Ein Jahr liegt das historische CS-Aus zurück, und nüchtern lässt sich festhalten: Ein KarriereBooster war es nicht. Der letzte Präsident, Axel Lehmann (64), hatte für das CS-Präsidium den bereits zugesicherten Präsidentenposten bei der Helvetia sausen lassen.
Neue VR-Mandate hat er nicht, aber er wird noch bei zwei renommierten Adressen geführt: Beim IMD in Lausanne ist er als einer von 31 «Executives in Residence» gelistet, die laut Webseite «etwas von ihrer Zeit» für die Manager-Ausbildungsstätte aufbringen.
Seine Alma Mater St. Gallen führt ihn als Titularprofessor, weil er vor seinem Einstieg bei der CS dort als Dozent wirkte. Vorlesungen hält er derzeit aber nicht. Man sieht ihn häufiger im Club Baur au Lac in Zürich, er tritt auch in kleinen Runden auf, um seine Version des Untergangs zu schildern: Es sei die Pleite der Silicon Valley Bank im fernen Kalifornien gewesen, die der CS das Genick gebrochen habe. Eigene Verantwortung? Eher nicht.
Urs Rohner ging unter die Berater
Auch sein Vorvorgänger Urs Rohner (64) ist gemäss Vertrauten mit einer Version unterwegs, warum er am CS-Untergang unschuldig sei – schliesslich habe der Verwaltungsrat alle Entscheide abgesegnet. Im Gegensatz zu Lehmann meidet er jedoch die Öffentlichkeit.
Er ist nach einem knapp zweijährigen Aufenthalt im steuermilden Wilen SZ letztes Jahr in sein umgebautes Haus in die Goldküstengemeinde Zumikon zurückgekehrt. Seine Beratungsfirma Urs Rohner & Co. AG ist weiter im Zürcher Seefeld gemeldet. Derzeit verbringt er viel Zeit im anonymeren London. Jedoch: Sein letztes grosses Mandat dort, die VR-Mitgliedschaft beim Pharmamulti GlaxoSmithKline, läuft im April aus.
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Skandale erschweren Tätigkeit in Verwaltungsräten
Auch für den vorletzten CS-CEO, Thomas Gottstein (60), ist die Manager-Resozialisierung schwierig. Dass gegen ihn ein Enforcement-Verfahren der Finma wegen Greensill läuft, macht eine VR-Karriere fast unmöglich.
Zumindest den Gewichtsverlust aus der CS-Krisenzeit hat der Golffan kompensenieren können. Auch er betreibt seit Kurzem wie Rohner im Seefeld eine eigene Beratungsfirma namens Topago Advisory AG, benannt nach ihm selbst: Thomas Patrick Gottstein.
Thiam will Präsident der Elfenbeinküste werden
Am wenigsten Schaden haben die beiden Ausländer an der Spitze genommen. Kurzzeit-Präsident António Horta-Osório (60) pendelt zwischen Lissabon und London. Seine Mandatsliste ist durchaus beeindruckend: Senior Advisor für die italienische Mediobanca und die US-Private-Equity-Firma Cerberus, dazu Mandate beim Biermilliardär Jorge Paolo Lemann und bei den portugiesischen Firmen Impresa und Bial.
Und Ex-CEO Tidjane Thiam (61) ist auf grosser Mission unterwegs: Er kandidiert für das Präsidentenamt der Elfenbeinküste. Das Mandat beim französischen Luxuskonzern Kering hat er niedergelegt. In London betreibt er die Finanzfirma Freedom Acquisition, die aber gerade von einem Ex-Geschäftspartner wegen eines SPAC eingeklagt wird.
In der Schweiz, die er bei seinem Abschied mit dem Rassismusvorwurf belegen liess, taucht er noch manchmal auf: Er ist weiterhin Mitglied des IOC in Lausanne.