Gaga-Preise in Las Vegas
Hotels kassieren 5700 Franken für Sicht auf Formel-1-Piste

Die Eigentümerin des Formel-1-Zirkus holt das Maximum aus dem Renn-Geschäft heraus. Das sieht man nirgendwo besser als beim Grand Prix in Las Vegas (USA), der erstmals im kommenden November durchgeführt wird.
Publiziert: 29.07.2023 um 16:44 Uhr
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Ein Mercedes-Bolide fährt zu Promotionszwecken über die Rennstrecke von Las Vegas: Mit dem neuen Rennen will Formel-1-Inhaber Liberty Media den grossen Reibach machen.
Foto: Formula 1 via Getty Images
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Ende 2016 übernahm der US-amerikanische Konzern Liberty Media die Formula One Group für 4,4 Milliarden Dollar. Letztere besitzt die kommerziellen Rechte an der Königsdisziplin des Motorsports. Und Liberty Media presst nun alles heraus, was die Formel-1-Vermarktung hergibt.

In diesem Jahr werden bereits 23 Rennen durchgeführt, im kommenden Jahr sollen es dann 24 sein. Drei Rennen finden in den USA statt. Während das Rennen in Miami im Mai ein Erfolg war, brauen sich über dem Grand Prix von Las Vegas am 18. November dunkle Wolken zusammen.

«Mafiöse Praktiken»

Die lokalen Hoteliers prangern die Rennliga an. Diese verlangt, dass alle Veranstaltungsorte entlang der 6 Kilometer langen Rennstrecke Gebühren bezahlen. Und das nicht knapp: 1500 Dollar pro Person, wobei der Betrag für die feuerpolizeilich maximal erlaubte Anzahl Personen erhoben wird. Das berichtet die «New York Post», der das Schreiben der Formula One Group an die lokalen Unternehmen vorliegt.

Wer also beispielsweise entlang der Rennstrecke eine Terrasse mit Platz für 200 Personen hat, muss schon mal 300'000 Dollar für die Lizenzrechte hinblättern. In Las Vegas wird aber traditionell gross angerichtet – die Stadt ist Standort einiger der grössten Hotels und Clubs der Welt. Liegt also ein Club mit 1500 Plätzen entlang der Rennstrecke, müsste dieser schon 2,25 Millionen Dollar hinblättern. Obwohl klar ist, dass nicht alle 1500 Personen uneingeschränkten Blick auf der Renngeschehen hätten.

Damit nicht genug: Wer nicht bezahlt, wird beim Bau der Rennstrecke mit Barrikaden, Tribünen und sonstigen Bauten «beglückt». Dann ist es vorbei mit der Sicht aufs Rennen. Ein Hotelier nennt die Vorgänge einen «Shakedown». Damit gemeint ist eine Erpressung, wie es die Stadt in früheren Zeiten von der Glücksspiel-Mafia gekannt hat.

Preise gehen durch die Decke

Die Praxis ist nicht illegal. Natürlich will die Formel 1 mitverdienen am Geld, das die Restaurants und Hotels dank dem Rennen hereinholen. Und anders als Monaco, das den Kampf gegen «Gratis-Zuschauer» bei Formel-1-Rennen aufgegeben hat, will Las Vegas keine Trittbrettfahrer dulden.

Die Locations geben die hohen Lizenzkosten der Kundschaft weiter. Da kostet der Besuch in einem sonst unspektakulären Restaurant am berühmten Strip dann schnell einmal mehrere Tausend Dollar. Laut einer Studie von King Casino ist ein Besuch des Rennens in Las Vegas mit Abstand das teuerste Formel-1-Erlebnis: Für ein Dreitages-Package sind umgerechnet rund 5760 Franken zu bezahlen. Inkludiert ist hierbei Essen und Trinken und ein Blick auf die Rennstrecke, mehr nicht.

Für das zweitteuerste Rennen in Miami mussten Formel-1-Fans dafür «nur» rund 3500 Franken hinblättern. Die Hotels – auch jene, die nicht direkt an der Rennstrecke liegen – erhöhen für das Rennweekend ihre Preise teils deutlich. Hinzu kommen natürlich noch die Kosten für die Anreise.

Grenzen testen

Rund 300'000 Besucher erwarten die Organisatoren für das Rennen in Las Vegas. Hotels und Veranstalter scheinen nun schon mal zu testen, wo die finanzielle Schmerzgrenze für den Blick auf die Boliden liegt. Dem Vernehmen nach sind noch einige Tickets zu haben.

Das dürfte Liberty Media egal sein. Der Börsenwert der Formula One Group hat sich seit der Übernahme verdoppelt. Und alleine in Las Vegas soll sie einen Umsatz von 500 Millionen Dollar einspielen.

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