Auf einen Blick
- Riskante Aktien mit grossem Potenzial: DocMorris, Bayer, Moderna, Alibaba und Canopy Growth
- Herausforderungen wie Rechtsstreitigkeiten, Marktkonkurrenz und regulatorische Unsicherheiten beeinflussen die Unternehmen
- Kursrückgänge von bis zu 80 Prozent bei einigen Aktien, Erholungspotenzial bis zu 114 Prozent
Neugierigen Anlegerinnen und Anlegern bieten die internationalen Aktienmärkte grosse Chancen. Ohne Risiken geht es allerdings nicht. Besonders gross sind sie bei Aktien, die beispielsweise technologische Vorreiter sind, aber operativ noch kaum etwas auf die Reihe kriegen. Oder einmal Branchen-Krösus waren, dann aber abstürzten und sich neu erfinden müssen. Für ganz Mutige können sich diese Aktie aber lohnen. Fünf Beispiele.
Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.
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DocMorris
Bei der Online-Apotheke DocMorris aus Frauenfeld wechseln sich Licht und Schatten an der Börse extrem ab. Die Einführung des elektronischen Medikamentenrezept im Hauptmarkt Deutschland - das sogenannte eRx - beflügelt seit Jahren die Anlegerfantasien. Im Februar 2021 stieg die Aktie auf knapp über 500 Franken, dem Corona-Boom um alles Pharmazeutische sei Dank. Seither ging es konstant mit dem Kurs nach unten. Heute notiert die Aktie noch bei 24 Franken.
Der Grund für den Kursrückgang liegt im extrem hohen Konkurrenzkampf mit dem Mitbewerber Redcare Pharmacy. Da gerieten die Schweizer Online-Apotheker deutlich ins Hintertreffen - trotz enorm hoher Marketingausgaben. Diese drücken nun auf die Margen und fressen die Cash-Reserven auf, weil das Wachstum der eRx-Umsätze von den Experten deutlich überschätzt wurde.
Kaum verwunderlich, hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) nun davor gewarnt, das langsame Wachstum der E-Rezepte und höhere Marketingkosten würden zu einem Liquiditätsengpass führen. Um diesen zu überbrücken, wird DocMorris im neuen Jahr eine Kapitalerhöhung lancieren müssen, welche eine Verwässerung von rund 20 Prozent mit sich bringen könnte. Deshalb sollten potenziell interessierte Investierende eine Reserve halten, um zu einem späteren Zeitpunkt nach der Kapitalerhöhung investieren zu können.
Die aktuelle Bewertung ist nach Einschätzung der ZKB-Analysten im Verhältnis zum nach wie vor grossen Marktpotenzial sehr tief. Der Aktienkurs reflektiere dabei die gestiegene Refinanzierungsunsicherheit.
Sechs Analysten empfehlen den Titel noch immer mit «Kaufen», sechs mit «Halten» und einer mit «Verkaufen». Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 52 Franken pro Aktie. Das ergibt ein Aufwärtspotenzial von 114 Prozent. Im besten Fall kann DocMorris dieses Potenzial bereits im nächsten Jahr abrufen: 2023 hat das Unternehmen schon einmal bewiesen, wonach hohe Kursgewinne tatsächlich rasch realisierbar sind. Dazu muss das unprofitable Unternehmen aber beim Wachstum liefern.
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.
Bayer
Die Valoren des deutschen Chemie- und Pharmakonzern Bayer befinden sich seit mehreren Jahren im Sinkflug, über 80 Prozent des Börsenwerts gingen verloren. Das Unternehmen ist in den USA einer beispiellosen Klagewelle wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter konfrontiert. Das hat Milliarden an Dollar verschlungen. Zudem bestehen finanzielle Risiken durch PCB-Klagen in den USA, ein schon seit Jahrzehnten verbotenes Umweltgift.
Beide Probleme sind ein Erbe der für 60 Milliarden Dollar übernommenen US-Düngemittelproduzentin Monsanto, welche der damalige Bayer-Chef Werner Baumann auch gegen den Widerstand nicht weniger Investoren durchgeboxt hatte. Ein herber Dämpfer für Aktionäre folgte Anfang 2024. Bayer strich die Dividende zusammen und dürfte für die nächsten drei Jahre nur das gesetzlich geforderte Minimum ausschütten - also ein Bruchteil dessen, was die Dividendenperle in den letzten Jahrzehnten abgeworfen hatte.
Das laufende Jahr war für Bayer operativ mit gemischten Ergebnissen verbunden. Die Pflanzendüngemittel blieben hinter den Erwartungen zurück, und auch die Division Consumer Health entwickelte sich verhalten. Ein Lichtblick ist das Pharmageschäft, welches sich dank den neuen Produkten Kerendia und Nubeqa gut entwickelte. Diese beiden Produkte dürften voraussichtlich einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro in 2024 erzielen. Diesbezüglich hatte sich Bayer auch gegen höhere Rabatte entschieden, um langfristige Beeinträchtigungen der Rentabilität zu vermeiden. Das ist ein gutes Zeichen.
Immerhin wirken sich nun viele Wertminderungen bereits negativ auf die Steuerquote und die Finanzen aus, so dass es finanziell ab 2025 zu einer Verbesserung des freien Cash-Flows kommen kann - vorausgesetzt, das Management kann die in Aussicht gestellten Kosteneinsparungen tatsächlich realisieren. Das von den Analysten festgelegte Kursziel liegt bei 27,50 Euro. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 42 Prozent. Gelingt der Turnaround über die nächsten zwei bis drei Jahre, so dürften später auch deutlich höhere Kursgewinne drin liegen.
Moderna
Die Moderna-Aktie hat in diesem Jahr über 50 Prozent an Wert auf 43 Dollar eingebüsst. Sie ist damit eine der am schlechtesten performenden Valoren im S&P 500 Index und dürfte deshalb im nächsten Jahr gar aus dem wichtigen US-Börsenindex fliegen. Doch das ist bloss die halbe Wahrheit. Vom Corona-Höchststand bei 450 Dollar ist bei der Aktie nur noch ein Zehntel des Wertes vorhanden.
Die Kursverluste sind auf enttäuschende Covid-Impfstoffverkäufe und die hohen Verluste von geschätzten neun Dollar pro Aktie im Jahr 2024 zurückzuführen. Der Schritt des Managements, das Jahr der Erreichung der Profitabilität von 2026 auf 2028 zu verschieben, hat den Titel weiter in Mitleidenschaft gezogen.
Aber anders als viele Biotech-Firmen kann Moderna bereits ein beträchtliches Umsatzvolumen von rund drei Milliarden Dollar pro Jahr vorweisen. Zudem verfügt das Unternehmen über eine vielfältige Produkte-Pipeline - darunter Krebsbehandlungen in Zusammenarbeit mit Merck und Atemwegsimpfstoffe wie eine Grippe-Covid-Kombination. Zudem dürfte Moderna am Jahresende über neun Milliarden Dollar liquide Mittel verfügen. Das entspricht etwas mehr als der Hälfte des Marktwerts des Unternehmens von 16 Milliarden Dollar.
Das grössere Problem sind die jährlichen Ausgaben von mehr als vier Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung. Das ist fast so viel wie bei der US-Biotech-Firma Amgen, obwohl dieser Konkurrent bei gleichem Forschungsaufwand den zehn Mal höheren Umsatz erzielt. Analysten sind deshalb gespannt, ob die Institutionellen Grossinvestoren 2025 Druck auf das Unternehmen machen und auf eine Kürzung der Ausgaben drängen werden. Moderna könnte auch Übernahmeinteressen wecken - zum Beispiel vom Onkologie-Partner Merck.
Der Markt ist Moderna gegenüber verhalten eingestellt. Und die Anzahl der Short-Positionen - das sind Spekulanten, die auf fallende Kurse setzen - befindet sich mit zwölf Prozent auf einem Rekordniveau.
Immerhin hat die Investmentbank HSBC jüngst das Rating von Halten auf Kaufen erhöht und verweist auf eine «Pipeline, die mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihr zugestanden wird». Das Kursziel lautet 58 Dollar. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 40 Prozent. Der Startpunkt zu einer Wende?
Alibaba Group
Alibaba ist die am günstigsten bewertete E-Commerce- und Cloud-Computing-Aktie der Welt. Die Titel werden derzeit für rund 87 Dollar (im Oktober 2000: 310 Dollar) und nur zum 9-fachen Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) für das nächste Jahr gehandelt. Das liegt meilenweit unter der Bewertung des Konkurrenten Amazon mit einem 45-fachen KGV.
Das chinesische Unternehmen verfügt über 50 Milliarden Dollar Netto-Barmittel. Das entspricht rund 25 Prozent des Marktwerts. Ein grosser Teil dieser Gelder dürfte künftig in Dividenden und Aktienrückkäufe fliessen. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 1,2 Prozent. Über die nächsten drei Jahre erwarten die Analysten gemäss Bloomberg-Daten eine Steigerung der Dividenden um 23 Prozent.
Das chinesische Unternehmen ist dabei selber davon überzeugt, dass seine Aktien ein Schnäppchen sind. Es hat in den ersten drei Quartalen 2024 sieben Prozent der ausstehenden Aktien zurückgekauft. «Alibaba ist im Vergleich zu seiner eigenen Geschichte günstig, es ist im Vergleich zu seinen Mitbewerbern günstig, es sitzt auf einer Menge Bargeld, und viele Gegenwinde verwandeln sich in Rückenwinde», erklärte Burns McKinney, leitender Portfoliomanager bei der NFJ Investment Group gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Allerdings tun sich für Alibaba in China Probleme auf. Das Wirtschaftswachstum ist durchzogen und die unberechenbare Haltung der Regierung gegenüber einheimischen Technologieunternehmen, der vor vier Jahren zum Absturz der Aktie geführt hatte, sorgt für latente Unsicherheit. Die erwartet harte Haltung des designierten Präsidenten Donald Trump gegenüber China belasten den Titel zusätzlich.
Obwohl China für viele Anleger als «uninvestierbar» gilt, gibt es eine treue Fangemeinde bei Alibaba. Einer ist der legendäre Hedgefonds-Manager David Tepper von Appaloosa Management. Alibaba ist immer noch seine grösste Beteiligung, obwohl er im dritten Quartal Gewinne mitgenommen und den Anteil etwas reduziert hat.
Wenn sich weitere Anlegerinnen und Anleger für den schwachen chinesischen Aktienmarkt erwärmen, könnte bei Alibaba 2025 bis zu 50 Prozent Kurssteigerung drin liegen. Und mehr darüber hinaus.
Canopy Growth
Etwas mehr als 50 Prozent haben die Valoren des kanadischen Cannabis-Produzenten Canopy Growth seit der Wahl von Donald Trump zum designierten US-Präsidenten verloren. Richtig desaströs ist die Entwicklung der Aktie seit Anfang 2021: Von rund 550 auf 4,40 kanadische Dollar.
Negativ wog zuletzt, dass US-Wähler in verschiedenen wichtigen Bundesstaaten wie Florida einer Liberalisierung von Cannabis eine Abfuhr erteilten. Zudem belasteten die im November publizierten schlechten Quartalszahlen den Kurs. Dies steht im Einklang mit dem Verfehlen der Wachstumsziele in den letzten Jahren.
Mit der Ernennung von Luc Mongeau zum CEO von Canopy Growth ab 6. Januar 2025 könnte der Strategie-Wechsel Fahrt aufnehmen. Der designierte Geschäftsführer bekräftigte jüngst den Fokus des Unternehmens auf die Ausweitung seiner Reichweite im Kernmarkt mit Schwerpunkt auf weniger kapitalintensive Geschäftsbereiche. Das ist ein Schlüsselelement zur Erreichung der Profitabilität. Analysten schätzen dabei Mongeaus Erfahrung im Bereich verpackter Konsumgüter als positiv ein. Er war zuvor Präsident von Weston Foods. Insofern kennt er den preislich wettbewerbsintensiven kanadischen Markt für Freizeit-Cannabis, wo ein starkes Markenmanagement gefordert ist.
Die Repositionierung von Canopy Growth dürfte nicht von heute auf morgen zum erhofften Befreiungsschlag werden. Auch 2025 wird ein Verlust prognostiziert - gegenüber dem laufenden Jahr wird er allerdings um etwa 70 Prozent tiefer ausfallen. Es dürfte weitere zwei bis drei Jahre dauern, bis das Unternehmen in die Gewinnzone kommt - oder kommen sollte.