Kurz nach Samstagmittag hebt die Embraer E190 des Flug-Start-Up Flybair in Richtung Palma de Mallorca ab. Der Jungfernflug der Airline mit Basis am Berner Flughafen ist geglückt – und das mitten in der Corona-Krise.
Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, weiss auch Flybair-CEO José González (38): «Die letzten Monate waren eine Herausforderung für alle Beteiligten. Wir sind erleichtert, dass Flybair nun fliegt.»
Last Minute besonders gefragt
Denn eigentlich hätten die geleasten Helvetic-Maschinen bereits Anfang Mai abheben sollen. Dann kam die Corona-Pandemie. Das Startdatum musste um mehrere Monate verschoben, die Anzahl Destinationen reduziert werden. Momentan fliegt Flybair sieben Mittelmeer-Destinationen an.
Für die ersten Flüge am Wochenende lag die Auslastung bei Flybair bei etwa 80 Prozent. Etwas weniger rosig sieht es in den nächsten Wochen aus: «Viele Leute sind aufgrund von Covid-19 verunsichert und buchen kurzfristig», sagt González.
Die Krise hat ihre Spuren hinterlassen und wird sich auch auf Flybairs erstes Jahr auswirken. «In diesem Jahr wollen wir unsere Krisenfestigkeit beweisen. Nächstes Jahr starten wir durch», ist der Flybair-CEO überzeugt.
Vom Skywork-Grounding gelernt
Knapp zwei Jahre nach dem Grounding von Skywork hat der Berner Flughafen also wieder eine eigene Airline. Für José González ist klar, warum Flybair nicht das gleiche Schicksal wie ihrer Vorgängerin droht: «Wir fliegen nur Destinationen an, die auch wirklich gefragt sind.»
Die virtuelle Airline Flybair ist der letzte Versuch des Hauptstadt-Flughafens, doch noch eine rentable Alternative zu den grossen Schweizer Flughäfen in Zürich, Genf und Basel zu werden.
Denn der Berner Flughafen ist das ewige Sorgenkind der Schweizer Flugbranche. Die Passagierzahl ist letztes Jahr um 80 Prozent eingebrochen. Zudem steht der Flughafen mit 1,5 Millionen Franken in den roten Zahlen – die Corona-Krise noch nicht eingerechnet.
Letzte Chance Flybair
Dass Flybair nun die letzte Chance für den Hauptstadt-Flughafen ist, weiss auch Urs Ryf (55): «Sollte das Projekt Flybair scheitern, wissen wir, dass der öffentliche Flugverkehr am Berner Flughafen keine Zukunft hat», sagt der Geschäftsführer des Berner Flughafens. Gleichzeitig ist Ryf überzeugt: «Das Konzept ist sorgfältig auf das Bedürfnis der Bevölkerung abgestimmt.»
Über die nächsten Jahre soll das Angebot im Belpmoos dann nochmals ausgebaut werden. Im Winter sollen Charterflüge Skitouristen ins Berner Oberland bringen – und so den Berner Flughafen doch noch zu einer wichtigen Stütze für den Tourismus im Raum Bern machen.