Geheimniskrämerei am Finanzplatz
Bei vielen Banken sind die Löhne der Angestellten ein Tabu

Schweizer Banken zeigen sich zurückhaltend bei der Lohntransparenz. Während einige Institute erste Schritte wagen, lehnen andere jegliche Offenlegung ab.
Publiziert: 22.03.2025 um 09:46 Uhr
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Professorin Anna Sender zählt den Finanzsektor zu den intransparentesten Branchen bei den Löhnen.
Foto: ANNA KULESZA PHOTOGRAPHY

Darum gehts

  • Banken zögern bei Lohntransparenz, hohe Boni sind problematisch
  • Postfinance führte Lohnbänder in Stellenausschreibungen ein
  • Raiffeisen setzt auf interne Lohnbänder
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

In der Bankenbranche ist im Umgang mit Kunden und deren Daten die Geheimhaltung das höchste Credo. Die Geheimniskrämerei ist so tief in der Banken-DNA verankert, dass sie oft auch für die Gehälter der Angestellten gilt. «Hohe Boni sind für die Einführung von Lohntransparenz hochproblematisch», sagt Professorin Anna Sender (46) im Interview mit Blick. Sie forscht an der Hochschule Luzern zum Thema Lohntransparenz und deren Folgen.

Bei Topbankern im Investmentbanking oder in der Vermögensverwaltung sprudeln in guten Jahren Boni über mehrere Hunderttausend Franken aufs Konto. Die Finanzinstitute scheuen sich davor, diese Saläre gegenüber den einfachen Bankangestellten zu erklären. Blick wollte von mehreren grossen Banken wissen, wie sie mit dem Thema Lohntransparenz umgehen. Gleich drei Banken – UBS, Julius Bär und Migros Bank – haben die Anfrage überhaupt nicht beantwortet.

«Marktgerechte Vergütung»

Bei Vontobel heisst es, dass man mit Ausnahme der Löhne der Geschäftsleitung im Geschäftsbericht aktuell weder intern noch extern individuelle Vergütungsinformationen offenlege. Im Rahmen der EU-Lohntransparenzgesetzgebung habe man jedoch ein entsprechendes Projekt gestartet. Das Ziel: 2026 will man erste Änderungen am Stellenbewertungssystem vornehmen und die damit verbundene Lohnstruktur sowie die erforderliche Berichterstattung einführen. 

Bei der Zürcher Kantonalbank ist die Einführung von Lohntransparenzmassnahmen hingegen noch kein Thema. «Mitarbeitende der Zürcher Kantonalbank erhalten eine marktgerechte Vergütung, wobei sich die Vergütung nach Funktion, Erfahrung und individueller Leistung richtet», schreibt die Medienstelle. Man beobachte jedoch, welche Auswirkungen Lohntransparenz künftig auf den Schweizer Arbeitsmarkt haben werde.

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Raiffeisen und Postfinance setzen Massnahmen um

Transparenter ist da schon Raiffeisen: Sie unterteilt die Saläre der Belegschaft in interne Lohnbänder – ausgerichtet nach den einzelnen Funktionstufen. «Des Weiteren werden regelmässig Lohngleichheitsanalysen sowie Marktanalysen durchgeführt, die in den Salärprozess einfliessen», schreibt die Bank. Die Einführung einer personalisierten Lohntransparenz sei derzeit hingegen kein Thema. 

Einen Schritt weiter geht Postfinance: Seit Anfang 2024 erwähnt die Bank in Stellenausschreibungen das Lohnband für die jeweilige Funktion. Das werde von den Kandidatinnen und Kandidaten sehr positiv aufgenommen und führe zu einem Bewerbungsprozess «auf Augenhöhe», so die Medienstelle. Zudem helfe die Lohntransparenz, die Lohngleichheit von Frauen und Männern zu fördern.

Die Einführung des neuen Lohnsystems habe zu Diskussionen und vereinzelten Lohnanpassungen geführt. In der Breite habe Postfinance aber bereits vorher eine faire und nachvollziehbare Lohnsystematik gehabt. Die Offenlegung von individuellen Löhnen hingegen sei kein Thema. «Uns ist es vielmehr wichtig, dass die Kriterien, nach denen Löhne festgelegt und weiterentwickelt werden, als fair und transparent wahrgenommen werden», schreibt die Bank.

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