Auf einen Blick
- Toyotas Woven City: Erste Wohnungen bezugsbereit. Lebendiges Labor für Smart-City-Technologien
- Autonome Fahrzeuge, Gesundheitsüberwachung und Roboter-Unterstützung für Bewohner im Alltag
- 2000 Einwohner geplant, erste Phase mit 100 Menschen startet dieses Jahr
Die ersten Wohnungen in Toyotas neuer Stadt sind bezugsbereit. Mit der Woven City (auf Deutsch: «Verwobene Stadt») will der grösste Autohersteller der Welt auch im Bereich der Smart Cities führend werden.
«Woven City ist ein lebendiges Labor, in dem die Bewohner bereitwillig mitmachen», sagte Toyota-Präsident Akio Toyoda (68) am Rande der Technik-Messe CES in Las Vegas. «Sie geben Erfindern die Möglichkeit, ihre Ideen in einer sicheren, realen Umgebung frei zu testen.»
Autonome Fahrzeuge und viele Roboter
Rund 2000 Bewohner sollen dereinst in der Stadt am Fuss des Berges Fuji wohnen, darunter Toyota-Angestellte, Pensionierte und Forscher. In der ersten Phase werden dieses Jahr aber erst rund 100 Menschen einziehen.
Sie kommen in den Genuss der Technologien der Zukunft, wie sie sich Toyota und die Partnerfirmen des Autokonzerns vorstellen. Auf den Strassen der Zukunftsstadt verkehren autonome und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, die Häuser sind mit Sensoren ausgestattet, die die Gesundheit der Bewohner überwachen.
Kleine Drohnen mit Laternen begleiten die Einwohner nachts sicher nach Hause. Roboter unterstützen ältere Menschen im Alltag und leisten ihnen Gesellschaft. Selbst das Falten der Kleider übernehmen in Woven City künftig kleine Maschinen.
Riesige Mengen persönlicher Daten
Doch die ganzen Erleichterungen im Alltag haben ihren Preis. Weil die Bewohner freiwillig in Woven City leben werden, fallen viele Regulierungen weg.
So werden in der Smart City riesige Mengen persönlicher Daten gesammelt und analysiert. Gerade im Bereich der Gesundheit wollen aber viele Leute nicht, dass beispielsweise ihr Arbeitgeber alles über sie weiss.
Wollen Menschen wirklich hier leben?
Kritiker verweisen zudem darauf, dass Technologie allein noch keine gute Stadt ausmacht. Smart Cities von Konzernen wie Toyota seien wenig mehr als Präsentationsplattformen für Mobilitätslösungen und Dienstleistungserbringungen, kritisierte Forscher Ben Green von der Universität Michigan gegenüber «Bloomberg».
«Die Geschichte lehrt, dass eine Welt, die mit der technischen Brille geschaffen wird, unerwünscht ist», so Green. Bei Toyota sieht man das naturgemäss anders. «Woven hat es sich zur Aufgabe gemacht, Technologien zu entwickeln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Mobilität und das Wohlbefinden aller Menschen verbessern», sagte Toyota in Las Vegas.
Ob die Stadt zum Erfolg wird, wird sich zeigen. Die seit 2003 in Südkorea errichtete Smart City Songdo hat nach 20 Jahren erst die Hälfte der ursprünglich geplanten 300'000 Bewohner angelockt. Bewohner sagten gegenüber «Bloomberg», dass sie die Stadt trotz allen Annehmlichkeiten als kalt, einsam und unheimlich leer empfinden.