Im August 2017 kommunizierte die SBB die fristlose Kündigung eines Top-Managers. Grund seien «massive Vorwürfe», die gegen Wolfgang Winter (67) erhoben wurden. Der Fall kommt nun am 7. Mai vor Gericht.
Laut Recherchen der «Aargauer Zeitung», soll Winter in seiner Position als Direktor der Speisewagenfirma Elvetino nicht nur seine Taschen mit einem Jahresgehalt von 240'000 Franken gefüllt haben, sondern mit unlauteren Mitteln auch nach mehr gegriffen haben.
Die ersten geheimen Deals habe er bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2011 eingefädelt, als er einen Freund als Berater einstellte und ihm saftige 2500 Franken Lohn pro Tag zahlte. Winter soll 20 Prozent dieser Summe wieder zurückbekommen haben, unter Decknamen wie «Kartoffelernte». Laut der Zeitung dauerte diese lukrative Partnerschaft bis zu Winters unfreiwilligem Abgang 2017 an. Das geflossene Geld summiere sich dabei auf gut eine Million Franken. In der Anklageschrift betitelt die Staatsanwaltschaft Zürich diesen Zustupf klar als «Schmiergeld».
Dubiose Geschäftsmodelle
Neben seiner Tätigung als Direktor der SBB-Tochter soll Winter gemäss der Anklageschrift auch einen schwungvollen Handel mit Gastroartikeln aus China betrieben haben, die er zu Wucherpreisen an Elvetino verkaufte – satte 75 Prozent soll dabei die Bruttomarge betragen haben.
Die von ihm und einem Sportfreund gegründete Importfirma scheffelte so über 200'000 Franken. Die Qualität der Ware? Untauglich und gefährlich – von Suppentellern, die zu gross waren, über gesundheitsschädliche Salatzangen bis hin zu Menühaltern, die mehr Verletzungsgefahr als Nutzen bargen. Nahezu alles musste entsorgt werden.
Zustupf auf Eigenanordnung
Winter wollte aber mehr. Laut der Zeitung soll sich Winter aus dem Budget für Gehaltserhöhungen selbst bedient und Prämien zugesteckt haben – und das, ohne die erforderliche Zustimmung des Verwaltungsrates. Dabei ging er geschickt vor, indem er die Zahlungen in der Buchhaltung durch Untergebene freigeben liess. Für den luxuriösen Lebensstil, den Winter führte, schienen auch die Firmenkreditkarte von Elvetino herhalten zu müssen: 200'000 Franken für Luxushotels und Flüge der Business-Kategorie soll er verprasst haben.
Die damalige Leiterin des SBB-Personenverkehrs, Jeannine Pilloud, äusserte sich gegenüber der «Aargauer Zeitung» betroffen: «Man kann alle möglichen Vorkehrungen treffen. Wenn aber jemand genügend kriminelle Energie hat, schafft er es trotzdem, die anderen zu linken.»
Im Mai muss sich Winter nun vor Gericht verantworten. Während er die Anschuldigungen nicht kommentiert und die Unschuldsvermutung gilt, bleibt abzuwarten, ob Winter für seine Taten geradestehen muss. (rul)