«Das isch nüme mis Dorf», schimpft ein Einwohner von Iseltwald am Brienzersee im «NZZ Magazin». Die 420-Seelen-Gemeinde im Berner Oberland wird seit Monaten von koreanischen Touristen überrannt. Obwohl das Dorf 400'000 Touristen pro Jahr zählt, ist der Ansturm alles andere als lukrativ. Die Koreaner reisen an, laufen über den Steg, knipsen das Foto und gehen wieder nach Hause.
Grund für den Ansturm: Die Netflixserie «Crash Landing on You». Die Geschichte handelt von einer Koreanerin, die ein Luxusleben führt und sich nach einem Gleitschirmunfall in den Bergen Nordkoreas in einen Offizier des Landes verliebt. In einer Szene, die knapp eine Minute geht, spielt Hauptdarsteller Hyun Bin (40) auf dem Steg am Brienzersee am Klavier.
Seitdem pilgern immer mehr Koreaner genau dorthin und machen Selfies. Inzwischen ist der Ansturm so gross, dass die Netflix-Touristen sogar eine Stunde warten, um ihr geliebtes Foto machen zu können. Eigentlich könnte sich die Gemeinde über so viel Aufmerksamkeit freuen. Nur: Die Koreaner verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Geld lassen sie keines da. Und das müssen sie auch nicht. Ihren Durst stillen die Hyun-Bin-Fans am Dorfbrunnen. Der Besitzer des Dorfladens darf sich höchstens über den Kauf einer Packung Noodle-Soup oder Pommes-Chips freuen. Nach 90 Minuten fahren die ersten Busse los und neue rollen wieder an.
Postauto mehr Fahrten anbieten
Nicht alle fluchen über die Touristenmasse. Die Familie Abegglens, Besitzer des Hotels «Chalet Du Lac» hat sich die Netflixserie zunutze gemacht. Offenbar soll der koreanische Superstar während Dreharbeiten eine Nacht in ihrem Hotel verbracht haben. Nun bieten sie auf ihrer Homepage Hyun Bins Zimmer als «Honeymoon-Room» an. «Das macht viele Paare superhappy», erzählt Hotelbesitzerin Susanne Abegglen.
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Auch das Postauto musste sich an den Reisetrend anpassen. Neu sind täglich vier Zusatzkurse unterwegs und trotzdem bleiben manche Touristen traurig an der Bushaltestelle stehen.
Bald müssen sie bezahlen
In Zukunft soll am Selfie-Stopp ein Drehkreuz mit Geldeinwurf stehen. Wer fünf Franken bezahlt, darf den Selfie-Hotspot betreten. Das Gastgewerbe hofft wegen längeren Wartezeiten auf höhere Einnahmen. Denn: Um die Wartezeiten zu überbrücken, wird sich so mancher in das Innere des Dorfes wagen.
Für die Dorfbewohner ist noch lange kein Ende in Sicht. Bald könnte sich die Lage sogar verschlimmern. Angeblich soll ein thailändisches Team vor kurzem sein Interesse an einem Filmprojekt in der Idylle geäussert haben. (lia)
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