieren. Zudem haben wir in den letzten Jahren die Steuern gesenkt. Wir sind 7 Prozent tiefer als die Nachbargemeinden. Das müssen wir nun ändern. Und die Steuern wieder erhöhen.»

Die Bevölkerung ist wütend

Bei den Menschen kommt der Sparhammer alles andere als gut an, wie eine Umfrage vor Ort zeigt. Taxifahrer David Heinzer (37) sagt: «Man merkt langsam, dass uns das Geld ausgeht. Aber wir mussten schon immer unten durch – wir sind halt hier auf dem Land.» Und weiter: «Die Steuern erhöhen muss man auch – das wird ungemütlich.» Er befürchtet, dass eine Steuererhöhung zu Abwanderung führen könnte. Und sagt mit einer Portion Galgenhumor: «Dann gibt es noch weniger Einwohner – heisst mehr Platz für mich, ist doch tipptopp!»

Esaria (69) sagt: «Es ist irgendwie beengend, diese Sparerei.» Die Seniorin befürchtet: «Irgendwann kann das Volkszorn auslösen!»

Sascha (43) ärgert sich vor allem darüber, dass bei denen gespart wird, die sowieso schon am wenigsten haben: «Die Jugend hat nichts mehr, worauf sie sich freuen kann! Kulturelle Angebote werden eingespart, dafür baut man eine Umfahrungsstrasse, die niemand braucht.»

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