Derzeit strömen jeden Tag Koreanerinnen und Koreaner in Scharen nach Iseltwald am Brienzersee im Berner Oberland. Bis zu einer Stunde stehen sie an, um ein Selfie von sich auf dem Seesteg zu schiessen.
Der Grund: Hier wurde eine Szene der koreanischen Erfolgsserie «Crash Landing on You» gedreht. Sie handelt von einer Koreanerin, die ein Luxusleben führt und sich nach einem Gleitschirmunfall in den Bergen Nordkoreas in einen Offizier des Landes verliebt. Dieser wird vom südkoreanischen Star Hyun Bin (40) verkörpert. In einer Einstellung spielt er auf dem Steg von Iseltwald Piano – und hat so den Ansturm seiner Fans ausgelöst.
Seit Donnerstag ist das Selfie aber nicht mehr gratis: Per sofort sind nämlich zwei Drehkreuze in Betrieb. Eines blockiert den Zugang zum Steg, ein zweites steht vor der öffentlichen WC-Anlage. Sie wurden von der Gemeinde installiert. Für den WC-Gang muss 1 Franken bezahlt werden, für den Zugang zum Steg ist ein Fünfliber fällig.
Touristen nicht spendabel
Die Gemeinde Iseltwald will auf Anfrage von Blick keinen Kommentar zur Massnahmen abgeben. Das Problem ist aber bekannt: Obwohl die koreanischen Touris bis zu einer Stunde auf ihr Selfie warten müssen, geben sie in Iseltwald kaum Geld aus.
Sie fahren mit dem Postauto oder einem Car zum Hotspot, schiessen ihr Foto, stillen ihren Durst am Dorfbrunnen. Nach 90 Minuten fahren sie wieder ab, und die nächsten Cars rollen an. Nur der Besitzer des Dorfladens darf sich ab und zu über den Kauf einer Packung Noodle-Soup oder Pommes-Chips freuen.
Mit den Drehkreuzen will die Gemeinde sich jetzt wohl etwas Geld in die Kassen spülen. Denn der Besucherandrang hält nun schon eine Weile an. Bereits seit Juli 2022 sind die Postautos mit vier Zusatzkurse zwischen Interlaken und Iseltwald unterwegs. Letztes Jahr zählte Postauto fast ein Drittel mehr Gäste auf der Strecke. 400'000 Touristen pro Jahr pilgern in das 420-Seelen-Dorf.
Zu wenig Car-Parkplätze
Dabei sind die Parkplätze knapp. Aktuell gibt es nur zwei davon. Im vergangenen Sommer fuhren jedoch täglich fast zwölf Reisebusse zum Dorf am Brienzersee – ein Fliessbandbetrieb. Die Gemeinde hatte schon damals Bedenken: «Wenn es in dieser Form weitergeht, werden die öffentlichen WC-Anlagen an ihre Kapazitätsgrenzen kommen», sagte der Gemeindepräsident Peter Rubi damals. Mit dem Drehkreuz sowie dem Eintrittspreis von einem Franken scheint immerhin dieses Problem gelöst zu sein.
Dabei haben nicht alle die Schnauze voll von den Touristen. Im Hotel «Chalet Du Lac» soll der Star Hyun Bin eine Nacht verbracht haben. Sein Zimmer wird nun als «Honeymoon-Room» angeboten.
Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Angeblich soll nun auch ein thailändisches Team Interesse an einem Filmprojekt in der Idylle geäussert haben.